Samu's Sicht
Ich stand immer noch im Flur und starrte auf die geschlossene Wohnungstür, so langsam verrauchte meine Wut. Ich bückte mich um den Ring vom Flurboden auf zu heben. Dabei fiel mir einen weißer Umschlag ins Auge, der halb zwischen, den Schuhen steckte, die neben der Tür standen. Ich nahm ihn hoch und lass an wen er adressiert war 'An Ihn' stand dort in geschwungener Schrift geschrieben.
Da ich mit dem Brief weiter nicht viel Anfangen konnte, steckte ich ihn erst mal in die Hosentasche und ging ins Wohnzimmer, wo ich mich auf die Couch fallen ließ. Ich fummelte die Fernbedienung unter den Kissen hervor und schaltete den Fernseher an, ein Video startete.
"Kiki, hey Kiki grins doch mal", waren die ersten Worte die ich vernahm. Es war eine sommerliche Landschaft und es wurde gegrillt. Kiki die im Mittelpunkt des Bildes zusehen war, versuchte mit einer Hand die Kamera zu zuhalten "Leo lass das", doch sie lachte, ihr herzliches Lachen erklang durchs Wohnzimmer. "Hey Norris nimm mal die Kamera"; das Bild wackelte und Leo kam hinter der Kamera vor und Jason übernahm. Er lief rüber zu Kiki und schloss sie in die Arme. Er drehte sie in die Kamera und zeigte auf ihren Bauch, an dem man erkennen konnte das sie schwanger war. "Das da ist mein Sohn", er piekste ihr in den Bauch und grinste. Kiki lachte und boxte ihm gegen die Schulter "Spinner", sagte sie immer noch lachend. Plötzlich änderte sich das Bild, es knackte und raschelte und dann, dann sah man hunderte Menschen in Schwarz gekleidet. Man hörte ein hilflosen Schluchzen und die Kamera wurde immer wieder erschüttert. Jemand am Rande des Szenarios spielte Dudelsack und um den aufgebarten Sarg in der Mitte, standen unheimlich viel Blumen. Von rings umher nahm man ein leises weinen war, als ein Pfarrer nach vorne trat und zu sprechen begann. "Liebe Familie West, liebe Freundinnen und Freunde, liebe Weggefährten und Vertraute, liebe Gemeinde in Trauer!
Wir sind zusammengekommen, tief traurig, erschüttert, nachdenklich, mit aufgewühlten Gefühlen, müssen Abschied nehmen, eine Realität hin nehmen, um die wir nicht herumkommen. Leos Herz hat aufgehört zu schlagen, er lebt nicht mehr.
So traf viele unter Ihnen die Nachricht von seinem Tode völlig unvorbereitet. Sie sind fassungslos, es ist auch noch nicht wirklich zu begreifen, dass er nicht mehr so unter uns lebt, wie wir alle ihn erlebt und geschätzt haben – in unterschiedlicher Distanz und Nähe, in unterschiedlichen Rollen.
Wir teilen gemeinsam die tiefe Trauer darüber, dass er nicht mehr unter uns ist und fühlen zugleich die besondere Bedeutung, die für uns der Kontakt zu Leo hatte und hat. Durch unsere so überaus zahlreiche Anwesenheit zeigen wir unsere Verbundenheit mit ihm, die über diesen Tag des Abschieds hinausgehen wird und wir möchten in der gemeinschaftlich vorbereiteten und gestalteten Feier, einen würdevollen Abschied ermöglichen und denken dabei an das, was Leo schätzte.
Wie viele Menschen berichten übereinstimmend von den Spuren die er, so wie er war, bei ihnen hinterlassen hat, wie prägend und einflussreich er war bei der Findung des eigenen beruflichen Werdegangs z.B., als anspruchsvoll- kritischer Coach, der die Aufgabe mit Präzision, ja ,mit dem Streben nach Perfektion betrieb. Durch seine warmherzige Menschlichkeit, durch seine Aufgeschlossenheit, durch seine Augen, durch seine Ausstrahlung, durch seine Haltung der Wertschätzung und der Offenheit, durch seine Hilfsbereitschaft und sein nimmermüdes Engagement, seinen Ideenreichtum, seinen Unternehmergeist, durch sein sympathisches Auftreten, seine ungeheure Praesenz, seine Zielstrebigkeit, seine ... – ich breche hier ab. Wir könnten diese Liste unendlich fortschreiben.
Leo würde wohl sagen, „Leute, das Leben geht weiter. Es ist jetzt so, wie es ist." Können wir das in Gedanken von ihm so annehmen? Es ist sehr schwer. Aber es wäre ganz und gar in seinem Sinne.
Ich lese auf Ihren Wunsch hin nun diesen Text von Henry Scott Holland:
„der Tod hat keine Bedeutung – ich bin nur nach nebenan gegangen. Ich bleibe, wer ich bin, auch ihr bleibt dieselben zusammen. Was wir einander bedeuteten, bleibt bestehen. Nennt mich bei meinem vertrauten Namen. Sprecht in der gewohnten Weise mit mir und verändert euren Tonfall nicht! Hüllt Euch nicht in Mäntel aus Schweigen und Kummer – Lacht wie immer über die kleinen Scherze, die wir teilten. Wenn ihr von mir sprecht, so tut es ohne Reue und Traurigkeit. Leben bedeutet immer nur Leben – es bleibt so bestehen – immer – ohne Unterbrechung. Ihr seht mich nicht, aber in Gedanken bin ich bei euch – irgendwo ganz in der Nähe – nur ein paar Straßen weiter."
Wir alle werden es schaffen müssen, zu akzeptieren, dass wir Abschied nehmen müssen und uns hier leider nicht mehr wiedersehen können. Aber wir können seine Seele Gottes Händen anvertrauen und wir können und dürfen unsere Erinnerungen pflegen und aus ihnen heraus Kraft und Perspektive schöpfen für unseren eigenen weiteren Weg in unserem ebenfalls begrenzten Leben.
Amen
Ich spreche das Vaterunser und, wer mag, spricht es mit ... im Anschluss daran haben wir eine Zeit der Stille für ganz eigene, persönliche Gedanken und Gefühle, bevor dann seine Verlobte zu uns sprechen wird."
Es war still geworden und man hörte nur vereinzelte Gemurmel, bevor nach einiger Zeit Kiki aus der Menge hervortrat und sich hinter das Pult stellte "Leo war einer der besten Menschen die ich in meinem Leben kennenlernen durfte. Er war mein Verlobter, mein Seelenverwandter und Vater meines..", sie konnte nicht weitersprechen und sackte weinend zusammen. Das Kamerabild wurde schwarz und ich saß immer noch versteinert auf der Couch, mein Herz pochte schnell. Ich spürte etwas nasses auf meiner Wange. Ich sah nach oben, aber die Decke war trocken und es dauerte ein wenig bis ich realisierte das ich weinte.
Plötzlich fielen mir Kiki's Worte wieder ein 'Den Brief wollte ich dir eigentlich geben', so schnell ich konnte zog ich den Brief aus meiner Hosentasche und riss ihn auf. ich nahm das Papier heraus und begann zu lesen.
An den Mann der meine Frau liebt,
wenn du das hier liest, dann muss es wahr sein. Sie liebt dich. Ohne jeden Zweifel, sonst hätte sie dir diesen Brief nicht gegeben. Ich kann nur hoffen, dass du für sie das gleiche entfindest wie sie für dich. Ich wollte dir einen Brief schreiben, weil du etwas sehr wichtigs wissen sollst.
Ich bin sehr froh, dass sie dich gefunden hat. Ich wünschte nur, ich könnte da sein. Aber in gewisser weise bin ich ja vielleicht anwesend. Neben meiner Frau und meinem Sohn, bist du jetzt für mich der wichtigste Mensch auf dieser Welt.
Den ich bin nicht mehr da und sie gehören nun zu dir. Du musst dich jetzt um sie kümmern.
Sie zum lachen bringen. Sie in den Arm nehmen, wenn sie weinen. Dich für sie stark machen und sie den Unterschied zwischen gut und böse lehren.
Der Gedanke an dich gibt mir Hoffnung. Hoffnung, dass Kiki sich dran erinnern wird, wie es ist, jung und verliebt zu sein. Hoffnung, dass Jason jemanden findet mit dem man Angeln gehen kann. Hoffnung, dass Tobi jemanden hat der ihm an seinem Hochzeitstag zur Seite steht.
Ich hoffe, dass meine Familie eines Tages wieder ganz sein wird. Doch vor allem hoffe ich, dass ich auf irgendeine weise bei euch sein kann. Dass, ich über euch alle wachen kann.
- Leo
Ich starrte auf das Blatt Papier das mittlerweile aufgeweicht von meinen Tränen war. In der stille der leeren Wohnung wurde mir so langsam klar, das ich Leo soviel unrecht getan hatte, er war ein guter Mensch. Er hat nicht mehr zu wissen bekommen das sein Sohn nicht überlebte. Er war Eishockeyspieler, er wusste um die Gefahren und wollte sich mit diesem Brief absichern, das er schlussendlich auf schrecklichere Weise zu Tode kam, konnte niemand ahnen. Doch allem voran hatte ich Kiki unrecht getan. Es war kurz nach 3 Uhr, heute würde ich sie wohl nicht mehr erreichen. Ich ließ mich nach hinten fallen und starrte mit tränenerfüllten Augen an die Decke. Ich hatte alles getan Leo, aber ganz sicher hatte ich mich nicht um deine Familie gekümmert.
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Ice Love - Fight again
Fanfiction3 Jahre nach der Trennung von Kiki und Samu fliegt er das erste mal wieder nach Chicago, er muss sie unbedingt sehen. Doch was er vorfindet ist alles andere als das was er erwartet hat. Es scheint als hätte Kiki ihn endgültig abgehackt... Die Fortse...