Kapitel 36 - Anruf

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Ich sah Liz kurz an, ließ ihre Worte nachhallen. Ich wollte es glauben, was sie da sagte. Doch ich konnte es nicht. Ich war entschlossen, Kailyn nicht noch einmal zu verlieren. Ich musste einen Plan finden, doch bis dahin musste ich mich von ihm fernhalten. Er hätte sofort gemerkt, dass etwas nicht stimmte. Und auf seine Fragen hätte ich keine Antworten gefunden.

Ich atmete tief durch, biss die Zähne zusammen und nickte. „Ich überleg mir was. Aber erstmal muss ich ein wenig Abstand von ihm nehmen. Er würde merken, dass was faul ist", erklärte ich, setzte mich auf und holte mein Handy hervor.

„Du kannst so lang hierbleiben, wie du willst", bot Liz an und zog mich noch einmal in ihre Arme.

Mit einem letzten Durchatmen stand ich auf, ignorierte jeden Teil meines Körpers, der schmerzte und ging auf den Flur hinaus.

Ich legte meine Hand unbewusst auf meinen Bauch, da dieser nun irgendwie warm wurde. Das Verkrampfen hatte aufgehört, trotzdem brummte mein Kopf und mein Rücken schien so verspannt wie nie zu sein.

Ich setzte mich auf den kleinen Hocker im Flur und wählte Kailyns Nummer.

„Hey", meinte er, hörte sich fröhlich an. „Hey", gab ich müde zurück, strich mir die Haare aus dem Gesicht und biss auf meine Unterlippe, um nicht in Tränen auszubrechen.

„Ich bin gerade nach Hause gekommen, Mrs. Bernings ist total aufgekratzt rumgelaufen, weil Nathaniel in den Flur geschissen hat", lachte mein Freund. Der tiefe, kehlige Ton beruhigte mich, wie ein Schlaflied bei einem Kind.

Ich musste schmunzeln. Mrs. Bernings war unsere verwitwete Nachbarin, die mit ihrer Bulldogge Nathaniel das beste Leben führte. Jeden Morgen füllte sie seinen Napf mit Premium-Futter und hatte eine junge Studentin engagiert, die fünfmal täglich mit ihm spazieren ging.

„Hat sie den Hausmeister gerufen, damit er putzen kommt?", fragte ich so amüsiert wie möglich. „Klar, denkst du, die rührt das an?", lachte Kailyn, ich hörte im Hintergrund eine Zimmertür schließen.

„War Mace heute in Ordnung?", fragte ich. Wir hatten am Vortag bis zwei Uhr morgens an den Zeitungen gearbeitet, die Kailyns Halbbruder ihm mitgegeben hatte, und als wir fertig gewesen waren, war Kailyn verdammt wütend gewesen, da Mace ihm viel zu viel Arbeit aufbrummte.

Er schnaufte am anderen Ende durch. „Naja, er war schlecht gelaunt. Aber ich hab ihn einfach ignoriert, also hat er es an Cindy ausgelassen. Zu den Artikeln hat er nicht wirklich was gesagt, außer einem kurzen ‚Gut gemacht', als wäre ich ein Haustier. Danke nochmal, dass du mir gestern geholfen hast, Baby. Das hätte ich ohne dich nie geschafft. So wie alles andere auch", meinte er. Ich hörte bei den letzten Sätzen sein Schmunzeln förmlich.

Mein Bauch wurde noch wärmer, ein Lächeln legte sich auf meine Lippen. „Kein Problem. Ich werde heute bei Liz bleiben, sie hat ein paar Probleme mit ihrem Boss und braucht wieder mal eine Mädelsnacht. Ist das okay für dich?" Es fiel mir schwer, ihn anzulügen, doch anders ging es nun mal nicht.

„Bleibst du bei Liz oder bei Liz und Jordan?", fragte er ein wenig misstrauisch. Bevor ich antworten konnte, hing er an: „Ich verstehe, wenn du die beiden vermisst, Baby. Wir können sie sowieso öfter besuchen oder auch einladen, wenn du willst. Ich komme auch mit Jordan klar, wenn es für dich ist."

Ich lachte auf, schüttelte amüsiert den Kopf. „Ich bleibe bei Liz. Jordan ist gar nicht zu Hause. Aber danke, Baby. Wir sehen uns morgen in der Arbeit."

„Ich liebe dich" - „Ich dich auch."

Nachdem ich aufgelegt hatte, stützte ich meinen Kopf frustriert in die Hände, atmete tief durch, da es sich anfühlte, als würde mir die Luft wegbleiben.

„Ich mach uns eine heiße Schokolade, komm", meinte Liz feinfühlig und hielt mir die Hand hin. Ich folgte ihr ins Wohnzimmer, wo sie mir befahl, mich in einer Decke einzukuscheln und auf sie zu warten.

Ich schaltete den Fernseher ein und schaltete auf einen Actionfilm, in der Hoffnung, er würde mich ablenken.

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Meine beste Freundin und ich waren irgendwann auf der Couch eingeschlafen, sie hatte einen Arm um mich und mein Kopf lag auf ihrem Schoß. Ich hatte gut geschlafen, war nur ein wenig verspannt und mein Kopf brummte wie wild.

Ich setzte mich auf, da ich durch ein lautes Rumpeln aufgeweckt wurde. Jordan trampelte durch die Wohnzimmertür, sah uns beide verdattert an. Er sah aus, als hätte er die ganze Nacht nicht geschlafen, seine Haare standen in alle Richtungen ab, seine Augen waren blutunterlaufen, sowie seine Lider beinahe zufielen.

„Was machst du denn hier?", fragte er erfreut und kam auf die Couch zu. „Ich...", ich stockte. Was sollte ich ihm erzählen? „Ich hab Liz vermisst und wollte einfach wiedermal hier sein", zuckte ich schließlich die Schultern.

Seine zusammengezogenen Brauen verrieten mir, dass er mir nicht glaubte, er ließ es jedoch gut sein und zog mich einfach an den Händen hoch, sodass er mich umarmen konnte.

„Ist alles gut?", nuschelte ich in sein Shirt, da er ein wenig nach Alkohol roch. „Naja, es hat sich rausgestellt, dass mein One Night Stand von letzter Woche Joes Ex ist. Er ist auf mich losgegangen und ich konnte ihn nur mit ein paar Drinks beruhigen", schmunzelte er leicht.

Ich lachte auf. „Wie in alten Zeiten, was?"

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Heyo :)

Heute nur ein kurzes Kapitel und ein riesengroßes Sorry von mir, weil in letzter Zeit so wenig kommt. Es ist nur so, dass 'Ich verlass dich nicht' schön langsam zu einem Ende kommt und ich kann nicht wirklich loslassen :D

Es werden noch ein paar Kapitel kommen, natürlich. Aber das hier ist der letzte große Höhepunkt in Kailyns und Skys Beziehung.

Danke an alle, die trotz der wenigen Updates noch mitlesen. Ihr seid die besten!

Bis bald! xx

Ich verlass dich nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt