Es war 19:30 Uhr. Ich zog mir eine schwarze Jeans und ein schlichtes, weißes Top an, darüber meinen Parker. Die Haare band ich in einen unordentlichen Dutt. Ich schnappte mir meine Schlüssel und mein Handy, rief noch ein: „Bin nochmal weg" ins Wohnzimmer und verließ dann schon die Wohnung.
Dieses Kribbeln, das er mir immer gegeben hatte, war zurück. Mein Herzschlag vervierfachte sich bestimmt und meine Hände zitterten.
Nach zwei Jahren sah ich wieder ein kleines Stückchen Hoffnung, an das ich mich klammerte. Natürlich, wir hatten uns beide verändert und es würde wohl eine Weile dauern, alles wieder in Ordnung zu bringen, aber ich hatte vorerst nur eine Frage an ihn.
Ich kam an der Adresse an, das Tor, das in den kleinen Park führte. Es war 19:56, schon ziemlich kalt, weshalb ich mit den Beinen wippte und unruhig meine Finger knacken ließ. Mein Atem war stark verschnellert, meine Augen tränten immer noch von dem rührenden E-Mail und alles in mir kribbelte.
Alle paar Minuten schaute ich auf die Uhr, dann wieder auf die ruhige Straße. Es war ein eher verlassenes Viertel New Yorks, es war ruhig. Vor allem nachts.
Um kurz nach 20:00 Uhr hörte ich Schritte. Sofort begann ich am ganzen Körper zu zittern. Schon bald erhellte die Straßenlaterne eine große Gestalt, muskulös und in schnellem Schritt gehend.
Kurz setzte mein Atem aus, als ich ihn sah. Die blaue Jeans, das weiße Shirt. Darüber eine schwarze Jacke, in die ich mich sofort einkuscheln wollte.
Er fokussierte mich gleich mit den Augen, kam langsam auf mich zu. Ich wusste nicht mehr, was ich sagen wollte, er machte mich sprachlos.
Als er direkt vor mir stand und ich seinen Geruch einatmete, vernebelte es mir alle Sinne. „Hey." Flüsterte er, sah an mir herunter. „Danke, dass du hier bist." Erwiderte ich, meine Stimme war ein einziges Krächzen. „Und danke, dass du mir alles erzählt hast" ich sah zu ihm hoch, seine Augen stachen in meine. Sie glänzten ein wenig.
„Ich wollte nur, dass du mich verstehst" kam es von ihm, seine Stimme neutral. „Hör zu, ich wollte dich nicht lange aufhalten..." begann ich, doch er unterbrach mich auch schon. „Tust du nicht" ein kleines Lächeln legte sich auf seine Lippen, ein echtes. Es fühlte sich an wie damals. Es fühlte sich echt an und richtig. Mein ganzer Körper kribbelte noch mehr.
„Wie ist Mace so?" fragte ich beinahe schüchtern. „Willst du das wissen, weil du ihn gut findest oder weil..." nun unterbrach ich ihn, indem ich meine Augen verdrehte. „Weil ich mich für dich interessiere. Und dafür, was dich beschäftigt. Immer noch." Ich lächelte schwach. Er schloss die Augen, als wolle er meine Worte einsaugen.
„Er ist okay. Manchmal viel zu arrogant und eiskalt, manchmal interessiert ihn gar nichts. Er behandelt seine Angestellten wie Dreck, aber ich denke, das kommt davon, dass er ohne Vater aufgewachsen ist." Erklärte er mit einem schiefen Grinsen.
„Weißt du, manchmal hab ich das Gefühl, dass ich ihm den Vater weggenommen hab." Seine Ehrlichkeit überraschte mich, machte mich aber auch unsagbar froh. Als hätte sich nichts geändert.
„Das hast du nicht. Er wusste nicht mal, dass Mace existiert. Du kannst dir nicht für Dinge die Schuld geben, die du nicht beeinflussen konntest." Ich lächelte leicht.
Sein Blick legte sich wieder auf mich, die Strähne, die ihm ins Gesicht fiel, wurde nur leicht von der Laterne beleuchtet. Seine Augen sahen mich an, als wäre ich das Wertvollste auf der Welt, so wie sie es damals immer getan hatten. Zwei Jahre waren vergangen, aber es war derselbe Blick.
„Ich hätte manchmal nur diese Worte gebraucht. Von dir." Murmelte er eher zu sich selbst, als zu mir und verlor sich in meinen Augen.
„Kailyn, ich hab nur eine Frage. Beantworte sie einfach ehrlich, okay?" flüsterte ich. Ich brachte meine Hand an seine Stirn, um ihm die Strähne wegzustreichen. Als mein Finger seine Haut berührte, zuckte er ein wenig zusammen. Er schloss seine Augen wieder, genoss meine Berührung.
„Mich hat seitdem keiner mehr angefasst. Ich meine, umarmt oder so. Ich war in der ganzen Zeit nur mit meinem Dad oder Mace unterwegs. Seit zwei Jahren hat mich niemand berührt, Sky." Hauchte er immer noch mit geschlossenen Augen. Ein Schauer lief über meinen Rücken. Er hatte es so viel schwerer gehabt, als ich.
Sofort legte ich meine Hand in seinen Nacken und zog ihn zu mir. Erneut zuckte er, doch ließ zu, dass ich meine Arme um seinen Hals legte. Er schlang seine um meine Taille und vergrub seinen Kopf in meiner Halsbeuge.
Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Geborgenheit, Sicherheit. Ich wollte nicht, dass es je aufhörte. Sein Geruch, das Gefühl, ihn festzuhalten. Er krallte seine Finger in meinen Parker, um mich noch enger zu halten.
Eine Träne verließ mein Auge, so schön war es. „Lass mich nicht los." Flüsterte ich und legte meinen Kopf an seine Schulter. Er schüttelte leicht den Kopf, hielt mich weiter.
Ich atmete seinen Geruch ein, schloss meine Augen und genoss seine Anwesenheit. Zwei Jahre. Zwei verdammte Jahre hatte ich ihn nicht gespürt.
Er blieb weiter so stehen, begann aber, zu sprechen. „Bevor du deine Frage stellst, hab ich eine." „Hm?" grummelte ich. „Was hast du die ganze Zeit gemacht?" fragte er. Ich löste mich langsam, da ich ihn ansehen wollte. Er sah mir tief in die Augen.
„Naja, den Sommer über haben Elle und ich dich gesucht. Aber du hattest eine neue Nummer und niemand wusste, wo du warst. Irgendwann haben wir aufgegeben. Ich bin hierhergezogen, in eine Wohnung mit Liz und Jordan. Ich hab angefangen, zu studieren und neue Leute kennengelernt. Ich hatte mit keinem was, außer... naja..." ich kratzte mich am Hinterkopf.
Neugierig und auch ein wenig ängstlich sah er mir entgegen. „Wenn ich dich mal ärger vermisst hab, als normalerweise, hatte ich einen One-Night-Stand. Und vor einem halben Jahr wäre ich fast mit so einem Typ aus meinem Kurs zusammengekommen, aber ich konnte es nicht."
„Wieso nicht?" seine Stimme war klar, ohne Verurteilung. „Er ist nicht du." Sagte ich ehrlich. Seine Augen blitzten auf, Erleichterung war zu sehen.
„Also, du hattest nur One-Night-Stands?" ich nickte. „Zwei oder Drei, mehr nicht." Meinte ich ehrlich. Er lächelte leicht.
„Naja, vor ein paar Monaten hat Jace mir dann den Job besorgt, weil seine Tante Redakteurin ist und... ja, das wars eigentlich." „Jace?" er zog die Augenbrauen zusammen. Ich lachte leise auf. „Ein Freund."
Er wollte weiter nachfragen, doch wusste, dass er nicht in der Position dazu war, also ließ er es sein. „Ach ja, und Dad ist umgezogen. Er ist in die Wohnung neben einem Kumpel gezogen, damit er nicht so alleine ist. Und Elle ist mit James zusammengezogen." Erklärte ich noch.
Ein kleines Grinsen spielte sich auf seine Lippen. „Der gute alte James." Wir beide mussten lachen.
„Na gut, stell deine Frage." Meinte er leise. Ich schluckte. „Liebst du mich noch?" ich sah ihm in die Augen, sodass er nicht lügen konnte. Gequält schloss er die Augen, mein Magen kribbelte.
„Ich darf nicht, Sky." Flüsterte er, wich meinem Blick aus und fuhr sich durch die Haare.
Schnell hatte ich meine Hände auf seine Wangen gelegt, seinen Kopf zu mir gedreht und sah ihm eindringlich in das Grün. „Tust du es?" flüsterte ich.
„Verdammt, natürlich! Wie sollte ich auch je damit aufhören? Wenn du jede Nacht in meinen Träumen auftauchst und jedes Mädchen auf der Straße auf einmal aussieht, wie du?" er wurde ein wenig lauter.
Ich musste breit grinsen, biss mir auf die Lippe und schloss die Augen, um den Moment zu genießen.
„Und du? Liebst du mich noch? Nach allem, was ich dir angetan hab?" kam es von ihm, mit einer sanften Stimme, beinahe zittrig. Sofort nickte ich.
„Ich werde auch nicht damit aufhören, verstanden?"
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Ich verlass dich nicht
Teen Fiction-- Teil 2 von Skys und Kailyns Geschichte -- -- Erster Teil 'Verlass mich nicht' -- Zwei Jahre sind vergangen, seitdem Kailyn Sky verlassen hat. Er hatte in dieser Nacht seine Koffer gepackt und war verschwunden. Weder Elle, noch Dylan, noch Sky ha...