Von: dam.freitag@gmail.com
An: unsichtbar@nebelgrenze.com
Betreff: Re: Eine gross Bitte
Liebe Unbekannte
Ich habe es getan und ich weiss nicht mal, warum ich es getan habe. Warum in hergottsnamen sollte ich auch etwas tun, dass Jemand, der sich nicht mal zu erkennen geben will, von mir verlangt? Und noch dazu etwas so Absurdes?
Trotzdem habe ich den Anhänger hinterlegt. Vielleicht, weil ich der Meinung bin, dass der Anhänger in Lukas' Händen gut aufbewahrt ist. Irgendwie fühlt es sich sogar richtig an, dass er ihn hat. Nichtsdestotrotz ist deine Bitte doch ziemlich gruselig.
Ich weiss beim besten Willen nicht, was ich davon und somit auch von dir halten soll! WER BIST DU? WAS HAST DU MIT NINA ZU SCHAFFEN?
Kenne ich dich?
Damian
Ich starre auf den Laptop und auf die Worte meines Bruders. Sie verschwimmen vor meinen Augen. Hinter den Tränen kann ich sie nicht mehr erkennen, nicht mehr lesen, aber sie hallen in meinem Kopf nach. Die letzten Worte, wiederholen sich wie eine Endlosschlaufe. Immer wieder.
„Kenne ich dich?"
„Kenne ich dich?"
„Kenne ich dich?"
Ich versuche krampfhaft, genug Luft in meine Lungen zu bekommen. Alles beginnt zu zittern. Unkontrolliert. Ich habe das Gefühl Schreien zu wollen, aber es kommt nichts raus. Kann mich nicht bewegen. Abgesehen vom bescheuerten Zittern.
Ich schliesse die Augen und versuche mich zu beruhigen. Versuche an Nichts zu denken. Alle Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen. Was mir natürlich nicht gelingt. Trotzdem werde ich irgendwann langsam ruhiger.
Als ich die Augen wieder öffne sind sie noch immer da. Damians Worte. Springen mich an.
Die Luft, die ich unbewusst angehalten habe, entweicht mir zitternd und mit ebenso zittrigen Fingern klicke ich auf Antworten.
Von: unsichtbar@nebelgrenze.com
An: dam.freitag@gmail.com
Betreff: Re: Re: Eine gross Bitte
Lieber Damian
Ja und nein. Vielleicht kennst du mich nicht so, wie du es dir vorstellst und trotzdem kennst du mich, da bin ich mir ziemlich sicher.
Ich jedenfalls habe das Gefühl dich zu kennen. Vielleicht besser sogar, als ich mich selber kenne. Nina hat mir so viel von dir erzählt. Du hast einen sehr grossen Platz in ihrem Herzen. Glaub mir.
Nie hätte sie sich ein Leben ohne dich vorstellen können. Du warst immer ihr grosses Vorbild. Ihr Fels in der Brandung, an den sie sich lehnen konnte. Und sie wünscht sich nichts sehnlicher, als genau das zu tun.
i. L.
Unsichtbar
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Mails hinter die Nebelgrenze #IceSplinters18 #teaaward2018 #GoldenAward_2018
Aktuelle LiteraturEine Sekunde. Eine klitzekleine Sekunde, die alles beendet. Die alles auf den Kopf stellt. Nina war eigentlich recht zufrieden mit ihrem Leben. Bis zu diesem Moment, der alles verändert, dem Moment, der sie aus dem Leben reisst. Wie soll sie dami...