Kapitel 40

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Ich wusste nicht, wie lange ich da saß, aber es war auf jeden Fall eine ganze Weile. Mein Körper zitterte ein wenig. Es war schon ziemlich kalt. Und ich hatte nichtmal Schuhe an. Durch die kalte Steintreppe unter meinen Füßen wurden diese immer kälter und trotz Socken spürte ich sie letztendlich nicht mehr.
Ich schaute nach unten. Meine Socken waren neongelb. Sie hebten sich sehr von der dunklen Treppe ab. Dazu kommen noch die unglaublich schönen und überhaupt nicht kindischen Pinguine, die dort abgebildet waren.

Seufzend stand ich auf. Meine Füße schmerzten langsam. Also sollte ich wohl langsam wieder rein gehen. Ich hatte mein Handy nicht dabei, also konnte ich nicht sagen, wie spät es mittlerweile war. Ich konnte nur erkennen, dass die Sonne etwas aufging und man schon einiges sehen konnte.

Kurz bevor ich meine Hand auf die Eingangstür gelegt hatte, zögerte ich doch noch. Schließlich wusste ich nicht, was ich oben machen sollte.
Ich dachte an die alten Zeiten zurück. Damals bin ich immer, wenn ich einen Albtraum hatte, zu meinem Bruder gelaufen. Habe ihn aufgeweckt. Er hat mich getröstet. Und dann haben wir zusammen bei ihm im Bett geschlafen. Dabei hab ich mich immer so sicher und geborgen gefühlt.
Und immer, wenn Jerri bei mir übernachtet hatte, hat er dann extra ganz viele Kuscheliere und Kissen herbeigeholt. Und Süßigkeiten. Dazu hat er immer Musik angemacht.

Diese Erinnerungen machten mich einerseits glücklich und ließen eine wohlige Wärme in mir aufkommen.
Gleichzeitig wusste ich, dass dies nun Vergangenheit war und wohl nie wieder zurückkommen würde.
Traurig machte ich auf den Weg nach unten. Ich hatte keine Lust darauf, zurück in die Wohnung zu gehen. Es war wie die Rückkehr in die Realität. Als wäre die Haustür der Eingang ins reale Leben. Und solange ich hier war, war ich in meiner eigenen Welt.

Ich Schritt langsam durch die Stadt. Einige Steine bohrten sich in meine Füße und ich war mir sicher, dass sie wohl am Ende meines Ausflugs ziemlich wund sein würden. Doch seltsamerweise störte mich das überhaupt nicht. Eher tat der Schmerz gut. Eigentlich sollte ich mir darüber wohl Gedanken machen. Aber ich beließ es dabei.

Nachdem ich etwas umhergewandert war, bemerkte ich, wo ich mich gerade befand. Nicht weit von hier war das Haus, in dem Magnus lebte. Und überraschenderweise war er natürlich auch hier. Wenn das hier eines dieser kitschigen, dummen Schwachsinnsbücher sein würde, würde er jetzt der Badboy sein, der mich zwar die ganze Zeit fertig macht, mich aber trotzdem vollkommen erotisch anmacht. Und ich würde von seinem Charme geblendet sein. Stattdessen musterte er mich nur von oben bis unten, sagte jedoch nichts.

"Starrst du mich jetzt die ganze Zeit blöd an oder was hast du für ein Problem?", fragte ich ihn patzig.
"Komm mal runter!", sagte er genervt. "Hab ich dir was getan? Naja, eigentlich wundert mich das nicht. So verletzlich und entfindsam wie du zu sein scheinst. Wahrscheinlich ist schon wieder irgendwas passiert, was dich fertig gemacht hat und das lässt du jetzt an allen anderen aus."

Ich staunte nicht schlecht, als er das sagte. Immerhin entsprach es irgendwie schon der Wahrheit.
"Du bist echt ein Klugscheißer. Was machst du eigentlich hier? Es ist doch noch voll früh.", stellte ich fest.
"Naja, es ist halb sechs. Der perfekte Zeitpunkt für einen morgendlichen Spaziergang."
Er schaute an mir herunter.
"Und in Gegensatz zu dir hab ich wenigstens Schuhe an."
"Ist es falsch, keine Schuhe anzuheben. Vielleicht mach ich das ja immer so."
"Deinem Ton nach zu urteilen, nicht. Aber okay. Wenn dir das so lieb ist."

Ich seufzte. "Du hast ja 'ne krasse Menschenkenntnis."
"Man lernt, wenn man sich immer auf Menschen fixiert."
"Naja, wenn man sonst nichts zu tun hat."

Magnus grinste mich an.
"Als Einzelgänger hat man Zeit für sowas belangloses. Aber teilweise ist es echt interessant, was es für Menschen gibt. Iddi, zum Beispiel. An ihm kann man echt gut erkennen, was ein Idiot ist, der sich aufspielt, andere runtermacht und jedes Vorurteil zu Herzen nimmt. Und so sind leider zu viele Menschen. Aber was will man machen. So sind die Leute halt."

Unsicher sah ich ihn an.
"Na wenn du meinst. Iddi war doch Alex, oder?"
Er nickte. Ich erinnerte mich zurück. An den ersten Schultag. Wo Alex seinen Spitznamen von Magnus bekommen hatte. Und ich ihn zum ersten Mal getroffen hatte.
"Warum eigentlich? Warum Iddi?"
"Naja..." Er machte wieder diese Handbewegungen, von denen ich mittlerweile ja wusste, dass sie Gebärdensprache waren. Aber übersetzen konnte ich das nach wie vor nicht.
"... Iddi steht quasi für Idiot der dumm ist. Aber kreativ ich weiß. Aber mir ist bei dem nichts anders eingefallen."

"Aha." Ich dachte nach. Eigentlich gar nicht mal so blöd. Ich würde zwar niemanden irgendwelche komischen Spitznamen geben, aber okay. Wenn er meinte, er wollte das tun.

"Soll ich dir eigentlich Schuhe leihen oder willst du so wieder nach Hause?", fragte er mich plötzlich. Ehe ich antworten konnte, verschwand er nach drinnen und kam kurze Zeit später mit einem paar roter Schuhe wieder zurück.
Er hielt sie mir hin. Da ich wahrscheinlich nicht wirklich eine Wahl hatte und meine Füße langsam wirklich dankbar wären, wenn sie nicht mehr ungeschützt auf dem Asphalt ständen, nahm ich sie entgegen und zog sie an.
"Danke.", meinte ich kurz. "Ich glaub, ich geh jetzt mal lieber."
Dann machte ich mich wieder auf den Weg nach Hause.
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(892 Wörter)
Yay, fast 900 Wörter. Freude. Joa. Toll. Okay, was laber ich? Egal. Da mein Kopf schon wieder raucht und völlig ausgelastet ist (und das liegt nicht an diesem Kapitel) und ich wohl nicht mehr denken kann, falls ich das je konnte, bin ich dann wohl lieber wieder weg. Ich glaube das ist für alle Beteiligten das beste. Na dann. Also bis vielleicht wann anders. Bye 🤗

Von Träumen zur Realität #catalyst500Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt