- Kailyn -
Ich küsste Skys Stirn ein letztes Mal, bevor ich mich auf den Weg nach draußen machte. Meine innerliche Wut stieg immer mehr, aber ich versuchte, ruhig zu bleiben, um nicht vor Sky schlecht über ihren Vater zu reden. Überhaupt versuchte ich, unser Baby so wenig negative Energie mitbekommen zu lassen, wie möglich, da ich daran glaubte, dass es das im Bauch schon spürte.
Ich schloss die Tür hinter mir, und die Blicke richteten sich auf mich. „Ihr könnt gerne schon essen. Lasst es euch schmecken. Dylan, wir müssen reden." Ich ließ ihm nicht mal Zeit, zu antworten, sondern deutete mit dem Kopf auf das Gästeschlafzimmer, in das er mir folgte.
Skys Vater verschränkte die Arme vor der Brust, wartete darauf, dass ich etwas sagte. „Wer gibt dir das Recht, deiner Tochter eine Abtreibung einzureden? Sie ist alt genug, und weiß selbst über ihre Möglichkeiten Bescheid, aber trotzdem hat sie sich dazu entschieden, das Baby zu behalten. Also warum...", er hob die Hand, um zu Wort zu kommen.
Mit einem Seufzen setzte er sich auf die Bettkante, rieb seine Handflächen aneinander. „Kailyn, versteh mich nicht falsch. Ich weiß, dass du Sky liebst. Aber... du bist schonmal abgehauen, als es schwer wurde, und mit einem Kind wird es anfangs nie leicht sein. Ein Baby ist zwar das Schönste auf der Welt, aber es ist auch viel Arbeit. Da ist keine Zeit mehr, an einer Beziehung zu arbeiten, und wenn es dir zu viel wird, wirst du wieder abhauen. Du wirst sie wieder alleine lassen und das wünsche ich meiner Tochter nicht."
Er hätte mir auch genauso gut einfach in den Magen treten können. Ich wusste, dass meine Aktion damals unüberlegt und scheiße gewesen war, aber ich hatte mich in den Jahren verändert. Ich war bereit, eine stabile Beziehung zu führen und eine Familie zu haben.
Dass Dylan immer noch dachte, ich würde Sky wieder verlassen, noch dazu unser gemeinsames Kind, tat höllisch weh. Bestimmt waren seine Befürchtungen gerechtfertigt, aber ich konnte mir das einfach nicht mehr länger anhören.
„Ich weiß! Ich weiß, dass du mir nicht mehr vertraust und denkst, dass ich nochmal gehen würde, aber so ist das nicht! Ich hatte damals keine Wahl, ich war jung und dumm, und ich wollte Sky nicht ihre Zukunft wegnehmen. Ich wollte meinen Dad suchen, dazu musste ich monatelang durchs Land fahren, um überhaupt mal herauszufinden, wo er sich aufhält! Wenn ich sie nicht verlassen hätte, wäre sie mitgekommen, und hätte ihr Stipendium sausen lassen. Sie hätte nie das gemacht, was sie immer wollte, sondern hätte ihr Leben für mich auf Stopp gesetzt. Wäre dir das lieber gewesen?"
Der Ausdruck auf Dylans Gesicht zeigte mir, dass er keine Ahnung gehabt hatte, warum ich das damals überhaupt getan hatte. Anscheinend hatte Sky ihm keine Details erzählt, also wollte ich es ihm erklären, nur damit er Bescheid wusste und mich vielleicht besser verstehen konnte.
Ich ging im Raum auf und ab, hatte die Hand in den Hinterkopf gelegt und atmete tief durch. Dylan hielt die Luft an, beobachtete mich erwartungsvoll.
„Ich hab in diesen zweieinhalb Jahren nicht mal eine andere Frau angesehen, Dylan. Ich hab meinen Dad und meinen Halbbruder kennengelernt und gearbeitet. Ich hab mir ein Leben aufgebaut, auch wenn ich dabei viel Hilfe hatte. Ich hab nie auch nur einen Tag nicht an Sky gedacht, und ich hab sie immer geliebt! Der einzige Grund, warum ich nie versucht hab, sie zu kontaktieren, war, weil ich wusste, dass sie sofort zu mir zurückgekommen wäre. Aber ich wusste auch, dass ich das nicht verdient hatte, dass sie besser ohne mich dran war."
Dylans Augen wurden weich, er schluckte und sah zu Boden. Ich sah, dass er mir glaubte, dass er die Ehrlichkeit in meinen Augen sah.
„Ich hab Sky mit achtzehn versprochen, dass ich sie irgendwann heiraten werde. Ich war in der Nacht betrunken und viel zu jung, um zu wissen, was das überhaupt alles bedeutet, aber heute weiß ich es. Ich werde Vater werden und für einen anderen Mensch Vorbild sein, verstehst du? Ich mach das alles nicht nur mehr für mich selbst, sondern auch für ein kleines Baby und für die Frau, die ich seit Jahren nicht aus dem Kopf bekomme. Ich wollte immer eine bessere Version von mir selbst sein für Sky, und jetzt will ich für sie und das Baby einfach nur alles richtig machen, was ich damals falsch gemacht hab."
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Ich verlass dich nicht
Teen Fiction-- Teil 2 von Skys und Kailyns Geschichte -- -- Erster Teil 'Verlass mich nicht' -- Zwei Jahre sind vergangen, seitdem Kailyn Sky verlassen hat. Er hatte in dieser Nacht seine Koffer gepackt und war verschwunden. Weder Elle, noch Dylan, noch Sky ha...