Kapitel 34 -Rückzug

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„Soll ich heute Abend für uns kochen?" fragte Kailyn und sah mich mit einem leichten Schmunzeln an. „Willst du mich vergiften?" lachte ich und schluckte meine Sorgen hinunter. Ich durfte mir nichts anmerken lassen.

„Ach komm schon, ich hab es ein wenig gelernt. Ich kann jetzt zumindest Hühnchen mit Reis kochen" verteidigte er sich und boxte mich leicht in die Seite. Grinsend zog ich die Brauen zusammen, sah ihn zweifelnd an. „Ich schwöre es" beteuerte er. „Na gut" lachte ich nun.

Ich sah den vorbeiziehenden Häusern zu und überlegte ein wenig. Kailyn jedoch riss mich wieder aus dem Gedanken, als er meine Hand in seine nahm und mich neugierig musterte. „Was ist los?"

Er ließ keine Lüge zu, das zeigten mir seine Augen zu gut. Ich seufzte. „Ich denke nur nach. Wie es wird, deinen Dad kennenzulernen und so" Okay, was war eine Lüge. Aber eine gute und er schluckte sie.

„Hör auf, sie werden dich lieben. Vielleicht kommt Mace auch mit, dann wird es noch lockerer werden. Du weißt ja, wie schnell er Leute in Gespräche verwickelt", meinte er grinsend. Ich lachte beim Gedanken an Mace' und mein erstes Treffen, wie schnell wir in ein Gespräch versunken gewesen waren.

Sobald wir in der modernen Wohnung angekommen waren, sah Kailyn die Post durch, während ich die Koffer ausräumte und die Waschmaschine einschaltete.

Mir war immer wieder ein wenig schwindelig, vor allem wenn ich mich runterbeugte oder wieder aufstand. Doch ich atmete einfach tief ein und stützte mich an der Maschine, die verräterischen Gedanken, die sich ständig wieder in meinem Kopf breit machten, versuchte ich so gut es ging, zu übertönen.

„Baby", rief Kailyn da durch die Wohnung, die leicht hallte, weil die Wände so hoch waren. „Ja?" - „Ich muss schnell zu Mace und ein paar Unterlagen von ihm holen, ist das okay? Ich nehm uns am Heimweg auch Chinesisch mit", rief er.

Ich ging aus der Waschküche raus, sodass ich im offenen Wohnraum stand, und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich dachte, du wolltest kochen?", lachte ich und zog die Braue hoch.

Er stieß sich von der Kücheninsel ab, an die er gelehnt gestanden hatte, und kam auf mich zu, während er die Augen verdrehte. „Jaja, ich weiß. Aber..." er stockte, als er bei mir ankam.

Seine linke Hand legte sich an meine Taille, die rechte strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die aus meinem Zopf gerutscht war.

„Aber du hast nur groß geredet und jetzt Schiss bekommen, dass du es doch nicht so gut kannst, wie du vorgegeben hast", beendete ich grinsend seinen Satz und legte die Hände auf seine Brust. Er rollte die Augen nochmals. „Ja, vielleicht. Aber ich lerne es noch, versprochen."

Ich lachte und schüttelte den Kopf. Es gab Dinge, die Kailyn nie lernen würde. Dazu zählten das Kochen und seine Eifersucht im Zaum zu halten. Doch ich konnte ihm keine Vorwürfe machen; immerhin hatte er in den letzten Jahren immer seine Klamotten selbst gebügelt, das war doch schon mal was.

„Wenn du willst, kann ich was kochen. Ich hab sowieso Zeit", meinte ich und legte den Kopf in den Nacken, um ihn ansehen zu können. „Musst du nicht. Ich nehm uns was mit. Leg du dich hin und mach dir einen schönen Abend, du bist ganz blass." Mit diesen Worten küsste er mich fest und lief dann zur Tür hinaus.

Ich sah mich kurz in den Spiegel, bevor ich wieder in die Waschküche ging. Tatsächlich, ich war um die Nase ziemlich blass und dunkle Augenringe prägten mein Gesicht. Meine Haare standen auch in alle Richtungen ab, der Zopf war nur noch schwer zu erkennen.

Ich seufzte, entschloss, morgen nach der Arbeit Liz einen Besuch abzustatten. Ich musste mit jemandem über die Sorge reden, die sich immer mehr in mir ausbreitete. Und Liz würde mich beruhigen, sie würde wissen, was zu tun war.

Ich verlass dich nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt