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~Sicht Nadine ~

Kopf runter, Augenkontakt vermeiden, ganz schnell rauslaufen. Gleicher Ablauf wie jeden Tag, wo ich neuen Alkohol kaufte. Draußen angekommen atmete ich durch und lief nach Hause, den Kopf weiterhin unten gehalten. So gut wie möglich schlängelte ich mich durch die Menschenmassen auf dem Platz. Doch plötzlich stand jemand vor mir und ich lief genau gegen ihn oder sie. Erschrocken hob ich meinen Kopf und schaute die Person an. Offenbar stand er mit dem Rücken zu mir, denn er kniete auf dem Boden und ich sah nur den - recht muskolösen - Rücken. Schnell stellte ich die Tüte mit den Flaschen auf den Boden und half ihm wieder auf die Beine. Die Person drehte sich um und ich sah in eisblaue Augen. Er ging in die Hocke, um meine Tüte aufzuheben und sie mir zu geben, konnte sich jedoch einen Blick in die Tüte offenbar nicht verkneifen, denn danach meinte er: >Ganz schön viel Alkohol für eine Person.< Ich griff nach der Tüte und wollte nur noch gehen, doch ich wurde von ihm aufgehalten, da er die Tüte nicht loslassen wollte. Genervt von ihm lügte ich: >Das ist für Freunde. Wir machen heute Abend eine Party. Da brauch man Alkohol.< >Ja, da hast du recht. Nur kenn ich keinen Menschen, der an einem Dienstagabend eine Party schmeißt<, erwiederte der fremde Typ nun. >Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig!!<, blaffte ich ihn an. Nun riss ich ihm die Tüte aus der Hand und wollte gehen, wurde jedoch erneut aufgehalten. Und erneut war es der komische Mann, der mich festhielt und einfühlsam sagte: >Natürlich bist du das nicht. Aber es ist offensichtlich, dass es dir schlecht geht. Ich glaube dir nicht, dass der Alkohol für deine Freunde und dich ist. Ich glaube nicht, dass du eine Party schmeißt. Ich glaube, dass es dir gerade echt schlecht geht und du Hilfe brauchst. Such dir jemanden und rede mit ihm. Du machst dich kaputt. Hol dir Hilfe. Bitte!!< Nun konnte ich nicht mehr und mir fingen an, die Tränen runter zu laufen. Ich wurde in zwei starke Arme gezogen, die mich hielten und mir Schutz gaben. Nachdem ich mich wieder einigermaßen gefangen hatte, drückte mich der junge Mann leicht weg und sagte: >Ich nehm dich jetzt mal mit zu meiner Wohnung. In dem Zustand lass ich dich nicht allein. Vor allem nicht mit dem ganzen Alkohol.< Nickend willigte ich ein und der Mann lenkte mich durch die Menschenmenge zu einem Auto. Er setzte mich auf die Rückbank und setzte sich dazu. Erst jetzt bemerkte ich, dass der Mann noch zwei Freunde dabei hatte, die vorne saßen und das Auto fuhren. nach ein paar Minuten waren wir an einem Haus angekommen. Mittlerweile war ich am Grübeln, woher ich die Jungs kannte. Sie kamen mir nämlich irgendwie bekannt vor. Im Haus wurde ich von den beiden anderen Jungs auf das Sofa verfrachtet, der dritte ging in die Küche und kam kurz danach mit drei Tassen Tee wieder ins Wohnzimmer. Die drei setzten sich um mich herum auf die Couch, beziehungsweise einer der drei setzte sich auf den Sessel gegenüber. Der junge Mann, den ich umgerannt hatte, legte mir eine Hand auf die Schulter und sagte: >Wir sind jetzt deine Psychologen. Also erzähl, was los ist. Wir werden dir zuhören!< Jetzt lachte ich leise und meinte: >Das ist echt lieb von euch. Aber ich kenn euch kaum und soll euch gleich mein Leben erzählen?< Die anderen fingen jetzt auch zu lachen und der, der auf dem Sessel saß, klatschte sich an die Stirn. >Ey Jungs, wie dumm sind wir eigentlich? Verlangen von ihr, uns ihr ganzes Leben anzuvertrauen, obwohl sie noch nix weiß über uns. Wir sind eine neue Stufe der Dummheit!< Nachdem wir aufgehört hatten zu lachen, stellten sie sich nach und nach vor. Der Typ, den ich umgerannt hatte fing an: >Mein Name ist Dustin Strahlmeier, ich bin 20 Jahre alt und Eishockeyspieler. Meine Freunde nennen mich auch oft Strahlie oder Dusty. Darfst du auch, wenn du willst.< Ich nickte und der junge Mann gegenüber auf dem Sessel machte weiter: >Ich bin Anthony Rech, ebenfalls 19, Franzose und auch Eishockeyspieler. Du darfst mich gerne wie meine Freunde nennen: Toto oder einfach klassisch Rech.< Erneutes nicken meinerseits und der letzte des Gespanns schloss ab: >20 Jahre alt und Dominik Bittner ist mein Name. Bin ebenfalls Eishockeyspieler und werde Bits oder Bitsi genannt. Darfst du natürlich auch gerne machen.< Zum dritten Mal nickte ich und meinte: >Also haben wir hier Strahlie, du bist Toto und neben mir sitzt Bits. Und mitten drin Nadine, 19, und mit dem Leben komplett durch.< Dann fing ich an zu erzählen. Von Anfang an. Von der tollen Beziehung mit Luis, über den Tag, als ich die Affäre rausbekam, bis zu dem Tag, als ich den Konakt zu James Stewart abbrach, um ihn nicht weiter zu nerven. Das war erst ein paar Tage her. doch ab da ging alles noch mehr den Bach runter, als sowieso schon. >Früher hab ich mich gefragt, wie man sich ritzen kann und wie man darüber nachdenken kann, Selbstmord zu begehen...Jetzt bin ich hier, hab Depressionen, Selbstmordgedanken und stehe kurz davor, mich zu ritzen...Ich frag mich, wie naiv und dumm ich doch war...<, schloss ich meine Erzählung ab und schaute beschämt auf den Boden. So weit wollte ich eigentlich nicht erzählen. Ich fühlte mich extrem unbehaglich gerade. Dustin merkte es offenbar, denn er zog mich in seine Arme und strich mir über den Rücken. Ich klammerte mich an ihn, als wäre ich am Ertrinken und nur er könnte mir helfen. Genauso fühlte es sich auch an. Als wäre ich am Ertrinken und es gäbe keinen Weg zur Oberfläche. Beruhigend strich Dustin mir über den Rücken. Nach etwa 10 Minuten meinte Dominik: >Wie wäre es, wenn sie eine Zeit lang bei einem von uns übernachtet?< Strahlie schob mich etwas weg und fragte: >Wäre das okay für dich?< Ich nickte nur und drückte mich wieder an ihn. >Okay, dann schläft sie erstmal bei mir. Machen wir es so: Bitsi, du hilfst mir, das Gästezimmer fertig zu machen. Toto, du fährst mit Nadine zu ihrer Wohnung und holst die Sachen, die sie brauchen wird<, sagte Dustin und schon setzten sich alle in Bewegung. Bittner und Dustin gingen hoch, Anthony kam zu mir, zog mich hoch und legte einen Arm um meine Schultern. Sofort drückte ich mich an den Franzosen. >Komm Nadine. Gehen wir deine Sachen holen.<

Ich wurde von 07lena darauf aufmerksam gemacht, dass ich ja noch gar nicht erklärt hatte, was sich hier abspielt. Also kurz erklärt: Hier erfahrt ihr etwas über die Vergangenheit von mir (nicht real). Bei Caros Kapiteln spielt alles noch in der Gegenwart. So, da dass jetzt geklärt ist, der übliche Kram: Nächstes Kapitel bei Caro und viel Spaß :)

Aus Eis wird LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt