Ich verlass dich nicht

Kapitel 49 - Irgendwann

Antony Mace O'Neill war mittlerweile drei Stunden alt. Dad und Elle waren schnell nach Hause gefahren, um ein paar Dinge zu holen, und Mace würde bald mit Sofia, Liz und Jordan in Chicago landen, die vier hatten den nächstbesten Nachtflug genommen.

Ich hatte eine halbe Stunde geschlafen, bevor ich duschen gegangen war. Währenddessen war Kailyn mit Antony im Arm am Fenster gesessen und hatte ihm etwas vorgesummt, der Kleine war eingeschlafen. Mein Herz war so voll mit Liebe für diese beiden Menschen, dass ich am liebsten einfach herumgebrüllt hätte, wie glücklich ich mich fühlte.

Ich saß im Bett, hatte meine Beine wieder zugedeckt und lächelte, als ich Kailyn beobachtete. Er gab Antony einen Kuss auf die Stirn, woraufhin dieser sein Köpfchen in die Brust seines Dads vergrub. „Baby, kannst du mir sein Bett herschieben?", flüsterte er. Ich stand auf, ging langsam zu dem fahrenden Gitterbett, das wir bekommen hatten. Ich hatte natürlich Schmerzen beim Bewegen, doch alle Schmerzen waren es mehr als wert gewesen.

Kailyn legte ihn in das Bettchen, deckte ihn zu und strich ihm nochmal über den Kopf. Dann drehte er sich zu mir. „Setz dich hin", grinste er. Was hatte er vor? Ich folgte seiner Anweisung und nahm wieder am Bett Platz, bevor ich schnell meine Haare zu einem Zopf band. 

„Baby, du musst mich jetzt ausreden lassen, bis ich ganz fertig bin, okay? Das ist wichtig", wies er mit einem dicken Grinsen an. Verwirrt nickte ich, da ich keine Ahnung hatte, worauf er hinaus wollte.

Kailyn stellte sich vor mich, nahm meine Hand in seine beiden und strich über meine Knöchel. Er räusperte sich, bevor er mir in die Augen sah. In seinen standen Tränen, mein Herz überschlug sich beinahe.

„Sky Waitford. Ich muss diesen Namen einfach nochmal ganz aussprechen, weil er wunderschön ist. Du bist vor fast vier Jahren total unerwartet in mein Leben gekommen, und ich hätte damals mit siebzehn niemals gedacht, dass wir irgendwann hier stehen würden. Ich war jung, naiv und ein bisschen dumm. Ich hatte in meinen Teenagerjahren nie einen Dad, der mir gezeigt hat, wie man sich richtig verhält, also hab ich einfach das getan, was ich für richtig gehalten hab, und hab nach der Reihe Mädchen verarscht oder sie einfach für Sex ausgenutzt. Ich bin in dumme Dinge mit Drogen reingeraten, hab mit Luke einen Typen umgebracht, auch wenn es Notwehr war. Ich hab mein Leben nicht geschätzt, hatte nichts, was ich verlieren hätte können."

Mein Herz setzte aus, und ich musste ein wenig lächeln bei den Erinnerungen. Ich fuhr über Kailyns Handrücken, um es ihm leichter zu machen.

„Ich hab sofort gemerkt, dass du anders bist. Du hast mir Kontra gegeben, und mich wahnsinnig auf die Palme gebracht, Gott", er lachte auf, genau wie ich. „Aber wir beide hatten immer schon eine besondere Verbindung, keine Ahnung, was genau es war. Du hast mich immer verstanden, auch wenn ich etwas mal nicht ausgesprochen hab. Du hast mir den Arsch gerettet, egal was für Scheiße ich gebaut habe. Du hast meine Scherze verstanden, und genau gewusst, wie ich sie meine. Ich hab schon ziemlich früh irgendwie Gefühle für dich bekommen, aber konnte nicht damit umgehen. Dass du mich abgewiesen und ständig mit mir gestritten hast, hat mich nur noch mehr an dich ran gerückt. Du warst die erste Person, um die ich mir Sorgen gemacht hab, die mich wirklich interessiert hat. Du hast meine schlimmsten Geheimnisse erfahren und hast mich trotzdem nicht mit anderen Augen gesehen. Egal, ob es um Abby gegangen ist, um meinen Dad oder um Ricky."

Wir hatten beide Tränen in den Augen, seine Hand zitterte, weshalb ich sie noch fester hielt.

„Sky, ich war bei dir immer Ich Selbst. Ich weiß, das hat einige Streits und Verletzungen verursacht, aber du hast mich immer so geliebt, wie ich war. Ich bin ausgerastet, wegen einem dummen Kellner, wegen Jordan, wegen Justin, Taylor, Mace. Ich hab dich in einem Auto eingesperrt und dich angeschrien und ich hab dir das Gefühl gegeben, dass ich nicht lieben würde. Ich hab dich verlassen, als wir uns am meisten gebraucht haben, ohne dir den wahren Grund zu sagen. Und das sind nur Teile davon, was ich dir Schlechtes angetan hab."

Kailyn weinte mittlerweile, sein ganzer Oberkörper zitterte, weshalb ich seinen Handrücken küsste. Ich drückte seine Finger ganz fest und schenkte ihm ein Lächeln.

„Der Punkt ist, ich war nicht der Junge, den du damals verdient hattest, und ich wusste nicht, wie ich dich behandeln musste. Aber egal, was. Egal, wie schlimm ich war, weil ich mich nicht unter Kontrolle hatte, oder weil ich nicht wusste, wie ich dir zeigen soll, wie sehr ich dich liebe; Du hast immer die Liebe hinter meinen dummen und grausamen Aktionen gesehen. Du hast immer gewusst, dass ich dich liebe und dass ich nichts Schlechtes für dich wollte. Du hast meine ärgsten Momente mitangesehen, aber mich immer mit meinen besten Momenten definiert."

„Sky, du bist damals wie heute der stärkste Mensch, den ich kenne. Du musstest mit fünfzehn wegen Isaac schon so erwachsen sein, hast deine Freunde, mich und deinen Vater immer beschützt. Du warst für mich stark, immer wenn ich es nicht konnte. Als Mum gestorben ist, hast du nicht einmal selbst getrauert, sondern nur uns andere getröstet. Weißt du überhaupt, wie stark du bist? Baby, ich bin sowas von stolz auf dich und ich bewundere dich zu tiefst dafür, was für eine starke und wunderbare Persönlichkeit du bist. Du liebst mit allem was du hast, selbst wenn jemand grausam zu dir ist, und das zeigt nur, wie viel Liebe du in dir drin hast."

Ich schloss die Augen, um seine Worte in mich aufzunehmen, mein Mund war trocken und meine Finger zitterten genauso wie seine, als ich an all die wunderschönen und schrecklichen Erinnerungen dachte.

„Ich will den Kleinen nicht aufwecken, also komme ich jetzt mal auf den Punkt. Was ich sagen will, ist, dass ich dich mehr liebe, als alles andere auf dieser Erde. Das hab ich immer getan, und das werde ich immer tun. Ich hoffe, du erinnerst dich an diese eine Nacht, in der du so betrunken warst."

Oh, ich wusste genau, von welcher Nacht er sprach. Ich nickte mit einem Lachen, sah ihm dann wieder in die Augen. Mein Bauch kribbelte und alles in mir schien gleich zu explodieren vor Glück.

„Ich hab dir damals versprochen, dich irgendwann zu heiraten. Wir waren achtzehn, ich hatte keine Ahnung, was es bedeutete, erwachsen zu sein, oder eine wirklich funktionierende Beziehung zu führen. Es sind drei Jahre vergangen und wir sind beide gewachsen, haben uns verändert und sind mittlerweile ganz andere Menschen, als damals. Mein Versprechen hat sich aber nicht verändert, Sky. Ich hab vorhin mit unserem Sohn gesprochen und wir haben gemeinsam beschlossen, dass jetzt ein gutes irgendwann wäre."

Mir blieb die Luft weg. Es schien, als würde die Welt für ein paar Sekunden stehen bleiben, als Kailyn vor mir auf ein Knie niederging und zu mir aufsah. Wie in Zeitlupe holte er ein kleines, schwarzes Schächtelchen aus seiner Hosentasche. Ich musste blinzeln und mich daran erinnern, zu atmen. Mein Herz pochte wie wild, meine Augen brannten schon wieder vor Tränen.

„Sky Waitford, siehst du es wie ich und Antony und würdest aus irgendwann gern heute machen?" 

Kailyns Antrag war so ausgefallen, perfekt auf uns beide zugeschnitten. Ich konnte mein Glück nicht fassen, konnte nicht mehr tun, als vom Bett zu rutschen, meine Arme um ihn zu legen und loszuheulen. 

„Sofort", nuschelte ich in die Haut an seinem Hals. „Ich liebe dich so sehr."

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Ende.