Kapitel 79

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"Mach mal ne Faust und streck dann Daumen, Zeige- und kleinen Finger raus."
Magnus machte es mir vor.
"Das steht für I love you. Aber es wird nicht nur unbedingt romantisch verwendet. Auch bei Freunden. Und auch so oft einfach um Solidarität der Gehörlosengemeinschaft zu zeigen."
Ich betrachtete meine Hand. Mir gefiel die Bedeutung.

"Also Jungs, packen wirs?", fragte Stefan plötzlich und stand auf.
Moment. Er würde auch mitkommen? Oh nein.

Sofort begann ich wieder Panik zu kriegen.
Ich versuchte mich zu fokussieren, doch ich fühlte mich, als würde ich jeden Moment wieder umkippen.
Die anderen schienen das gar nicht zu bemerken und zogen sich seelenruhig ihre Schuhe an.

Den ganzen Weg über konnte ich nur daran denken, wie schlimm die nächste Stunde werden wird und wie sehr ich Alex verabscheute. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, werd ich ihn drankriegen, dass schwöre ich.

Nathan und Jessi warteten im Café bereits.
"Wir haben schonmal bestellt.", begrüßte mich Jessi.
"Basti meinte, er weiß was du willst."
Ich nickte nur geistesabwesend.
Was ich eigentlich will, war ein Loch, in welches ich mich vergraben konnte.
Basti brachte mir stattdessen Waffeln mit Vanilleeis und Streuseln.
Auch in Ordnung.

Obwohl mir kotzübel war, versuchte ich das Essen zu genießen.
Eigentlich muss ich das ganze doch positiv sehen. Ich mache diesen Überfall nicht. Ich bin nur da. Wie alle anderen Gäste.
Blöd nur, dass ich derjenige sein werde, der Magnus auf die Bühne bringen soll. Also bin ich auch irgendwie mit verwickelt. Klar, könnte man das als Zufall stehen lassen, aber es ist dennoch schlimm.

Magnus nahm gerade eine Bestellung an einem anderen Tisch auf.
Ich beobachtete ihn dabei.
Er war so lieb. Er verdient das einfach nicht.

"Alles okay, Jake?"
Jessi zog an meinem Shirt.
"Woran denkst du gerade?"
"Nichts wichtiges.", log ich.
"Eigentlich nur daran, dass ich echt froh bin, mich mit euch angefreundet zu haben."
Nathan und Jessi tauschten irritierte Blicke.
"Das... freut uns auch.", meinte Jessi.
"Wir mögen dich echt sehr."
"Wirklich?"
"Natürlich."
Sie lächelte und mir wurde warm.
"Du hast sogar geschafft, Magnus um den Finger zu wickeln.", sagte Nathan.
"Das ist krass. Wenn man bedenkt, wie abweisend der immer war."
"Hab ich meinen Namen gehört?"
Magnus tauchte hinter mir auf und stellte uns drei Vanillekakaos hin.
"Wenn du mich so gern hast, kannst du mir das auch gern ins Gesicht sagen, Nate."
Magnus grinste.
"Ach was, du bist nur gut um uns mit Essen zu versorgen.", erwiderte Nathan.
"Hol mir mal lieber noch ne Waffel mit Karamellsoße, dann kriegst vielleicht auch Trinkgeld."
"Wenn Trinkgeld heißt, ein Lächeln von dir, dann gern, Süßer."

Nathans Blick brachte Jessi und mich zum Lachen.
"Oh man, der Typ ist super.", sagte Jessi.
"Vorallem ist er ein Arsch."
"Und doch magst du ihn."
"Naja, geht schon."
Nathan blickte zur Seite.
Jessi stupste mich an.
"Der ist nur eifersüchtig weil er denkt, Magnus steht auf dich."
Was?
Ich sah Nathan irritiert an.
"Quatsch. Wegen dem werd ich nicht... man, ist doch auch egal."

In meinem Kopf ratterte es.
Nathan denkt, Magnus steht auf mich? Und Magnus denkt, Nathan steht auf mich. Also stehen sie jetzt aufeinander? Oder was ist los?

"Eine Waffel für meinen Lieblingstrinkgeldgeber.", seuselte Magnus.
"Du hast vielleicht einen an der Waffel."
Nathan verdrehte die Augen doch musste auch schmunzeln.
"Na komm, jetzt lächel doch mal."
Magnus schob die Unterlippe vor.
"Nur einmal."
"Geh lieber wieder an die Arbeit."
"Bitte?"
"Du musst ihn kitzeln. Dann lächelt er schon.", sagte Jessi grinsend.
"Wehe!", drohte Nathan.

Wir alberten eine Weile so herum, bis Jessi irgendwann etwas einwarf.
"Sagt mal, wir haben euch noch nie zusammen spielen hören. Wie wärs, macht ihr das für uns?"
Sie sah zu mir.
"Vielleicht kriegt Magnus dann auch sein Trinkgeld."
"Ja, das wäre zumindest mal was interessantes.", bestätigte Nathan.
Ich sah zu Magnus.
"Wenn ihr wollt, wieso nicht. Kommst du, Jake?"
Wie, jetzt gleich?
Ich sah auf die Uhr.
Noch zehn Minuten bis achzehn Uhr.
Also gut. Dann ein letzter Song vor dem großen Knall.
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(663 Wörter)
Früher dachte ich immer, je mehr du das was du schreibst verbildlicht im Kopf hast, desto leichter ist es. Aber es ist so viel schwerer, weil du oft gar nicht weißt, wie du diesen Film in deinem Kopf in Worte umwandeln kannst. Dieses Kapitel war echt nicht so leicht wie erwartet.
Joa, langsam wirds interessant (das sag ich glaub ich seit 5 Kapiteln aber egal)
Aber nur noch zehn Minuten. Spannend.
Oder so.
Naja wie auch immer, ich schau mal wann ich weiterschreiben werde. Sollte nicht allzu lang dauern weil ich hab schon echt Bock.
Naja, dann wünsche ich euch einen schönen was auch immer noch und vielleicht bis bald 🤗

Von Träumen zur Realität #catalyst500Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt