Kapitel 25 - Der Anruf

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Kailyn

Ich überlegte, wie ich ihr klarmachen könnte, dass ich nichts damit zu tun hatte und ich auch nicht begeistert davon war, auch wenn ich es insgeheim war.

Sie hatte ihr Handy am Ohr, ihre Augen auf den Tisch gerichtet. Ihre Lippen waren einen Spalt geöffnet. Plötzlich schluckte sie. Ich sah sofort, dass etwas nicht stimmte, ihre Lider flatterten unregelmäßig und sie sah panisch aus.

„Oh Gott, nein. Bleib wo du bist, bitte! Ich schicke dir jemanden, der dich holt und bei dem du dann bleiben kannst, bis ich da bin! Ich komme so schnell es geht, aber du rührst keinen Finger, bitte! Versprich es!" rief sie beinahe ins Handy. Ihre Finger zitterten, sie wurde kreidebleich.

Nach ein paar weiteren Sekunden, in denen sie nur geistesabwesend nickte, atmete sie laut aus. "Okay, ich komme so schnell es geht." Sie legte auf, sah panisch zu mir.

„Was ist los?" fragte ich besorgt. „Meine Mum ist los" murmelte sie nur, stopfte ihr Handy in ihre Tasche und stand auf.

Sie ging zwei Schritte, ich wusste nicht, ob ich ihr folgen sollte. Doch da blieb sie stehen und sah mich an. „Kailyn" flüsterte sie mit zittriger Stimme, ihr Blick war schwach und zerbrechlich.

Das war mein Stichwort. Ich sprang auf und ging zu ihr, sie sah aus als wäre ihr übel. Ich legte meine Hand auf die Unterseite ihres Rückens, als sie aus dem Restaurant sprintete.

Ich lief ihr hinterher, sie sprang förmlich in ein Taxi am Straßenrand. Mace, der immer noch vor dem Laden telefonierte, sah uns nicht. Ich setzte mich zu ihr ins Taxi, schloss die Tür.

„Zum Flughafen bitte. So schnell es geht." Ihre Stimme zitterte, der Taxifahrer fuhr los. Sie wollte fliegen? Wohin? Es war mir egal, sie brauchte mich und ich würde mit ihr überall hingehen.

Nervös und mit zittrigen Händen fischte sie ihr Handy aus der Tasche, öffnete Google. Ich griff zu ihr hinüber, nahm ihr das Handy aus den Händen und sah sie an.

„Okay, du erzählst jetzt erstmal, was genau passiert ist" meinte ich ruhig, strich über ihren Oberschenkel. Sie atmete durch, genoss meine Berührung sichtlich.

„Meine Mum ist in Chicago, sie will meinen Dad wiedersehen. Sie hat mich angerufen, um mich zu dem Treffen dazuzuholen. Sie ist bei unserem alten Haus. Du weißt schon..." murmelte sie.

Das alte Haus. Das Haus, in dem meine Mum gestorben war. Das Haus, das mir nur Unglück gebracht hatte. Ich schob den Gedanken in den Hinterkopf.

„Dein Dad weiß immer noch nichts davon, oder?" fragte ich vorsichtig. „Nein, verdammt. Und er kann es auch nicht erfahren, sie kann nicht zu ihm gehen. Sie ist offiziell seit vier Jahren tot. Es wird ihm zu viel werden, er wird durchdrehen, er..." sprudelte sie raus. Ich stoppte sie, indem ich zu ihr rutschte und meine Hand an ihre Wange legte.

„Baby, atme. Beruhig dich, wir schaffen das. Ich bin hier, ich bin bei dir. Sie wird deinen Dad nicht konfrontieren, er wird nicht erfahren, dass sie lebt. Vertrau mir."

Es schien, als wären meine Worte wie ein Mantra für sie, sie beruhigte sich langsam, sah mir direkt in die Augen und atmete tief durch.  Als ich ihr ein kleines, versicherndes Lächeln zuwarf,  lehnte sie sich im Sitz zurück, ich nahm das Handy wieder. „Elle weiß davon, oder?" fragte ich. Sie nickte.

Ich wollte nicht, dass Elle von mir hörte, ich hatte mit ihr abgeschlossen, mit meiner Familie. Aber für Sky musste ich es tun.

Ich entsperrte ihr Handy, sie hatte immer noch den selben Code, von dem Tag an dem wir zusammengekommen waren. Der Tag, an dem ich ihr ‚Weil ich dich liebe, verdammt' ins Gesicht geschrien hatte.

Ich verlass dich nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt