A/N: Dieses Kapitel widme ich der lieben @AimingBook da sie mich mit ihren lebhaften Kommentaren zu meiner Geschichte immer zum Lachen bringt. Und weil sie wenig Begeisterung für kleine Häuser unter Brücken mitten im Nebel aufbringen kann.
Obwohl ich jetzt schon beinahe die Kommentare, die sie zu ende dieses Kapitels machen wird, hören/lesen kann ;)
AimingBook... falls der Link wider Erwarten funktionieren sollte und du verfrüht auf dieses Kapitel stösst... erst lesen, wenn es so weit ist :D*******************************************
Nina hat mich heute Morgen zu sich bestellt. Keinen Dunst, was sie geplant hat. Aber als sie gestern Abend bei mir und Rain vorbeigeschaut hat, hab ich sofort angesehen, dass sie was ausheckt. Sie hat versucht sich nichts anmerken zu lassen, aber dafür kenn ich sie schon zu gut.
Zudem hat sie nur mich zu sich bestellt und Rain nicht. Langsam bin ich wirklich gespannt, was sie vorhat.
Als ich aus dem Nebel trete, seh ich Ninas kleines Haus still daliegen. Es ist irgendwie zu still. Wenn ich nicht wüsste, dass Nina da wohnt, würde ich denken, es ist unbewohnt. Nichts, nicht das kleinste Utensil zeugt davon, dass hier vor wenigen Tagen etwa 10 Personen ums Feuer gesessen sind und eine kleine Party gefeiert haben.
Alles wirkt leer und kalt. Als ich näher komme, verstärkt sich mein mulmiges Gefühl. Die Haustüre ist verschlossen, ganz im Gegensatz zu sonst. Wann immer Nina zuhause ist, steht ihre Türe offen. Na ja... viel zu befürchten haben wir hier ja auch nicht. Was einem jemand klaut, kann man sich wieder herbeidenken und uns umbringen wird wohl auch niemand versuchen.
Daher erstaunt es mich umso mehr, Ninas Türe verschlossen vorzufinden, zumal sie mich herbestellt hat.
Etwas aufgewühlt und unsicher lasse ich mich auf der Parkbank nieder und beschliesse, einfach mal abzuwarten.
Endlich, nach einer endlosen scheinenden Wartezeit hör ich ihre Stimme. Verdammt... ich geb's ungern zu, aber ich bin sowas von erleichtert, ihre Stimme zu vernehmen! Wahrscheinlich steigere ich mich viel zu sehr in was rein, sobald es um Nina geht. Aber egal, Hauptsache, sie ist hier!
„Oh, Hi River! Bist du schon lange hier?" Mit einem Lächeln umarmt sie mich.
„Nein, nicht wirklich, bin eben erst gekommen." Sie muss ja nicht gleich wissen, dass ich mir schon Sorgen gemacht habe. „Und was haben wir zwei Schönen heute vor?"
„Das wirst du früh genug sehen!" Lachend zieht Nina einen Schal hervor und mir schwant schon, was dies zu bedeuten hat. Ihr Gesicht strahlt, wie ich es in den letzten Wochen selten gesehen habe, also wird es wohl etwas Schönes sein, das sie mir zeigen will.
„Bereit, für die Überraschung?" Nina hält mir, mit einem verschmitzten Lächeln, den Schal vors Gesicht.
„Ich begebe mich in deine Hände!" scherze ich, worauf mir Nina die Augen verbindet.
„Also los! Ich führe dich, River!"
Es ist schon ein eigenartiges Gefühl von Nina geführt zu werden, aber sie scheint zu wissen, wohin sie will, also zotteln wir los durch die Gegend. Ihre Hand in meiner fühlt sich warm und gut in meiner an und vermittelt mir Sicherheit.
Anhand des Untergrunds, auf dem wir gehen, kann ich erkennen, dass wir sehr wahrscheinlich auf einem Feldweg unterwegs sind. Düfte der verschiedenen Felder wechseln sich ab und steigen in meine Nase.
Irgendwann wird es etwas kühler und ich vermute, wir befinden uns nun an einem schattigen Ort. Ich kann den Duft von Kiefernharz riechen.
„Führst du mich in den Wald?"
„Sozusagen. Nur noch etwas Geduld, wir sind gleich da."
Nach ein paar Minuten scheinen wir den Wald zu verlassen und wir befinden uns wieder in der Sonne. Nun rieche ich... Lavendel... und noch etwas, das ich zwar zu kennen glaube, aber grad nicht benennen kann.
Nina bleibt stehen und meint: „Wir sind da!" Ich kann die Vorfreude förmlich in ihrer Stimme hören. „Du kannst die Augenbinde abnehmen!"
Vorsichtig entferne ich den Schal von meinen Augen und blinzle ein paarmal. Das Sonnenlicht ist so hell, dass ich erst gar nicht viel erkennen kann. Nach ein paar Sekunden jedoch haben sich meine Augen an das Sonnenlicht gewöhnt und ich schaue mich um.
Was ich sehe, verschlägt mir erstmal die Sprache. Es ist einfach wunderschön und strahlt nichts als Frieden aus!
Eine kleine Holzhütte liegt fast inmitten der traumhaften Lichtung, umgeben von einer Wildwiese, hauptsächlich bestehend aus Lavendel und, wie ich jetzt erkenne, Salbei.
Die Tür der Hütte steht einladend offen und auf der Veranda befinden sich zwei Schaukelstühle, ein Tischchen und eine Schaukel für zwei Personen.
Ohne sie fragen zu müssen, weiss ich, was dies zu bedeuten hat und es macht mich unglaublich glücklich. So bedrückt ich damals war, als Nina sich unter den Brücken angesiedelt hat, umso glücklicher bin ich heute, denn es wiederspiegelt für mich ihren Seelenzustand.
Als ich mich zu ihr umdrehe, sehe ich ihr Lächeln, das von einem Ohr zum andern reicht. Diese Frau macht mich ganz einfach verrückt! Ich ziehe sie in eine innige Umarmung, welche meinen ganzen Körper kribbeln lässt.
Ich atme den Duft ihrer Haare ein, welcher scheinbar vorübergehend meine Hirnfunktion ausser Kraft setzt, denn ich erwische mich dabei, wie ich beginne kleine Küsse auf ihr Haar und ihre Schläfe zu verteilen. Ich höre Ninas unregelmässigen Atem, was mein Herz zwischenzeitlich zum Stolpern bringt und es daraufhin so wild schlagen lässt, dass ich befürchte, gleich aus den Schuhen zu kippen. Zum Glück können wir nicht noch einmal sterben, ansonsten müsste ich mir wohl Sorgen um meine Pumpe machen.
Meine Stirn liegt an ihrer und ich spüre ihren Atem auf meiner Haut. Wie scheinbar von einer unsichtbaren Kraft angezogen finden meine Lippen den Weg zu den ihren.
Nichts, hat mich darauf vorbereitet, das zu fühlen, was grad in mir abgeht. Wie viele Male habe ich mir in den letzten Wochen ausgemalt, diese Lippen zu küssen, aber ich hatte nicht den leisesten Dunst, wie sie sich anfühlen würden. Mein Magen vollführt gerade einen dreifach Salto, in dem Moment, als sie meinen Kuss erwidert. Um nichts auf der Welt kann ich mir vorstellen, mich wieder von diesen Lippen zu lösen.
Aber leider kommt es anders. Ich spüre zu meinem Bedauern, wie Nina sich von mir löst, mich leicht von sich schiebt. „Vielleicht sollten wir das lieber nicht tun", meint sie leise, während sie auf den Boden zwischen uns schaut.
Ihre Worte schneiden mir ins Herz. Es fühlt sich an, als hätte ich Jahre auf diesen Augenblick gewartet und nun wendet sie sich von mir ab, möchte den Kuss, der mir alles bedeutet hat, nicht spüren.
„Warum Nina? Warum sollten wir das nicht tun?" Ich versuche ihr in die Augen zu schauen, doch sie wendet den Blick ab.
Nina schaut rüber zum Haus. „Komm, ich zeig dir mein neues Heim!" Ihr Blick, wie sie so da steht, hat etwas Trauriges. Warum um alles in der Welt ist sie jetzt traurig?? Sie war doch eben noch fröhlich und gut gelaunt. Irgendwie versteh ich die Welt gerade nicht mehr so ganz. Seufzend gebe ich mich geschlagen. Vorerst.
Nina zeigt mir ihr Haus und es ist wirklich wunderschön und vor allem gemütlich. Meine Konzentration, muss ich allerdings zugeben, liegt nicht ganz auf dem Haus allein. Immer wieder ertappe ich mich dabei, wie ich die Frau neben mir betrachte und mich frage, was in ihrem Kopf vor sich gehen mag. Hab ich die Zeichen falsch gedeutet? Das erste Mal habe ich das Gefühl, sie nicht zu verstehen.
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Mails hinter die Nebelgrenze #IceSplinters18 #teaaward2018 #GoldenAward_2018
General FictionEine Sekunde. Eine klitzekleine Sekunde, die alles beendet. Die alles auf den Kopf stellt. Nina war eigentlich recht zufrieden mit ihrem Leben. Bis zu diesem Moment, der alles verändert, dem Moment, der sie aus dem Leben reisst. Wie soll sie dami...