Kapitel 16 - Die Wahrheit

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„Hör zu." Er fuhr sich frustriert durch die Haare. „Du kannst dich nicht mit Jace treffen. Nicht heute, nie wieder." Er stemmte die Hände in die Hüften und sah mich sicher an. Seine Muskeln lenkten mich beinahe ab, doch ich hielt meinen Blick auf seinen Augen.

„Was redest du da? Ich kann mich treffen, mit wem ich will" gab ich bissig zurück und wollte wieder auf den Gehsteig gehen, doch Kailyn drückte mich an den Schultern zurück an die Wand. Er hinterließ ein prickelndes Gefühl, mir wurde warm. Er stand nur Zentimeterweit entfernt, sein Duft machte mich verrückt.

„Ich wollte es dir nicht erzählen, aber... er hat dich am Samstag unter Drogen gesetzt. Drogen, die dich lockermachen, damit er dich flachlegen kann. Ich war in dem Club, hab dich gesehen und gemerkt, dass was nicht stimmt. Ich hab ihm eine reingehauen und dich dann nach Hause gebracht."

Ich war perplex. Mein Mund staubtrocken und mein Hirn wüst durcheinander. Ich hätte es wissen müssen. Bereits, nachdem er mich eine Woche zuvor betrunken geküsst hatte. Und erst recht, als ich mich an nichts mehr erinnern hatte können. Ich trank nie so viel, dass ich komplette Filmrisse hatte.

Ich hätte es spätestens nach dem komischen Telefonat mit Mace wissen müssen, als er mich gefragt hatte, wegen Samstag. Kailyn hatte ihn bestimmt beauftragt.

Unbemerkt strömten Tränen über meine Wangen. „Ich hätte es wissen müssen." Murmelte ich, deckte mein Gesicht mit meinen Händen ab und ließ den Kopf gegen die Hausmauer fallen. Ich hatte ihm vertraut, Jace war ein wahrer Freund für mich gewesen. Erinnerungen an Isaac kamen hoch, hätte Jace mir etwa dasselbe angetan?

„Wie hättest du es wissen sollen? Hat er... hat er etwa schon vorher irgendwas..." ich unterbrach Kailyn. „Er hat mich geküsst. Vor einer Woche oder so. Ich dachte, es wäre nur, weil er betrunken war. Ich hab ihm einen Korb gegeben, schon vor Monaten. Ich hab gesagt, ich hab einen Freund in Chicago. Ich hab ihm vertraut" weitere Tränen fanden den Weg über meine Wangen, bis ich den salzigen Geschmack auf meinen Lippen spürte.

Kailyn legte seine Hände auf meine Oberarme und zog mich an sich. Sein Geruch und seine Wärme umgaben mich, seine Arme legten sich fest um meinen Oberkörper. Als wäre er mein Rettungsboot im Ertrinken, klammerte ich meine Arme um seinen Hals.

Sofort fühlte ich mich sicher. Das Gefühl, ständig nur verarscht zu werden, war fort. Das Gefühl, dass die Jungs mich entweder nur vögeln wollten, wie Isaac und Jace oder mich verlassen, weil sie besser ohne mich dran sind wie Kailyn, verschwand. Ich wollte nie wieder aus diesen kräftigen Armen verschwinden.

„Er wird dafür bezahlen. Wäre es dir nicht so schlecht gegangen, hätte ich das schon am Samstag erledigt" seine Stimme rauschte durch meine Ohren. Er strich mir über die Haare, drückte mich noch fester an sich.

„Warum behandeln sie mich alle so? Entweder vergewaltigen sie mich und schwängern mich dabei oder sie mischen mir Drogen ins Getränk, um mich zu vergewaltigen. Ich hab es so satt" schluchzte ich. Die schrecklichen Erinnerungen bohrten sich in meine Gedanken. War ich denn für Männer nicht mehr als ein Sexobjekt?

Kailyn legte seine Hände wieder auf meine Oberarme und drückte mich ein wenig weg. Er sah mir in die Augen, was ein Prickeln auf meinem ganzen Körper erzeugte. „Hey" flüsterte er, ich sah ihm in die Augen.

„Das sind Arschlöcher, schwanzgesteuerte Affen. Sie kennen dich nicht, wissen nicht, wie gutherzig du bist. Sie wissen nicht, dass in diesen wunderschönen Körper so ein großes Herz steckt. Es gibt viel zu viele von diesen Lackaffen und du hast zwei zu viele von ihnen kennengelernt. Du hast das alles nicht verdient, Sky. Du verdienst das Beste. Und Jace wird dafür bezahlen, ich verspreche es."

Ich verlass dich nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt