Ich schmiss meinen Wecker vom Nachtkästchen und steckte meinen Kopf ein letztes Mal mit einem Grummeln in die Kissen. In der Küche hörte ich Geschirr klimpern, Jordan machte bestimmt schon wieder Frühstück.
Ich gähnte und streckte mich, dann schlurfte ich ins Bad. Ich sah meine Gestalt im Spiegel an. Dunkle Augenringe, errötete Wangen und dunklere Augen als noch vor zwei Jahren.
Wie immer, wenn ich mich in diesem Spiegel ansah, erschien er neben mir. Ich sah ihn, als wäre er hier. Die verstrubbelten Haare, die grün leuchtenden Augen. Das freche Grinsen und der durchtrainierte Körper.
Wie er seine Arme um meine Taille legte und uns beide im Spiegel beobachtete. „Sieh dich an, wie stark du bist.", hatte er gesagt. Ich hörte es jeden Morgen wieder durch meine Ohren dröhnen. Und vielleicht war es das, was mich durch den Tag brachte.
Ich seufzte, band meine Haare zu einem schnellen Knoten. Ich wusch mein Gesicht mit dem eiskalten Wasser, hoffte, dass es die Vergangenheit wegspülen konnte. Während ich mein Gesicht trocken tupfte, hörte ich die Tür aufgehen.
„Morgen." Flötete Liz und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Ich nickte ihr nur zu, wobei ich mir die Zahnbürste in den Mund steckte. Sie schaltete wie jeden Morgen den Radio ein und wir beide tanzten zu den Hits der 80-er umher, während wir unsere Zähne putzten.
Ich ging zurück in mein Zimmer, öffnete die Vorhänge und wechselte meine grauen Shorts und das dazu passende Top mit einer schwarzen Jeans und einer weißen Bluse, welche ich hineinsteckte.
Meine Haare bürstete ich und flocht mir dann die ersten Strähnen nach hinten. Ich trug Mascara und ein wenig Lippenbalsam auf, sprühte mich mit Parfum ein und tapste dann in die Küche.
„Guten Morgen Ladies." Charmant wie Jordan eben war, drückte er Liz und mir einen Kuss auf die Stirn. „Wie kannst du früh morgens so aktiv sein?" wunderte ich mich, als er uns Rühreier vor die Nase stellte. „Ralph zwingt mich dazu, der frühe Vogel fängt den Wurm." Verdrehte er lachend die Augen.
Ralph war sein Dozent an der Uni, der nebenberuflich Teilhaber eines Verlages war. Jordan studierte Literatur an der Columbia und arbeitete nebenbei als Layouter für diesen Verlag.
Liz währenddessen studierte Jura an der NYU und arbeitete als Assistentin für einen erfolgreichen Anwalt hier in New York. Vor einigen Wochen hatte sie ein Verhältnis mit ihm angefangen, da er erst Ende 20 war und – zugegeben – ziemlich attraktiv. Er führte sie in teure Restaurants aus und sie schlief dann bei ihm. Das besserte ihr Gehalt ziemlich auf und sie hatte ihren Spaß.
„Dorothy meinte, ich kriege in der nächsten Ausgabe einen riesen Artikel, ich soll irgend so einen Jungunternehmer interviewen und ein Portrait über ihn schreiben. Mace Jackson, schon mal gehört?" fragte ich die beiden, da ich mit diesem Namen rein gar nichts anfangen konnte.
Dorothy Edwards war meine Chefredakteurin bei dem Lifestylemagazin, bei dem ich mein Praktikum machte.
Sofort grinste Liz auf und holte ihr Handy aus ihrer Tasche.
„Mace Jackson. 26 Jahre alt. Nach einem absolvierten Harvard-Studium gründete er eines nachts mit seinem besten Freund das Klein-Unternehmen Lightlife. Sie verkauften Sportgetränke über das Internet, günstiger als die Preise im Laden waren und lieferten sie bis vor die Haustür. Innerhalb von einem Jahr wurde das Unternehmen groß, in Jackson & Wilk umbenannt und begann, eigene Getränke herzustellen. Mittlerweile zählt das Versand-Unternehmen zu den Größten der Vereinigten Staaten." Las Liz vor.
„Zeig mal ein Foto!" forderte Jordan und lehnte sich über den Tisch. Als er auf das Display sah, zog er scharf Luft ein.
„Also, wenn ich schwul wäre, würde ich definitiv auf den stehen. Du musst dir den angeln, Sky. Erfolgreich und heiß, so jemanden trifft man nicht oft persönlich." Er händigte mir das Handy.
Dieser Mann sah wirklich gut aus. Markantes Gesicht, stechend braune Augen, braun gebräunt. Er hatte auf dem Foto einen Anzug an, was ihn richtig gut aussehen ließ.
„Naja, es gibt bessere." Murmelte ich nur. Sobald ich einen gutaussehenden Typen sah oder traf, verbat irgendwas in mir, ihn gut zu finden. Denn es sollte er sein.
„Ich hab die Schnauze voll, Sky. Du musst wieder aufs Pferd steigen. Du hast zwei verdammte Jahre darauf gewartet, dass er zurückkommt. Sam hast du auch sofort wieder abgeschossen. Aber so weh es tut. Er wird nicht zurückkommen, okay? Und du hast verdient, glücklich zu sein. Also steig aufs Pferd und sieh dir diesen Mace mal genauer an, wenn du ihn sowieso zu einem Interview triffst." Jordan sah mir in die Augen.
Ich ignorierte das Messer, das sich durch meine Adern stechen wollte, und nickte nur schwach. „Ich muss jetzt auch los." Meinte ich dann schnell, stellte mein Teller in die Abwasch und lief in den Flur.
„Treffen wir uns heute Abend mit Jace und den anderen?" rief Liz mir nach, während ich in meine High Heels schlüpfte. „Mal sehen." gab ich zurück, warf mir meinen schwarzen Mantel über und knallte die Haustür auch schon ins Schloss.
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Das erste Kapitel. Junge junge, ich bin ziemlich aufgeregt. Falls gewisse Personen wie Sam oder Jace euch noch verwirren, die werden im Laufe der nächsten Kapitel alle vorgestellt.
Bis bald! xx
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Ich verlass dich nicht
Teen Fiction-- Teil 2 von Skys und Kailyns Geschichte -- -- Erster Teil 'Verlass mich nicht' -- Zwei Jahre sind vergangen, seitdem Kailyn Sky verlassen hat. Er hatte in dieser Nacht seine Koffer gepackt und war verschwunden. Weder Elle, noch Dylan, noch Sky ha...