Von: dam.freitag@gmail.com
An: unsichtbar@nebelgrenze.com
Betreff: Bitte entschuldige...
Liebe Anina
Nun ist es an mir, mich bei dir zu entschuldigen! Es haben sich so viele Dinge ereignet in der letzten Zeit, dass ich kaum Zeit fand Mails zu schreiben.
Einmal hatte ich ein paar Diskussionen mit Nicole, meiner Freundin, die nicht wirklich verstand, warum ich mit dir schreibe, wenn ich dich doch nicht kenne. Aber das haben wir mittlerweile geklärt.
Aus irgendeinem mir noch etwas unerfindlichen Grund, ist mir der Kontakt mit dir wichtig. Ich fühl mich Nina näher, wenn ich mit dir spreche. Kannst du mir das erkären?
Lukas scheint es, seit er den Anhänger erhalten hat, besser zu gehen. Weisst du etwas darüber? Schliesslich hab ich den Anhänger auf deine Bitte hin in seinem Briefkasten platziert. Vielleicht hat das alles aber auch gar keinen Zusammenhang. Na ja, ich bin einfach froh, dass er sich etwas gefangen hat.
Das andere, was sich noch ereignet hat ist, dass die Verursacherin des Unfalls im Krankenhaus bei Nick erschienen ist. Er ist voll ausgetickt, was ich auch irgendwie verstehen kann. Trotzdem war er wohl etwas heftig, wie er im Nachhinein selber auch eingesehen hat.
Jedenfalls hat diese Frau Mut und dafür respektier ich sie!
Wir alle haben gedacht, die lässt sich nie wieder blicken. Und weisst du was? Zwei Tage später stand sie wieder auf der Matte!
Ich war zufällig grad auch da. Sie ist reingekommen und man sah ihr an, dass sie am liebsten schreiend wieder rausgerannt wäre. Aber das tat sie nicht! Sie ging auf Nick zu und grüsste ihn freundlich, wenn auch etwas unsicher.
Sie liess Nicks Schimpftirade über sich ergehen, schaute ihn nur schweigend an. Als er geendet hatte (wahrscheinlich sind ihm die Schimpfnamen ausgegangen), zog sie den Besucherstuhl ans Bett und setzte sich.
Schweigen. Langes Schweigen.
Dann endlich sagte sie: „Geht es dir nun besser? ... Magst du vielleicht einen Kaffee?"
Ihre Stimme klang so sanft und freundlich.
Nachdem sie das Krankenzimmer verlassen hatte, um den Kaffee zu holen, beschloss ich, nach Hause zu fahren, um den beiden die Chance zu geben, sich (hoffentlich) in Ruhe zu unterhalten.
Als ich Nick am Abend angerufen habe, hat er nicht viel gesagt, aber er schien auch nicht mehr so wütend.
Jetzt habe ich dich ziemlich zugetextet...bitte entschuldige!
Nun zu dir... wie geht es denn dir, Anina?
Liebe Grüsse
Damian
Von: dam.freitag@gmail.com
An: unsichtbar@nebelgrenze.com
Betreff: Du brauchst dich nicht zu entschuldigen
Lieber Damian
Du brauchst dich nicht zu entschuldigen! Auch ich habe mich ja in den letzten Tagen nicht gemeldet.
Wow! Das sind Neuigkeiten! Ich hoffe doch sehr, dass Nick und diese ominöse Unfallverursacherin sich irgendwie arrangieren können. Wie war sie denn so? Sorry, wenn ich neugierig klinge.
Ich denke, es braucht schon ein grosses Stück Mut, da hinzustehen und sich all die Dinge anzuhören. Und vor allem es sich auch noch ein zweites Mal anzutun.
Wie gesagt, ich kann dir nicht mitteilen, was es mit dem Phönix auf sich hat, aber möglicherweise besteht zwischen dem Anhänger und Lukas' Gemütszustand ein Zusammenhang. Ich vermute es!
Mir geht es soweit ganz gut, auch ich war ziemlich beschäftigt in letzter Zeit. Eine Bekannte hatte eine etwas schwere Zeit und ich fühlte mich ziemlich hilflos, wusste nicht, wie ich ihr helfen sollte. Ich hasse es, wenn ich mich so hilflos oder machtlos fühle!
Dafür hat mir ein guter Freund einen Überraschungstag bereitet. Mit (fast schon sehr romantischem) Picknick und allem drum und dran. Einfach ein Tag, zum Geniessen und Ausspannen. Es war wunderbar und der Tag hat mir über längere Zeit noch Energie gegeben. Manchmal braucht man solche Dinge einfach!
Ich hoffe, du hast keine weiteren Probleme mit Nicole wegen mir. Ansonsten kannst du ihr vielleicht die Mails zeigen, dann wird sie sehen, dass nichts dabei ist.
Alles Liebe und pass auf dich auf, Damian!
Anina
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Mails hinter die Nebelgrenze #IceSplinters18 #teaaward2018 #GoldenAward_2018
General FictionEine Sekunde. Eine klitzekleine Sekunde, die alles beendet. Die alles auf den Kopf stellt. Nina war eigentlich recht zufrieden mit ihrem Leben. Bis zu diesem Moment, der alles verändert, dem Moment, der sie aus dem Leben reisst. Wie soll sie dami...