Never see him again

1.5K 48 12
                                    

Die letzten Schulwochen waren schrecklich für mich...
Ewig war ich mir nicht sicher, was ich für meinen Lehrer empfinde, beziehungsweise ob ich überhaupt Gefühle für ihn habe.
Klar mochte ich ihn mehr als alle anderen, aber das war mir durchaus bewusst, wenn ich ihn schon als meinen Lieblingslehrer ansah.
Aber war da vielleicht doch mehr? Hab ich mich vielleicht doch in ihn verliebt oder finde ich ihn einfach nur toll?

Ich wusste es nicht.

Als das Ende des Schuljahres immer näher rückte und mir immer wieder aufs neue bewusst wurde, dass ich ihn bald nie wieder sehen werde, regte mich jede Kleinigkeit auf, die er gemacht hatte, womit er mich verletzt hatte.
Es waren ja nicht mal schlimme Dinge und ich hatte alles andere als das Recht auf ihn sauer zu sein, doch ich war es dennoch.

Ich habe ihn beispielsweise gefragt, ob ich ihm eine Karte für meine Theateraufführungen an der Schule reservieren lassen soll und hab ihm gesagt, dass er aber dann auch wirklich kommen muss, wenn eine Karte reserviert wird.
Da hatte er eingewilligt und wer hätte es gedacht... natürlich kam er nicht.
Ich war so Sauer auf ihn...
Okay, er hat sich an dem Montag schon ziemlich krank angehört und die Aufführung war am Dienstag, aber er hätte doch wenigstens bescheid sagen können oder direkt die Reservierung lassen sollen. Aber nein, hat er beides nicht gemacht.

An dem Freitag die Woche davor fand die KS Party unserer Schule statt und ich hatte den ersten Dienst am Getränkestand, welcher sich ca 15 minuten über meine Schicht hinauszog, was mich tierisch aufregte, da ich wusste mir bleibt nur noch eine viertel Stunde in der ich ihn hätte sehen können.
Als er mir und einer Freundin auf der Party - kurz vor Ende seiner Aufsicht - mit anderen Lehrern entgegen kam, begrüßte ich Ihn und er stellte sich zu mir und unterhielt sich eine weile mit mir.
Dann meinte er, er müsse noch mal ins Lehrerzimmer und was auch immer, aber das ist auch jetzt völlig irrelevant. Wir, oder vielleicht auch eher ich habe dann noch beschlossen, dass wir bevor er geht noch ein Bild zusammen machen müssen.
Nach dem Bild meinte er dann, er müsse jetzt gehen, da er noch in die Heimat fahren müsse.
Ist ja schön und gut, aber ich habe es natürlich wieder so interpretiert, dass er so spät noch den weiten weg auf sich nimmt um zu seiner Freundin zukommen.
Ob er wirklich eine hat, weiß ich nicht.

Ich hab mich auf der Party echt richtig gut mit ihm unterhalten und als ich dann nach der Verabschiedung draußen bei meinen Freunden stand, wurde mir einfach klar, dass ich mehr für ihn empfinde, als dass ich sollte.

Ich hab mich verdammt noch mal in meinen viel älteren Lehrer verliebt und kann nichts mehr dagegen tun.
Und schon musste ich einfach los heulen, weil er nicht mehr da war, weil er vermutlich eine Freundin hatte, zu der er fuhr und weil ich mir über meine Gefühle klar wurde - der ganze Alkohol hatte da vermutlich auch noch seine Finger im Spiel.

Oder die Situation gabs auch noch:
Am Schulfest gab es ein Fußballspiel Schüler gegen Lehrer, aber da die  Schüler schon viel zu viele waren und kein Mädchen in ihrer Mannschaft wollten, habe ich die Lehrer gefragt, ob ich ihre Mannschaft unterstützen kann, da ich von ihm wusste, dass sie zu wenige waren.

Da er immer noch nicht ganz gesund war, wusste er noch nicht, ob er nun mit spielt oder nicht. Aber ich bin natürlich zu ihm hin und meinte er solle jetzt bitte mitspielen, was er dann auch tat.
Zwar nicht lange - da er ja wie schon gesagt noch nicht komplett fit war - aber er hat mitgespielt.

Eigentlich bin ich nur wegen dem Spiel aufs Fest gegangen und wollte direkt wieder gehen, da ich noch auf einem Geburtstag eingeladen war.
Mir war jedoch so schwindelig und mein Kopf dröhnte wie sonst was, dass ich beschloss noch ein wenig da zubleiben, bevor ich mit dem Auto nachhause fuhr. Dies schien mir zu dem Zeitpunkt als Fahranfänger mehr als vernünftig.
Als dann der Direktor ein Bild von uns machen wollte für keine Ahnung was, beschloss ich zu gehen und in diesem Moment habe ich gesehen, dass er auch auf dem Weg war zu gehen, was dazu führte, dass er einige Meter hinter mir richtung Ausgang lief.
Plötzlich war er auf der Treppe neben mir und meinte:"was für ein Zufall, dass du gehst, wenn ich auch gehe."
Ich war zu diesem Zeitpunkt sowieso schon schlecht drauf und dann lässt er so ein Kommentar los.
Ich weiß immer noch nicht, ob er das jetzt als Spaß meinte oder ob er irgendwas von meinen Gefühlen zu ihm ahnte.

Das war einfach auch wieder so ein Moment, in dem ich sauer auf ihn war... wegen diesem kleinen Satz, bei dem ich mir nicht mal sicher war, wie ich ihn zu deuten hatte.
Vermutlich war es auch einfach die Angst, dass er wusste, wie ich für ihn fühle.

Vielleicht war ich in diesen Situationen auch gar nicht sauer auf ihn, sondern auf mich...
Weil ich mich in ihn verliebt hatte.
Weil ich so naiv bin und denke er mag mich mehr als andere Schüler und weil ich immer noch die Hoffnung hab, dass aus uns mal was werden könnte.

Naja... jetzt zu meiner Verabschiedung von ihm:
Bestimmt schon eine Woche vorher hab ich mir überlegt was ich ihm sagen werde und dann habe ich mir natürlich die tollsten Sachen vorgestellt, was er antworten könnte und sonst so.
Aber es kam nicht mal annährend dazu...
Ich dachte ich führ mein Gespräch alleine mit ihm im Kunstraum und da lag ich schon mal komplett daneben, denn es war vorm Lehrerzimmer - zwischen den ganzen anderen Schülern die da noch standen.
Mir war das so unangenehm und ich hatte kein blassen schimmer mehr, was ich sagen wollte.
Also gab ich ihm den Farbkreis und entschuldigte mich noch dafür, dass ich in seinem Unterricht immer so aufgedreht war...
Vielleicht waren es 2 Minuten - oder nicht mal so viele - die wir kurz redeten und dann kam ein "tschüss, schöne Ferien."
Nach dem er wieder im Lehrerzimmer verschwand musste ich mich beherrschen, dass ich nicht direkt anfange zu weinen.
Gleich danach fuhr ich mit Freunden an den See und ich hatte natürlich überhaupt keine Lust... ständig musste ich an ihn denken und wie scheiße meine Verabschiedung war.

Abends haben ein paar Freunde und ich gefeiert, dass wird endlich Ferien hatten. Doch freute ich mich eigentlich richtig auf die Ferien?
Immerhin werde ich ihn nicht nur 6 Wochen nicht sehen, sondern nie wieder. Er muss zurück an seine Seminarschule und dann wird er vermutlich nicht mehr an meine Schule kommen.

Ständig muss ich an ihn denken und ich verbinde natürlich jede Kleinigkeit mit ihm, sei es nur unser Zwetschgenbaum. Egal was ich mache, ständig ist er in meinem Kopf...

Nachts irgendwann erzählte ich einer Freundin aus seinem Kurs, was ich für ihn empfand und wie unglaublich peinlich mir das ist und so... dann beschloss ich ihm diese Nachricht auf Facebook zu schreiben:

Hallo Herr Ruhl,

Da ich bezweifle, dass Sie noch weiterhin die Emailadresse von der Schule verwenden, schreib ich Ihnen jetzt hier... Ich fand meine Verabschiedung vorhin irgendwie doof - ich wollte Ihnen voll viel sagen, aber irgendwie hab ich mich da so vorm Lehrerzimmer nicht getraut.
Aber da ich Sie ja - so wie es aussieht - nicht mehr sehen werde, kann ichs Ihnen auch jetzt einfach schreiben: Ich finde Sie echt toll, Sie waren mir wirklich direkt von Anfang an unglaublich sympatisch und ich muss zugeben, dass Sie mein lieblingslehrer sind!
Ich fand den Unterricht bei Ihnen echt richtig schön und ich hab mich auch eigentlich immer auf Kunst gefreut... und dass ich auch noch bei ihrem Mittwochskurs dabei war, lag weder am Unterricht noch an meinen Freunden in dem Kurs, sondern an Ihnen, weil ich Sie echt gern habe und ich werde Sie voll vermissen...
Jaaa, die Nachricht ist jetzt ziemlich peinlich und ich werde es nach dem abschicken vermutlich bereuen, aber ich würde mich trotzdem über eine Antwort freuen...

Liebe Grüße

Lena

Was er wohl antworten wird?
Keine Ahnung - vermutlich gar nichts, so selten wie er auf Facebook ist.

Endet hier die Geschichte?
Ich weiß es nicht, vielleicht.

Puuuuh, irgendwie total komisch geschrieben, aber naja...

Kurzgeschichten: Lehrer, SchülerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt