Kapitel 26 - Das Gespräch

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Kailyn

Wir landeten, es war 2:00 Uhr morgens. Sky war eingeschlafen, in das Rückenkissen gekuschelt, das wir bekommen hatten. Ich strich ihr vorsichtig über die Wange. „Hey, aufwachen" lächelte ich.

Sie blinzelte ein paar Mal, öffnete dann die Augen. „S-Sind wir angekommen?" sie rieb sich die Augen und sah verwirrt herum. Ich nickte, schnallte mich ab und stieg auch schon aus dem Flugzeug, dicht gefolgt von Sky.

Sky

Ich war noch ganz verschlafen, trottete einfach hinter Kailyn her zum Ausgang des Flughafens, wir hatten ja auch kein Gepäck außer meine Handtasche.

Der Kuss vorhin verwirrte mich. Ich war überdreht gewesen, vor Freude darüber, dass er anscheinend bereit war, sein Zuhause wieder zu besuchen. Aber er hatte mich zurück geküsst. Hatte er mich an diesem Morgen, nach unserer Nacht, angelogen?

Kailyn hielt uns ein Taxi an, wir stiegen ein. Ich nannte Elles Adresse, der Fahrer fuhr. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Weder zu meiner Mum, noch zu Kailyn. Ich war so dankbar, dass er mitgekommen war. Ich hätte es ohne ihn nicht mal bis Chicago geschafft.

Wir kamen bei Elles Wohnung an, Kailyn zahlte den Taxifahrer. Er legte seine Hand auf die Unterseite meines Rückens, ich zitterte. Meine Mum hatte ich seit über vier Jahren nicht mehr gesehen, ich war unheimlich nervös.

Wir fuhren mit dem Lift in den sechsten Stock, klingelten dann. Sofort wurde uns die Tür geöffnet. Elle sah immer noch gleich aus, wie bei meinem letzten Besuch vor ein paar Monaten. Sie hatte einen Morgenmantel an und sah wach aus, fast so, als wäre sie mit Kaffee vollgepumpt.

„Meine liebe Güte, Kailyn" sie drängte sich an mir vorbei, schloss ihn in die Arme. Im ersten Moment zögerte er, dann legte er seine Arme auch um sie und schloss die Augen, genoss den Augenblick.

Er hatte sie vermisst, so sehr er es auch geleugnet hatte. Nach ein paar Sekunden löste sie sich, sah ihn von oben bis unten an. „Du bist erwachsen geworden" lächelte sie stolz.

„Elle" zog ich ihre Aufmerksamkeit auf mich. Ich wusste, dass sie alles über die vergangenen Jahre wissen wollte, doch ich musste meine Mum sehen. „Sorry, Schätzchen. Sie ist im Wohnzimmer und ruht sich aus" ich nickte dankbar, umarmte sie kurz. Elle quatschte drauf los und ich hörte noch, wie Kailyn von seinem Dad zu erzählen begann.

Ich öffnete die Tür zum Wohnzimmer, da sah ich sie. Alles in mir verkrampfte sich, zitterte. Mein Kopf war leer, ich wusste nicht, was ich sagen sollte.

„Sky, du lieber Gott" sie sprang hoch, einfach in meine Arme. Sie legte ihre Arme um meinen Hals zog mich an sich. Ich vernahm den altbekannten Geruch, der mich ein wenig entspannen ließ. Ihre Umarmung gab mir so viel. Ein Stück, das mir immer gefehlt hatte. Eine Mum, die mich auffing.

Sie löste sich von mir, musterte mich schmunzelnd. Ihre Haare waren nicht mehr blond, sondern rot. Im Gesicht war sie jung geblieben, keine einzelne Falte mit ihren 40 Jahren. Die grünen Augen, ähnlich wie Kailyns. Stechend, leuchtend. So voller Lebensfreude; und das nach allem, was sie erleben musste, nur wegen mir und meinen dummen Entscheidungen in der Vergangenheit.

„Du siehst toll aus, atemberaubend, mein Kind" flüsterte sie mit Tränen in den Augen. „Es tut mir so leid" schluchzte ich. Sofort rannen die Tränen über meine Wangen, es kam alles hoch.

Sie drückte mich an sich, umarmte mich fest. „Alles ist gut. Was passiert ist, hat mich und Brat zusammengebracht, mein neues Leben gefällt mir, Sky" strich sie mir übers Haar.

Ich hörte Schritte und nahm an, es sei Kailyn. Doch meine Tränen strömten einfach weiter, mein Herz tat weh. Wie oft hatte ich mir die Schuld an allem gegeben. Wie oft hätte ich sie gebraucht. Wie sehr hatte ich sie vermisst.

Ich verlass dich nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt