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Ein Monat war vergangen, seitdem Hermine angefangen hatte den Traumlos- Trank einzunehmen. Und mit jedem Tag verspürte sie den Drang ihn öfters zu trinken. Sie spürte diese elendige Müdigkeit über den ganzen Tag, die schwindende Konzentration, die Kopfschmerzen und die Reizbarkeit welche sie an den Tag legte. Es war ihr mittlerweile schon unangenehm geworden mit Ginny zu reden, weshalb sie das auch immer seltener tat. Morgens kam sie höchstens zwei Mal in der Woche zum Frühstück, und wenn sie da war, dann verschwand sie auch wieder ganz schnell. Ihre Noten waren ziemlich in den Keller gesunken, was sie nur noch mehr Zeit in der Bibliothek verbringen ließ. Doch egal wie oft sie eine Seite las, sie wusste im Nachhinein nicht mehr, was sie gelesen hatte. Damals hatte sie das höchstens am Wochenende, aber nicht während den Hausaufgaben am Mittwoch! Ihr Körper fühlte sich schwer und kraftlos an, nur einzig und allein ihr Kopf schwebte mit ihr herum. Sie war so Gedankenfrei, und musste sich um nichts sorgen. Den Wert an Wurzeln, den sie Slughorn wöchentlich klaute, musste in einen so hohen Bereich gestiegen sein, dass sie diesen niemals mehr hätte bezahlen können. Und wer musste dafür die Konsequenzen tragen, weil er wie sonst auch immer beschuldigt wurde? Malfoy. Er musste nun wöchentlich die komplette Besensammlung der Quidditch Mannschaften säubern. Und da ihm vorgeworfen wurde, dass er ja nicht aufhörte zu stehlen, hatte er auch schon einen Schulverweis kassiert. Doch Hermine konnte weder sich dazu überwinden die Wahrheit zu sagen, noch aufhören mit dem Klauen.

Sie war ein schrecklicher Mensch geworden, und sie schämte sich jedes Mal, wenn sie sich selbst in einem Spiegel betrachten musste. Ihren eigenen im Zimmer hatte sie bereits abgedeckt, und hatte Ginny gesagt, ihrer hätte einen Sprung. Wie lange ihre beste Freundin ihr das abkaufen würde, lag wohl im Ungewissen.

Es war nun schon das dritte Mal, dass Hermine die Seite las, doch sie konnte sich bloß an den letzten Satz erinnern, und dieser war die Danksagung an einen Zauberer, welcher ihr nichts nützte. Erschöpft ließ sie ihren Kopf zurück an die Sessellehne fallen.

Ihr Nacken versteinerte sich für einige Minuten, bis Hermine in ihre Träume über absolut gar nichts abdriftete.

"Granger." hallte es in ihrem Kopf umher. Sie träumte? Nein, sie verwendete doch den Trank! "Granger!" wiederholte sich die Stimme nun lauter, und Hermine schreckte hoch. Malfoy riss seinen Oberkörper zurück, welchen er etwas vorgebeugt hatte. "Wow, alter! Ganz ruhig!" "Du bist es.." Hermine rieb sich die Augen und klappte ihr Buch zu.

Sie hatte gehofft Malfoy würde nun einfach mit einem zufriedenen Grinsen, da er sie geweckt hatte, weiter gehen, doch er seufzte tief und zog sich einen der weiteren Sessel, welche etwas weiter von Hermine entfernt standen, neben sie. Er ließ sich darauf fallen, und legte seine Füße auf das kleine Tischchen, welches in der Mitte des eigentlichen Sesselkreises stand.

"Malfoy, geh'." forderte ihn Hermine auf, doch dieser machte keinerlei Anstalten zu gehen. "Nein." Er schloss seine Augen. "Akzeptiere es einfach, dass nun einmal wieder Jemand in deiner Nähe ist." "Was willst du damit sagen?" keifte sie ihn an. Verwundert über die zickige Reaktion öffnete der Blonde wieder seine Augen. "Gar nichts, entspann' dich doch wieder. Hast du doch eben auch getan." "Ja," stöhnte Hermine, "weil ich da keinen nervigen Slytherin neben mir hatte."

"Da ist also der Haken." grinste Malfoy zufrieden, "Ich bin dein Problem. Interessant, wenn man bedenkt, dass ich dir nichts getan habe." er schmunzelte amüsiert, und ließ sich noch tiefer in seinen Sessel gleiten.

"Du bist kein Problem, nicht mehr. Als würde ich mir Stress und Ärger wegen dir einheimsen. Niemals wieder, Malfoy."

Du sollst nicht lügen, Hermine, warnte sie ihre Kopfstimme. Das hat er nicht verdient.

"Wie auch immer, Granger." Er schloss nun wieder die Augen, was Hermine ungemein störte. Sie konnte niemals in Ruhe schlafen, wenn neben ihr eine Person lag, der ihr diesen ganzen Schlamassel auf eine gewisse Art und Weise eingebrockt hatte.

Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete Malfoy wieder seine Augen. Hermine saß noch immer kerzengerade in ihrem Sessel, auf ihrem Schoß das Buch. Der Slytherin beugte sich leicht vor, sodass er sich auf seinen Knien abstützen konnte. Dann drehte er seinen Kopf zu Hermine. "Granger," fing er an, "was sagst du zu einem Butterbier?" Hermine schaute ihn finster an.

Wieso sollte sie? Er schien ja selbst nicht mal von der Idee begeistert zu sein. Wieso sollte sie es also sein?

"Ich denke, ich bin nicht in der Verfassung dazu, tut mir leid." "Was bedrückt dich denn?" fragte Malfoy eher sarkastisch angehaucht. "Nichts, das ist es ja. Aber sagen wir's mal so... Meine Beine sind gerade nicht in der Lage mich auch nur einen Meter zu tragen." Malfoy grinste. "Hast du dir die Beine gebrochen oder was?" er stand auf, und stellte sich vor Hermine. Diese schaute ihn kritisch an. Als er dann seine Hand ihr entgegen streckte, schaute Hermine bedrückt darauf.

Sollte sie annehmen? Auf der einen Seite natürlich, doch es wäre keine schöne Zeit die die beiden haben würden. Sie wäre genauso abweisend wie sonst auch immer.

Aber es tut dir gut, nicht zu träumen. Dir geht es besser, sobald du den nächsten Schluck nimmst, versprochen.

Kopfschüttelnd lehnte sich Hermine zurück in ihren Sessel. "Ich denke nicht, dass das eine gute Idee ist, Malfoy." Doch der blonde Junge griff nun von selbst ihre Hand, und zog sie mit einem gewaltigen Ruck nach oben.

Hermines Beine durchfuhr ein beißender Schmerz, ehe sie sich fing und gerade vor Malfoy stand. Mit einem Blick, mit welchem sie selbst den Basilisken damals hätte töten können, blickte sie in seine sturmgrauen Augen. Sie wäre versunken, ja beinahe ertrunken in seinen Augen, hätte sie nicht noch immer Trankeinwirkung im Blut.

"Na schön," knurrte sie letztendlich, "ein Butterbier, dann möchte ich wieder zurück in den Turm." Malfoy nickte, und ließ ihre Hand los. Mit wackeligen Schritten ging sie nun etwas hinter Malfoy. Es war ein so ungewohntes Bild nach all den Wochen, dass sich Hermine eher etwas fremd fühlte. Doch als er dann neben sie kam, und sie von oben musterte, spürte sie ein Stechen in ihrem Bauch. Es war nicht unangenehm, aber Hermine wusste, dass dieses Stechen definitiv bedeutete, sie müsse demnächst noch einen Schluck trinken. Das wäre dann der vierte des heutigen Tages.

Der Weg bis runter nach Hogsmeade war schnell geschafft, und so fand sich Hermine kurze Zeit später in dem kleinen aber vollen Pub wieder. Malfoy ihr gegenüber.

the stupid, the proud | DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt