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Durch die, in ihr aufsteigende, Kälte spürte Hermine wie sie langsam erwachte.

Sie spürte erst einige Sekunden später, dass sie gegen etwas lehnte. Es war nicht mehr nur die Wand hinter ihr. Sie lehnte mit ihrer Schulter gegen etwas viel wärmeres.

Mit noch immer ermüdeten Augen schaute sie vorsichtig nach rechts. Als sie die grüne Krawatte erkannte, welche gut zu dem Weißen Hemd passte, sprang sie reflexartig auf. Mit finsteren Blicken musterte sie Malfoy, welcher in der reinsten Ruhe zu ihr hoch schaute.

"Dachte schon, du wachst heute gar nicht mehr auf." "Bitte?" fauchte sie finster, "seit wann bist du hier?" "Muss kurz nach deiner Abdriftung gewesen sein. Das ist so 'ne gute Stunde her."

"Wieso weckst du mich denn nicht?" kreischte sie hysterisch. Ihr war es egal wie lange er in der Kälte saß, oder was er oben im Eulenturm wollte. Es ging einzig und allein um seine Absichten.

"Granger," langsam stand Malfoy nun auf, "dir tat es gut mal wieder geschlafen zu haben." Hermine schaute ihn überrascht, zugleich jedoch auch finster, an. "Woher willst du das wissen?" Malfoy lachte zynisch auf. "Also wem das noch nicht aufgefallen ist, der sollte sich dringend eine Brille zulegen. Du liegst fast immer fast auf dem Tisch, und unkonzentriert bist du auch." Hermine zog schnippisch grinsend Luft ein. "Ich brauche keinen Spion, welcher wie ein kleines Hündchen auf mich aufpasst. Was machst du überhaupt hier oben?"

"Post verschicken schätze ich mal." gab er kurz zurück, bewegte sich dann jedoch auf die Wendeltreppe nach unten zu. Hermine folgte ihm, sprach jedoch kein weiteres Wort mehr.

Der Abend war schon längst vorbei, die Nacht hatte Einzug gehalten. Doch trotz der Müden Glieder ließ ihr Kopf sie nicht schlafen.
Wach saß sie vor dem Kamin im Gemeinschaftsraum, die Beine eng an sich gezogen, den Kopf darauf stützend.

"Und ich dachte, ich wäre der einzige der nicht schlafen kann.." erschrocken von der tiefen Stimme welche plötzlich im Raum auftauchte fuhr Hermine herum. Auf sie zu kam Dean Thomas, ein großer, gutherziger Junge mit Spanischen Wurzeln.

Seufzend ließ er sich neben die zierliche Gryffindor fallen. "Wieso kannst du nicht schlafen?" fragte Hermine kleinlaut.

"Du kennst ja meine Familie, meine Vorgeschichte. Doch momentan belastet es mich ganz schön, dass ich nie meinen richtigen Vater kennen lernen konnte. Und das alles nur, wegen Voldemort und den Todessern." "Das tut mir leid. Ich kann dich nicht verstehen, das wäre gelogen. Aber ich kann deine Gedanken nachvollziehen. Es muss schwer sein, seiner Familie nun noch Vertrauen zu schenken?"

"Leider ja. Ich kann es nun nicht mehr ändern, aber mein Kopf nimmt diesen Fakt nicht an.."
"Keiner versteht dich so gut, wie ich." stöhnte Hermine leise.

Ihr ging es gefühlt genauso. Sie wusste ja, dass Malfoy diese Vergangenheit hat. Aber ihr Kopf wehrte jegliche Anschuldigung des Jungen Slytherins ab, dass er jemals böse gewesen ist. Man mag sagen er handelte durch seinen Vater, aber das ist eben nur halb richtig. Das Mobbing war seine eigene Entscheidung, niemand konnte ihm dieses Vorschreiben.

"Würdest du jemals mit der Vergangenheit abschließen, und deiner Mutter eine zweite Chance geben?" fragte sie nun direkt heraus.

Dean blieb einen Moment still. Hermine war sich sicher, diese Stille war Antwort genug, doch er fing doch noch einen Antwortsatz an.

"Ja. Ja, Mine. Das ist nur fair. Sie gab mir als Kind so viele Chancen. Und sie hatte es nicht leicht. Sie lebte mit so einer schweren Last, einer Lüge. Wenn sich Jemand eine weitere Chance verdient hat, dann meine Mutter. Aber ich glaube, dass das Zeit braucht. Das Abschließen braucht Zeit. Das bezieht sich nicht nur auf meine Mutter, sondern auf alles. Die Liebe, die Freundschaft, das Wegwerfen von Erinnerungen an eine Person, welche man vergessen will."

Eine brechende Pause setzte sich in die Luft. Keiner der beiden sagte noch ein Wort.
Hermines Kopf rauschte und ratterte hinter Dean's Worten her wie ein Uhrwerk. So viele verschiedene Gedanken liefen in ihrem Gehirn umher.

Prüfend lugte Draco hinter der Korridorecke hervor- doch nichts.
Ein paar Meter weiter öffnete er eine Tür zu einem Klassenraum- auch nichts.

Es war ruhig, wie so oft. Er hielt es mittlerweile total unnötig Nachtschicht zu halten, wenn doch eh kein Schwein auf die Idee kam die Türme oder Kerker zu verlassen.

Doch gerade hatte Draco das letzte Wort gedacht, da hörte er Schritte hinter sich. Wie ein Wirbelsturm drehte er sich um die eigene Achse und stierte in die Dunkelheit.
"Lumos." flüsterte er hastig, und ging in die Richtung, aus welcher er die Schritte vernahm.

Er erkannte eine Silhouette im Schein seines Zauberstabes, und griff eilig die Hand aus. Das Mädchen in seiner Hand fing an zu schreien, hörte jedoch auf als auch sie den Blonden erkannte.

"Weaslebee," seufzte er enttäuscht, "du hier?" Weasley verdrehte ihre Augen und wand sich aus seinem Griff. "Bloß nicht zu viel Begeisterung, Malfoy." "Wozu auch?"

Sie hatte recht. Innenbrünstig hatte Draco auf eine andere Person gehofft, die er antreffen würde.

Blaise natürlich, wer sonst?

Nach einer ganzen Weile in welcher Hermine und Dean in Stille dasaßen, hörten die zwei nun das Porträt der fetten Dame aufschwingen. Gleichzeitig schauten sie sich gegenseitig an, und anschließend die enge Gasse, durch welche sogleich auch zwei Personen kamen.

Die eine große hielt die kleine fest am Kragen, und schubste sie vor sich her. Erst als das Feuer im Kamin leicht auf die zwei bis eben noch fremden Personen schien, erkannte Hermine Malfoy mit Ginny in der Hand.

"Gin?" fragte sie erschrocken und stand auf. Mit drei Schritten war sie um das Sofa gegangen und schaute Malfoy prüfend an. "Was machst du mit ihm alleine, nachts?"

"Werd' nicht geschmacklos, Granger." zischte Malfoy erbittert, "Die Göre hat sich in den Gängen umher geschlichen."

"Du doch auch." versuchte Hermine ihre beste Freundin zu decken. "Ich hab' Aufsicht. Das wüsstest du, wärst du bei der letzten Sitzung gewesen." Höhnisch grinste Malfoy auf Hermine runter, welche nun empört ihre Arme verschränkte.

Auch Dean schien die Diskussion nicht in Ruhe zu lassen, denn er stellte sich neben Hermine und schaute Malfoy ernst an. "Lass' gut sein, Malfoy. Jetzt geh', du bist kein Gryffindor."

"Ein Glück!" lachte der Blonde Slytherin provokant und drehte sich schwungvoll um. Mit einem letzten festen Blick auf Hermine war er durch das Porträt verschwunden.

the stupid, the proud | DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt