einunzwanzig

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Ich sitze auf dem Sofa. Perplex. Ich weiss nicht, was das zu bedeuten hat. Ich meine Rivers Abgang. Wie von einer Tarantel gestochen schreckt er auf und lässt mich alleine hier sitzen. Dabei habe ich seine Nähe wirklich genossen und hätte sie auch irgendwie gebraucht.

Hab ich etwas falsch gemacht? Bin ich ihm zu sehr auf die Pelle gerückt?

Natürlich kann ich verstehen, dass er anderes zu tun hat, als nur bei mir zu sitzen, aber seine Abwesenheit, die Leere, die ich jetzt verspüre, ist schon fast schmerzlich.

Ich sollte mich wirklich mehr auf mich selber konzentrieren. Ich kann nicht immer erwarten, dass andere für mich da sind und mich aufmuntern!

Das Weinglas in der Hand, den Blick starr auf's Feuer gerichtet, dämmere ich vor mich in. Trinke ein Glas nach dem andern. Nach einer endlosen Zeit rapple ich mich auf und geh zum Schreibtisch rüber, deaktiviere den Bildschirmschoner.

Eine ungelesene Mail finde ich in meiner Inbox.




Von: felicitas.707@bluewin.com

An: unsichtbar@nebelgrenze.com

Betreff: Re: Re: Danke für deine Antwort

Liebe Nina

Im Moment bin ich nicht überzeugt, ob alles im Leben seinen Sinn hat. Vielleicht ändert sich das irgendwann mal wieder, aber mit dem Unfall, der sich ereignet hat, stellt sich mir der Sinn davon doch etwas arg in Frage.

Warum ich erstaunt gewesen wäre, wenn du die richtige Nina gewesen wärst? Das ist ganz einfach zu beantworten und trotzdem fällt es mir schwerer, es auszusprechen, als irgendetwas anderes. Nina ist nämlich beim Unfall gestorben. Und durch meine Schuld leiden jetzt so viele Personen (wie z.B. ihr Freund Nick, mit dem sie scheinbar erst kurz vor dem Tod zusammen gekommen ist) Unerträgliches und Nina hat sogar alles verloren. Ich weiss bis jetzt noch nicht, wie ich damit leben soll. Am Liebsten würde ich mich für immer verkriechen. Nie mehr hervorkommen!

Es tut mir leid, dass ich dich damit belaste. Normalerweise bin ich ja eine sehr positiv denkende Person, aber es scheint, dass ich all das Positive beim Unfall verloren habe. Die ganze Leichtigkeit, mit der ich früher mein Leben gelebt habe, ist verschwunden. An ihrer Stelle ist nur Schuld geblieben.

Wo also, soll hier der Sinn sein??

Ich weiss zwar noch immer nicht wirklich, was sich in deinem Leben ereignet hat, aber ich hoffe, du kannst dich mit deiner Situation arrangieren. Versuche doch, im Moment zu leben und die Gegenwart einfach so zu akzeptieren, wie sie ist. Wenn du dich wohl fühlst, wo du jetzt bist, geniesse, was du hast und versuche dich nicht darauf zu konzentrieren, was du verloren hast.

Alles liebe und sorry nochmals, dass ich dich mit meinem Kram belaste.

Felicitas.




Von: unsichtbar@nebelgrenze.com

An: felicitas.707@bluewin.com

Betreff: Re: Re: Re: Danke für deine Antwort

Was soll ich sagen... irgendwie haben mich deine Worte berührt, auch wenn ich dies nicht gerne zugebe. Ich werde deinen Rat beherzigen und versuchen, die Umstände so zu akzeptieren, wie sie sind. Ich kann sie ja doch nicht ändern. Und wer weiss, vielleicht kann wenigstens ich irgendwann einen Sinn in all dem sehen, was passiert ist.

Wie ich das so sehe, sind nicht nur Nina und ihre Hinterbliebenen die Leidtragenden in deiner Geschichte, sondern auch du selber. Ich kann spüren, dass dir alles mehr als leid tut und du unter dem Unglück ebenso leidest.

Ich hätte zwar nicht gedacht, dass ich dir das sage, aber gib dir nicht die Schuld an dem Unfall. Es war ein furchtbares Unglück, das alle gerne ungeschehen machen würden, wenn sie es könnten! Leider ist das nicht möglich, also sollten alle zusammen versuchen, das Beste aus der Situation zu machen.

Felicitas, du kannst mich verrückt nennen, aber ich habe da so eine Idee. Ich habe das Gefühl, dass ihr euch gegenseitig helfen könntet. Vielleicht würdest du Frieden finden, wenn du mit Nina's Hinterbliebenen Frieden schliessen würdest. Nimm Kontakt auf mit Nick. Aus irgendeinem Grund bin ich mir sicher, dass ihr euch gegenseitig helfen könnt.

Bitte versuche es für Nina und für Nick!

Liebe Grüsse

Nina

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