Eine Woche war vergangen. Ich hatte meine ersten Arbeitstage gut überstanden, hatte sogar einige Pressetexte layouten dürfen, die später auf Anzeigen in Tageszeitungen zu lesen waren.
Mace war mir nicht mehr begegnet, ich hatte nur wegen einer Frage eines Kunden mal mit ihm telefoniert, das war's aber. Ich hatte das Gefühl, Kailyn hätte mit ihm geredet, doch ich sprach ihn nicht darauf an.
Jede Mittagspause waren wir gemeinsam essen gegangen, hatten den größten Spaß, indem wir den Kellnern vorspielten, schon seit Jahren verheiratet zu sein und mit unseren drei Kindern in einer riesen Vila zu leben. Die Gesichter waren unbezahlbar gewesen, ich hatte schon lange nicht mehr so gelacht.
Liz und Jordan hatten meinen Auszug verdaut, Kailyn und ich hatten schon einige meiner Möbel in seine Wohnung gebracht. Eigentlich nur einen Schrank und meinen Nachttisch, den Rest würden wir auf einem Flohmarkt verkaufen.
Liz freute sich so sehr für mich, dass sie komplett überschwänglich wurde und ich ihr versprechen musste, dass sie eines Tages die Patentante meiner Kinder werden würde und wir jeden zweiten Tag telefonieren würden.
Jordan jedoch war nicht begeistert, er ließ es aber darauf beruhen nachdem er mir gesagt hatte, ich solle auf mich aufpassen und ich ihm versprochen hatte, dass wir den Kontakt nicht verlieren würden, nur weil Kailyn womöglich eifersüchtig sein würde.
Gerade hatte ich Dad angerufen und ihm davon erzählt, wie Kailyn und ich uns wiedergetroffen hatten. Er war schockiert über Mace' Existenz und wurde ein wenig traurig, da Erica wohl nie erfahren würde, wieso ihr Mann damals abgehauen war.
Er meinte aber, Kailyn und mich bald mit Elle besuchen zu kommen und erzählte mir wieder von dieser „guten Freundin", mit der er schon ein paar Wochen zuvor ausgegangen war. Ich lachte mich kaputt darüber, wie schüchtern er wurde, als es um sie ging. Ich zwang ihn, mir ein Bild von ihr zu schicken, sie hieß Melissa und war eine Arbeitskollegin. Sie war um die fünfunddreißig und bildhübsch, sah total nett aus.
Zur Verabschiedung meinte Dad, er hätte noch eine Vater-Tochter-Weisheit für mich: „Am Ende kommt das zusammen, was zusammen gehört. Und auch, wenn ihr euch so lange nicht gesehen habt, war er doch nie wirklich weg. Also kämpf darum, was ihr habt. Es ist einzigartig, mein Liebling."
Angesichts dessen, dass er uns eigentlich nur die paar Monate nach Ericas Tod zusammen gesehen hatte und uns so als Paar nicht mal wirklich gut kannte, überraschte es mich, was er sagte. Ich lächelte wie ein Idiot ins Handy.
„Danke Dad. Ich bin stolz auf dich, weißt du. Nachdem die Liebe dich zweimal so enttäuscht hat, gibst du trotzdem nicht auf. Ich will sein wie du, Dad." Mit diesen Worten legten wir beide auf.
Elle hatte in den vergangenen Tagen viel mit Kailyn telefoniert, die beiden hatten über Kailyns Dad gesprochen, über Mace und auch über Erica. Wie Elle darüber hinweg gekommen war und wie Kailyn es aufarbeiten konnte, nachdem er es so lange einfach verdrängt hatte.
Ich sprach auch viel mit ihm darüber, er erzählte mir, wie oft er alleine geweint hatte und sich niemandem anvertraut hatte. Am Mittwochabend, als wir auf der Couch gesessen waren und auf meinem Handy Bilder von Dad und Erica angesehen hatten, war ihm eine Träne über die Wange geronnen.
Er hatte gemeint, was er am meisten bereue, wäre, dass er seiner Mum nie von Mace und von uns erzählen könnte. Die beiden wichtigsten Dinge in seinem Leben würde sie nie erfahren. Wir waren zwei Stunden lang nur dagesessen und ich hatte ihn gehalten.
Es war komisch; Kailyn brauchte oft gar kein Gespräch, einfach nur jemanden, der ihn hielt.
Es war Freitagabend, wir lagen auf der Couch und sahen einen Horrorfilm, den Kailyn ausgesucht hatte. Ich jedoch hatte zur Ablenkung mein Handy in der Hand, da ich verdammte Angst vor diesen Filmen hatte.
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Ich verlass dich nicht
Teen Fiction-- Teil 2 von Skys und Kailyns Geschichte -- -- Erster Teil 'Verlass mich nicht' -- Zwei Jahre sind vergangen, seitdem Kailyn Sky verlassen hat. Er hatte in dieser Nacht seine Koffer gepackt und war verschwunden. Weder Elle, noch Dylan, noch Sky ha...