vierzehn

84 15 104
                                    





Phönix (Mythologie)

Der Phönix (altgriechisch Φοίνιξ Phoínix, von altägyptisch : „Der Wiedergeborene/Der neugeborene Sohn"; lateinisch Phoenix) ist ein mythischer Vogel, der am Ende seines Lebenszyklus verbrennt oder stirbt, um aus dem verwesenden Leib oder aus seiner Asche wieder neu zu erstehen.

Diese Vorstellung findet sich heute noch in der Redewendung „Wie ein Phönix aus der Asche" für etwas, das schon verloren geglaubt war, aber in neuem Glanz wieder erscheint.



Lukas starrt auf die Zeilen und liest sie immer und immer wieder. Seine Augen fliegen immer wieder über den zweiten Absatz. Sein Atem beginnt, schwer zu werden. Seine Ellbogen auf dem Tisch, verdeckt er sein Gesicht mit den Händen.

Ich stelle mich hinter ihn und umklammere ihn. „Ich bin hier Lukas! Spürst du mich nicht? Kannst du mich nicht fühlen?" Ich flüstere die Worte in sein Ohr. Irgendwann muss ich doch zu ihm durchdringen!

Was soll ich nur tun, falls es nicht funktioniert? Wie kann ich ihn auf mich aufmerksam machen? Langsam fühle ich mich echt der Verzweiflung nahe.

Ich strecke die Hand aus nach einem Radiergummi. Wenn ich es schaffe, den Radiergummi zu bewegen, kann ich es auch mit dem Phönix tun. Das würde seine Aufmerksamkeit erregen.

Verdammt! Es klappt nicht. Ich kann den Gummi nicht bewegen. Er gehorcht mir nicht, tut nicht, was ich will. Was hat Rain gesagt, es braucht viel Übung? Das heißt aber doch, dass es theoretisch möglich ist. Ich werde Rain und River um Rat fragen wie ich es üben kann und bis dahin kann mir vielleicht einer der Geschwister aushelfen.

Lukas reisst mich aus meinen Gedanken. Er steht seufzend auf, steht mitten im Wagen und schaut sich um. Plötzlich gibt er sich einen Ruck, öffnet alle Fenster im Bauwagen und geht nach draußen in den Garten.

Er atmet tief ein und aus. Ich spüre zwar, dass er noch immer verzweifelt ist, aber etwas ist anders. Er scheint, als habe er einen Entschluss gefasst. Meinem Gefühl nach, ist es der Entschluss, sich nicht unterkriegen zu lassen. Ich bin erleichtert. Es ist, als sei ein Stein von meiner Brust gerollt worden. Zumindest scheint ein kleiner Lichtblick in Sicht.

Wenn sich Lukas nicht unterkriegen lassen will, weiss ich, dass wir es schaffen können. Dass ich irgendwann werde zu ihm durchdringen können.

Lukas setzt sich auf die kleine Bank vor seinem Bauwagen, schließt die Augen und lässt sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Ich setze mich neben ihn, lege meine Hand auf seine und spüre, wie seine Energie langsam etwas zurückkehrt, wie er langsam wieder etwas ruhiger wird.

Wir sitzen da und lassen die Ruhe im Garten auf uns wirken. Ich fühle, dass Lukas schwach ist, er hat ja scheinbar auch lange nichts mehr gegessen, was er im Gegensatz zu mir nötiger braucht, aber wenigstens scheinen gewisse Lebensgeister zurückzukehren.

Ich betrachte den Mann neben mir. Ich habe ihn immer geliebt. Mein Leben lang. Egal, wie viele Jahre wir uns zwischendurch nicht gesehen haben, die Liebe zu ihm war immer da. Die Illusion, dass aus uns ein Paar würde, habe ich schon in meiner Jugendzeit aufgegeben, aber das heisst nicht, dass ich ihn deswegen weniger liebe. Vielleicht sogar mehr. Oder freiwilliger. Die Liebe ist einfach auf seine Person bezogen und nicht an irgendwelche Konditionen oder Gegenleistungen geknüpft. Die Liebe ist einfach da. Egal was passiert.

Es ist das erste Mal, seit ich gestorben bin, dass ich es beinahe geniessen kann, einfach Zeit mit Lukas zu verbringen. Auch wenn er selber noch nicht wirklich realisiert.

Mails hinter die Nebelgrenze #IceSplinters18 #teaaward2018 #GoldenAward_2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt