Kapitel 38 - Kailyns Vater

155 10 0
                                    

Mace kam zurück an den Tisch, räusperte sich. Es war ihm unangenehm, uns so intim zu sehen.

„Wisst ihr schon, was ihr bestellen wollt?", fragte er und setzte ein Lächeln auf, das ich sofort als unecht enttarnte. War etwas passiert? Unser Kuss konnte ihn ja wohl nicht so sehr aufgebracht haben.

„Sky hasst Fisch, sie wird also nur die Beilagen essen und mir ihren Fisch geben", meinte Kailyn grinsend. Es gefiel ihm, seinem Halbbruder Dinge über mich zu erzählen und ihm so zu zeigen, wie gut er mich kannte.

„Wirklich? Gott, hättest du was gesagt! Wir können ja auch in ein anderes Restaurant gehen!", Mace sah mich unwohl an und war schon dabei, aufzustehen, doch ich schüttelte den Kopf. „Alles gut, ich gib Kailyn einfach meinen Fisch."

Wir bestellten, Mace erzählte uns von einem Geschäftspartner, der ihn fürchterlich aufregte, weil er ständig seine Meinung änderte.

Ich spürte, wie Kailyn seine Nägel in meinen Schenkel bohrte, auf dem seine Hand lag. Er dachte dasselbe wie ich; dass Mace genauso war, selten mit etwas zufrieden und ein Perfektionist.

„Aber mein Freund Peter hat mich gerade noch mehr aufgeregt", meinte er da kopfschüttelnd. Ich legte fragend den Kopf schief, nahm einen Schluck Soda Zitron.

„Er hat damals zu unserer Studienzeit Sophia kennengelernt. Ihr wisst schon, meine Ex. Naja, die beiden waren nach unserer Trennung ganz schön gut befreundet, was mich ziemlich verletzt hat. Immerhin war sie ja meine Sophia." Mace stockte, schluckte kurz und sah auf den Tisch.

Ich spürte Kailyn leicht entspannen, er schmunzelte ein wenig. Die Eifersucht hatten die beiden auf jeden Fall gemeinsam.

„Jedenfalls haben sie irgendwann den Kontakt verloren, sie ist umgezogen und hat sich nicht mehr gemeldet. Und jetzt - fast drei Jahre später - erzählt er mir, dass sie herkommt, um ihn zu besuchen. Sie haben sich vor ein paar Wochen wieder auf Facebook gefunden und ein paar Mal telefoniert." Niedergeschlagen kippte Mace seinen Rotwein auf einmal hinunter.

„Willst du sie sehen?", fragte Kailyn vorsichtig. Sein Bruder sah uns beide abwechselnd an. „Naja, wenn ich euch so ansehe... vielleicht könnten wir wieder werden, so wie ihr. Ich meine, ich hab mein Leben jetzt voll im Griff, es hat jetzt eine Ordnung. Ich könnte ihr bieten, was ich vorher nicht konnte. Aber ich weiß nicht, ob sie dieses Leben wollen würde. Sie ist eher schüchtern und hasst die Öffentlichkeit. Wenn sie mit mir zusammen wäre, würde sie in die Öffentlichkeit gezogen werden, ich denke nicht, dass sie mit der New Yorker Elite klarkommen würde. Außerdem weiß ich ja nicht mal, ob sie noch was für mich empfindet."

„Ist es nicht einen Versuch wert?", ich sah ihn mit einem ermutigenden Lächeln an. Kurz studierte er meine Augen, dann nickte er langsam. „Ja, vielleicht."

-

Nach dem Mittagessen, bei dem Mace mir nur ein wenig über das bevorstehende Familienessen am Sonntag erzählt hatte, bei dem ich Kailyns und seine Familie kennenlernen würde, waren wir wieder an die Arbeit gegangen.

Ich hatte zwar nur Kartoffeln und Karotten gegessen, die mit meinem Lachs gekommen waren, doch trotzdem war mir schon eine Stunde später übel. Ich hatte das Gefühl, dass mein Magen sich unwohl verkrampfte, als wäre etwas darin faulig. Hörte sich ekelhaft an, fühlte sich auch so an.

Ich ignorierte den Kopfschmerz, der aufgrund der vielen Leute in der Lobby - wo mein Arbeitsplatz war - immer wieder auftauchte, und stellte für Mace noch ein paar Dokumente zusammen.

Der Tag kam mir viel länger vor als normalerweise, doch das war mir ganz recht. Ich wäre am liebsten am Abend wieder zu Liz gefahren und hätte dort übernachtet, doch das hätte Kailyn misstrauisch gemacht.

Ich verlass dich nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt