„Sky?", hörte ich die erfreute Stimme am anderen Ende. „Ja, ich bin's. Ich... ich rufe nur an, weil...", meine Stimme versagte und wurde durch ein lautes Schluchzen übertönt.
„Gott, was ist denn los? Stimmt etwas nicht?", die Stimme wurde immer besorgter, was mich komischerweise extremst entspannen ließ.
„Ich...", tief atmete ich durch, versuchte, meine Stimme wiederzufinden. „...Kann ich am Wochenende zu dir kommen?", fragte ich verzweifelt.
Ja, Abhauen war keine Lösung, aber ich musste hier weg. Ich vermisste mein Zu Hause, besonders jetzt, wenn ich mit niemandem reden konnte.
Elle atmete tief durch. „So schlimm?", fragte sie. Ich nickte, bis ich bemerkte, dass sie mich nicht sehen konnte.
„Weißt du was? Ich packe gleich meine Koffer, sodass ich morgen in New York bin. Okay?" Ich war unsagbar froh über ihre Worte, meine Schultern sackten zusammen und ich atmete tief durch. „Danke", flüsterte ich. „Danke, Elle."
Ich war so froh, sie zu meiner Familie zählen zu können, auch, wenn sie eigentlich zu Kailyns Familie gehörte. Sollte ich es ihr denn überhaupt erzählen? War es richtig, es Kailyns Tante gegenüber zu erwähnen, wenn er selbst es noch nicht wusste?
„Sag mir zumindest, um welches Thema es geht", bat sie mit liebevoller Stimme. Ich schniefte, schloss kurz die Augen. „Indirekt um Kailyn und mich. Es ist nichts passiert, aber... es wird wahrscheinlich was passieren", erklärte ich so umständlich wie eh und je.
Elle seufzte. „Das hat mir auch viel weitergeholfen. Egal, wir sehen uns morgen. Ich gib dir Bescheid, wann mein Flieger ankommt. Und du stellst mir besser auch Mace vor, ich hab im Internet nicht wirklich viel über ihn rausgefunden." Ich musste schmunzeln, versicherte ihr aber, Mace zu fragen, ob er Zeit hätte und bedankte mich nochmal für ihr schnelles Reagieren.
-
Ich hatte gewartet, bis meine Arbeitszeit vorbei gewesen war, kurz davor hatte ich Kailyn eine Nachricht geschrieben, dass ich schon früher aufgehört hatte und noch einkaufen gewesen war. Da er sowieso nie wirklich kochte, machte er auch nur selten den Kühlschrank auf und würde somit nicht merken, dass ich gelogen hatte.
Es war nun kurz nach 17:00 Uhr, ich steckte gerade den Schlüssel ins Loch unserer Wohnungstür. Mit einem tiefen Luftzug öffnete ich die Eisentür, fand Kailyn sofort auf der Couch auf.
Er hatte schon eine graue Jogginghose und ein weinrotes Shirt an, seine Haare waren nass, so als wäre er duschen gewesen.
„Hey", lächelte ich so gut es ging. Ich hoffte nur, dass meine Wangen nicht mehr so gerötet und meine Augen nicht mehr so wässrig wären, wie zuvor. Meine Schuhe flogen in die Ecke, während ich auf eine Antwort wartete.
Als ich mich umdrehte, um Kailyn anzusehen, saß er mit verschränkten Armen auf der Couch, hatte seinen Blick auf den Fernseher gerichtet, auf dem gerade ein Basketballspiel lief.
„Geht's dir gut?", fragte ich, ging auf ihn zu. In mir machte sich eine Panik breit, wie ich sie noch nie gefühlt hatte. Er antwortete nicht, biss nur das Kiefer zusammen, dehnte seinen Kopf ein wenig. Ich schluckte, setzte mich ihm gegenüber auf einen Stuhl. Auch, wenn ich es irgendwie schon wusste, sprach ich die dumme Frage aus. „Was ist los?"
Kailyn schnaubte, sprang auf und sah wütend auf mich herunter. „Das fragst du noch?!", seine Stimme klang bitter, rasend und bedrohlich leise.
Ein Schauer lief mir über den Rücken, meine Fingerspitzen wurden eisig kalt. Mein Blick senkte sich auf den Wohnzimmertisch, da ich nicht wusste, ob Mace mit ihm gesprochen und ihm die ganze Wahrheit erzählt hatte oder er nur wusste, dass ich über meine Arbeitszeit heute Nachmittag gelogen hatte. Ich konnte innerlich nur beten, es wäre Zweiteres.
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Ich verlass dich nicht
Novela Juvenil-- Teil 2 von Skys und Kailyns Geschichte -- -- Erster Teil 'Verlass mich nicht' -- Zwei Jahre sind vergangen, seitdem Kailyn Sky verlassen hat. Er hatte in dieser Nacht seine Koffer gepackt und war verschwunden. Weder Elle, noch Dylan, noch Sky ha...