Kapitel 5

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Der Unterricht verlief anders als in unserer alten Schule. Dort haben alle immer gequatscht, selbst als der Lehrer schon Verweise angedroht hat. Keiner konnte unsere Klasse bändigen. Doch hier. Hier waren alle still. Keiner redete ein Wort. Alle starrten gebannt nach vorne und folgten dem Unterricht. Nur Alex sah auf sein Handy. Natürlich ganz unauffällig unter dem Tisch. Das merkte sicher niemand, nein.
Ich schüttelte den Kopf. So blöd wie der konnte doch keiner sein. Aber Herr Scheiler hatte es noch nicht bemerkt.

Ich verstand diesen Typen eh nicht. Er tut einen auf Proll, hängt die ganze Zeit nur mit denen aus den höheren oder niedrigeren Klassen ab, weil die in seinem Alter ja so dämlich und doof waren. Nur er nicht. Ja klar.
Seine beiden besten Freunde, welche vorhin auch hier waren, jedoch schon geflüchtet sind, als Herr Scheile hineinkam, waren nicht ansatzweise besser als er selbst. Aber wieso sollten sie auch? Immerhin konnte man nur mit Alex befreundet sein, wenn man extrem homophob, sexistisch, rassistisch und absolut bescheuert ist und natürlich auch jedes Vorurteil zu Herzen nimmt.
Klar, manchmal hat man so seine Vorurteile, aber man sollte sich davon nicht leiten lassen und Personen nur danach bewerten. Zu oft entpuppten sie sich als anders als man vorher gedacht hatte.

Als die Doppelstunde Mathe endlich vorbei war und es zur Pause klingelte, stürmten alle Schüler aus dem Klassenzimmer hinaus. Ich war verwirrt. Jeder hatte seine Tasche hiergelassen. Hatten wir etwa nochmal hier Unterricht?
Ich hatte mir nicht gemerkt, in welchen Räumen wir haben. Ich konnte mich nur an dieses Zimmer für die ersten zwei Stunden erinnern. Den Rest hatte ich mir um ehrlich zu sein, nicht wirklich angeschaut.
Beim Rausgehen fragte ich also bei Jessi und Nathan nach. "Haben wir jetzt nochmal in diesem Zimmer?"
Die beiden schauten mich komisch an. "Natürlich.", meinte Jessi und strich sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht. "Das ist schließlich unser Klassenzimmer, da haben wir immer."
"Naja, außer in Sport.", fügte Nathan grinsend hinzu und erhielt damit ein Augenrollen von seiner besten Freundin oder was sie auch immer waren.
"War das bei euch etwa anders?", fragte er. Ich nickte.
Dann fing ich an, ihnen zu erklären, dass wir für jedes Fach oder eher für jeden Lehrer ein anderes Zimmer hatten. Die beiden schauten mich ungläubig an. Das war ihnen dann wohl doch zu viel.

Auf dem Pausenhof angekommen, führten meine neuen Freunde mich erstmal herum und zeigten mir alles. Es gab einen eigenen Schulgarten mit Eigenanbau, einige Tische, an denen man sich hinsetzen und Essen oder einfach nur rumhängen konnte und auch alleinstehende Bänke. Ein paar Bäume waren auch auf dem Hof verteilt. An einem von ihnen erkannte ich Diego. Er stand dort mit seiner Freundin Katie. Erst wuschelte sie ihm durch seine hellbraunen Haare, dann schlang sie ihre Arme um ihn und sie küssten sich. Ich lächelte. Ich wusste, dass mein Bruder sehr in sie verliebt war und sie ihn wirklich glücklich machte. Und immer wenn ich wusste, dass mein Bruder glücklich war, war ich es auch.

Wir ließen uns auf eine der alleinstehenden Bänke nieder und ich lehnte mich zurück. Man merkte, dass es langsam wieder Frühling wurde. Die Bäume bekamen wieder immer mehr Blätter, einzelne Knospen waren schon zu erkennen und es war deutlich wärmer als noch in den Faschingsferien. Ich ließ meinen Blick schweifen. Nathan und Jessi redeten über irgendwelche Sachen, doch ich hörte ihnen nur halb zu.

Mein Blick fiel auf den blonden Jungen von vorhin. Magnus, soweit ich mich erinnerte. Er saß alleine auf einer Bank und las ein Buch. Wieso tat er das denn? Klar, man könnte Bücher gerne lesen, wenn man das wollte, aber in der Schule? In der Pause? Hatte er etwa nicht mal irgendwelche Freunde? Niemanden, der sich für ihn interessiert?

"Ist er in der Pause immer allein?", fragte ich auf einmal. Meine Freunde sahen auf. Nathan folgte meinem Blick. "Du meinst Magnus?"
Ich nickte leicht.
"Ja ist er. Der sitzt immer ganz alleine auf dieser Bank und macht irgendwas.", sagte Jessi. Ich überlegte. "Hat euch nie interessiert, wieso?"
Die beiden zuckten mit den Schultern. "Er war immer sehr verschlossen und seltsam, also war das nicht wirklich überraschend.", meinte Nathan. "Irgendwie war er komisch. Er ist der einzige, der sich von unserem Klassenlehrer nichts bieten lässt. Außerdem macht er diese Zeichen, welche er vorhin bei diesem Typen, Alex oder so, gemacht hat, voll häufig. Keiner verstand, was die bedeuten sollen." Er überlegte kurz. "Aber eines muss man ihm lassen, seine neue Haarfarbe ist mega nice."

Jessi kicherte. "Jaja, er hatte ja mal mega tolle blonde Haare. Die sind ja so geil! Diese Farbe willst du auch haben.", meinte Jessi sarkastisch und Nathan stieß sie in die Seite. Dann fuhr sich der Braunhaarige durch die Haare.
Ich grinste. "Also wenn das so ist, wieso fragst du ihn nicht einfach, was für ein Produkt er verwendet hat? Das ist ja jetzt nicht so schlimm.", lachte ich. Er sah mich genervt an. Dann fingen wir alle drei an zu lachen.
"Andere Sache.", fing ich an. "Seid ihr beide eigenlich befreundet oder zusammen?"
Die beiden schauten sich verwirrt an. Dann schüttelten beide gleichzeitig den Kopf.
"Ne, zusammen sind wir nicht. Wir sind nur beste Freunde.", grinste Nathan.
Ich nickte. Beste Freunde. Also genauso wie Jerri und ich. Mit einem Mal wurde ich wieder traurig. Ich stellte meine Füße auf die Bank und umschlung meine Beine mit meinen Armen. Nathan legte seinen Arm um mich.
"Hey, was ist denn los? Wieso bist du denn auf einmal so traurig?"
Ich schaute ihn an. Dann holte ich tief Luft. Ich wusste, dass ich den beiden vertrauen konnte. Also konnte ich ihnen auch die Wahrheit sagen. Auch mit der Gefahr, dass ich wieder anfangen würde zu weinen.

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(956 Wörter)
Ähm ja, Ende dieses Kapitels. Noch bin ich voll im Zeitplan. Tag fünf also durchgestanden. Yay. Joa, also was soll ich jetzt sagen? Was sagen denn Leute am Ende ihrer Bücher? Ähm keine Ahnung. Egal. Sagen wir mal, wir ignorieren diese Abmod mal und gehen einfach weiter. Ihr könnt euch auch noch schnell nen Keks wegnehmen, wenn ihr wollt. -->🍪 Aber nur einen! Naja, dann bye. Schönen Tag noch, oder welche Tageszeit ihr habt. 🤗

Von Träumen zur Realität #catalyst500Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt