Kapitel 59

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Wir überlegten uns noch, wie genau wir das anfangen sollten, mit Jerri zu reden. Immerhin war das letzte Mal, als wir uns gesehen hatten, nicht so gut gelaufen.
Aber die anderen beiden sprachen mir Mut zu, dass wir das hinbekommen würden. Ich glaubte zwar nicht so daran, trotzdem half es mir zu wissen, dass ich jemanden an meiner Seite hatte.

Nachdem wir abgemacht hatten, was wir jetzt genau tun wollten, blieben wir noch etwas da und unterhielten uns.
Größtenteils redeten zwar meine beiden Freunde, aber ab und zu stimmten Magnus und ich mit ein.

Anfangs ging es um eher belanglose Themen. Eigentlich war es fast wie ein Verhör. Die beiden fragten Magnus ständig irgendwas, wie er so in der Schule war, was seine Interessen wären und wie er denn so zur Musik gekommen ist. Doch der Blonde schaffte es geschickt auszuweichen. Nur bei einer Sache, schien er hellhörig geworden zu sein.

Wir waren wieder auf Alex gekommen und seine Gründe, wieso er bestimmte Menschen mobbt.
Und bei mir lag das ja daran, dass ich eher schwächer, sensibler und so war und er mich deshalb für schwul hielt. Und die Homophobie dahinter war echt heftig.

"Nur mal so in den Raum gefragt, egal ob ich das weiß, wisst ihr eigentlich, worauf ihr steht?", fragte Jessi in die Runde.
Nathan grinste mich scheinheilig an. Ich nickte nur unsicher.
"Aber wie gesagt, verliebt war ich noch nie."
In meinen Ohren klang das wie die größte Lüge, die ich je erzählt hatte, nur Jessi schien es zum Glück nicht zu bemerken. Magnus scheinbar aber schon.
"Achja, verstehe.", grinste er.
Mir war die Situation ziemlich unangenehm. Doch bald zog Magnus alle Aufmerksamkeit auf sich.
"Naja, ich finde, man kann eigentlich, nie wissen. Vielleicht wirst du erst viele Mädchen lieben und dann den Jungen deiner Träume finden. Kann doch alles sein."

"Du kennt,dich aus?"
Nathan wurde neugierig.
"Also nicht direkt. Aber schon etwas. Wisst ihr, mir geht das Thema ziemlich nahe. Ich hasse es besonders, wenn Menschen dafür verurteilt werden. Auch wenn es noch viele andere Sachen gibt, die genauso schlimm sind. Aber das Thema ist halt bekannter für mich. Nicht das ich selbst sagen könnte, ich wäre homosexuell oder so, aber naja."

Nun wurde auch ich hellhörig.
"Wie nah geht es dir denn dann?"
"Sagen wir mal...", fing der Junge zögerlich an.
"... meine Eltern haben sich bei so einem LGTBQ Fest kennengelernt. Mein Vater ist bisexuell und meine Mutter pansexuell. Wir reden über sowas deshalb auch häufiger. Vorallem, weil meine Großeltern meine Mutter rausgeschmissen haben, als sie sich geoutet hat und erst wieder aufnehmen wollten, als sie erfuhren, dass sie einen Mann heiraten wollte. Aber zu dem Zeitpunkt wollte sie dann nicht mehr. Gerade deshalb macht mich sowas halt wütend. Ich check diese Intoleranz einfach nicht."

Wütend knallte er seine Faust auf den Tisch. Meine Freunde und ich zuckten zusammen.
Mir wurde bewusst, wie ernst er es meinte. Das Thema ging ihm sehr nahe. Und ich dachte, die ganze Zeit für schwul gehalten zu werden war nervig. Aber wegen seiner Sexualität selbst von seinen eigenen Eltern ausgeschlossen zu werden, war furchtbar. Ich wollte gar nicht wissen, wie Magnus' Kontakt zu seinen Großeltern war. Ob er sie überhaupt persönlich kannte?
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(535 Wörter)
So, da war das. Joa. Teil dieses Kapitels hatte ich übrigens schon seit der Abschlussfahrt, die letzten 100 Wörter oder so waren von heute. Und diesmal ging es bisschen um "ernstere" Themen. Ich meine Sexualität wird hier häufiger aufgegriffen, aber das ist nochmal bisschen mehr. Hoffe ihr fandet das cool und nicht irgendwie lächerlich oder sinnlos. Naja, mehr hab ich auch nicht zu sagen. Also wünsche ich euch noch einen schönen was auch immer noch und vielleicht bis bald. Bye 🤗

Von Träumen zur Realität #catalyst500Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt