Kapitel 39

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Ich schwieg den ganzen restlichen Abend. Glücklicherweise fragte keiner nochmal nach, was denn jetzt Sache war. Diego blieb in seinem Zimmer und kam nur mal kurz raus, um ins Badezimmer zu gehen.
Ich selbst war auf dem Sofa und schaute mir ein paar Folgen einer Serie namens "technische Menschlichkeit" an. Keine Ahnung wann, aber irgendwann bin ich dann auch eingeschlafen.

Ich träumte von komplett wirrem Zeug. Fliegende Bücher, sprechende und singende Gegenstände, selbstspielende Musikinstrumente und immer wieder viel der Satz: "Du verlierst alles was dir wichtig ist." Von einer wohl bekannten Stimme.
Ich konnte nicht sagen, woher ich sie kannte. Sie war vertraut, aber doch so fremd.
Nachdem ich eine Weile in meinem Traum umherschlenderte, wohlgemerkt ohne zu bemerken, dass es ein Traum war, kam ich an einen Fluss. Nicht sonderlich breit, jedoch würde ich mit einem einfachen Sprung nicht das andere Ufer erreichen.

Dort drüben erkannte ich mein Leben. Mein Haus, meine Schule, meine Familie, meine Freunde, einzelne Dinge, die mir sehr wichtig waren. Ebenso konnte ich Magnus und Alex entdecken. Und das Cafe. Auch Magnus' Eltern und sein kleines Musikstudio waren dort.

Während ich mir alles ansah, trat plötzlich ein Junge ganz nach vorne ans Flussufer.
Er war wohl nur etwas größer als ich, hatte zerzauste, dunkelblonde Haare und sah mich direkt mit seinen dunklen braunen Augen an. Seine Arme vor der Brust verschrenkt. Und er sagte diesen Satz, den ich die ganze Zeit schon vernommen hatte.
"Du verlierst alles was dir wichtig ist."

Es war Jerri. Mein früherer bester Freund. Der Grund für die meisten Probleme, die ich aktuell hatte. Und genau dieser sagte mir, dass ich alles verlieren würde.
Mein Herz schlug immer schneller. Ich verstand es nicht. Wieso war er hier? Wieso sagte er sowas? Was passiert hier?
"Jerri, was ist los? Bitte sag es mir! Was hab ich getan, dass du dich von mir so abgewendet hast? Wieso waren wir uns auf einmal so fern?" Ich brach in Tränen aus, gleichzeitig stieg meine Wut immer weiter nach oben. Ich wollte Antworten. Und zwar jetzt gleich!

"Wieso hast du mich verdammt noch mal so im Stich gelassen?"
Nachdem ich das gesagt hatte und Jerri nicht antwortete, nahm ich Anlauf und versuchte, auf die andere Seite zu springen. Unglücklicherweise bekam ich den Rand nichtmal annähernd zu fassen und sprang direkt in die Mitte des Flusses. Die Strömung war sehr stark und riss mich mit sich. Immer wieder trat Wasser in meinen Körper, in meine Lungen und ich bekam kaum noch Luft. Ich hatte Todesangst. Um mich herum wurde die Musik immer trauriger und meine Sicht verschwamm. Ich versuchte mich zu retten, doch immer wieder zog es mich zurück.

Nachdem alles um mich herum schwarz wurde und mein Atem stoppte, schreckte ich hoch und beschleunigte diesen dann doch noch.
Es dauerte kurz, bis ich realisiert hatte, dass alles nur ein Traum war. Mein Herz raste. Mein Körper klebte vom Schweiß.
Ich schaute mich im Zimmer um. Es war nicht meins. Es war das Wohnzimmer. War ich gestern etwa auf dem Sofa eingeschlafen?

Kopfschüttelnd richtete ich mich auf und sah auf mein Handy. Es war gerade mal kurz nach halb fünf. Alle anderen schliefen wohl noch. Da ich wohl eh nicht mehr einschlafen könnte, beschloss ich mich jetzt einfach still zu beschäftigen.

Da ich noch in meinen Klamotten von gestern war, schlich ich in mein Zimmer und holte neue aus dem Schrank. Dann begab ich mich ins Bad und riss mir meine alten, verschwitzten Kleider vom Leib und stieg in die Dusche. Da ich nicht so laut machen durfte, setzte ich mich hin und drehte das Wasser nur ganz leicht auf. Etwas Dusche dazu und schon fühlte ich mich deutlich erfrischt als vorher. Zwar nur minimal, aber besser als nichts.

Als ich mir die frischen Sachen anzog, dachte ich über meinen Traum nach.
Verrückt. Und einfach nur krank. Wieso träumte ich sowas? Verlor ich wirklich alles, was mir wichtig war? Bin wirklich ich selbst dafür verantwortlich, dass Jerri mich verlassen hatte? Immerhin wusste ich nicht mal, warum er das tat. Von einem Tag auf den anderen wandte er sich ab und tat so, als würde er sich nicht um mich kümmern. Als wären wir Fremde. Da war ich ja nicht schuld daran! Jedenfalls eigentlich nicht.

In der Küche nahm ich mir nur schnell eine Banane. Großen Appetit hatte ich nicht.
Nachdem ich aufgegessen hatte, beschloss ich raus zu gehen.

Vor der Tür atmete ich die frische, kalte Luft ein. Die Sonne ging schon langsam auf. Es zog ziemlich, aber dass war mir egal. Ich setzte mich auf die Treppen der Veranda und schaute auf die Straße. Ein paar einzelne Autos fuhren vorbei. Sonst war alles leer. Keine Fußgänger waren heute morgen unterwegs.

Ich schloss die Augen und atmete tief ein und aus. Endlich gab es mal eine kleine Pause. Ohne irgendwie über irgendwas nachzudenken, was mir gerade Probleme bereitete. Hier war ich jetzt einfach mal alleine für mich.
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(820 Wörter)
Jo, heute mal ein bisschen mehr geschrieben, mir war irgendwie danach. Also ja, läuft. Dafür hab ich jetzt keine Ahnung, was ich ins Nachwort packen könnte. Ähm, ja. Keine Ahnung. Sagen wir mal, ich geh jetzt. Du gehst jetzt. Wir vergessen dieses Nachwort und denken nur an die voll tolle Story. Naja, wenn man sie toll findet. Egal. Ich bin jetzt wieder weg. Also vielleicht bis wann auch immer. Bye 🤗

Von Träumen zur Realität #catalyst500Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt