Kapitel 35

116 8 0
                                    

Nabu

Es dauerte seine Zeit, bis ich herausgefunden hatte, was mit mir passiert war, nachdem ich mich in ein normales weißes Pferd anstelle eines Einhorns verwandelt hatte und ich wusste ehrlich gesagt immer noch nicht ganz wie ich es angestellt hatte. Doch ich konnte mich sehr klar daran erinnern, dass ich nicht wollte, dass Francis mich als Pferd mit Horn sehen würde, und kurz darauf war ich eines ohne Horn. Also musste das folglich der Grund dafür gewesen sein.

Am gleichen Tag hatte ich mich urplötzlich am Nachmittag wieder zurück in einen Menschen verwandelt, komplett unvorhersehbar, und ich war dermaßen nicht darauf vorbereitet, dass ich in den See fiel, als ich gerade aus ihm trank.

Ich hatte mich dann fluchend und komplett durchnässt – aber heilfroh – an das Ufer zurück begeben und erst einmal meine nasse Schuluniform über einen Ast gehangen, bevor ich mich testweise wieder in ein Einhorn und zurück verwandelte.

Komischerweise klappte es ohne weitere Probleme. Mein Horn war wieder dort wo es hingehörte, die Verwandlung war wieder so kurz und erträglich wie zuvor und ich konnte mich sofort wieder in einen Menschen verwandeln.

Da ich im Gefühl hatte, dass es kurz vor Beginn meiner Schicht im Shinrin Hisakata sein musste, schlüpfte ich schnell in meine Alltagsklamotten, verwandelte mich in ein Einhorn und rannte den Weg bis zum Waldrand, in der Hoffnung, dass ich wenigstens heute rechtzeitig zur Arbeit kommen würde.

Am Waldrand verwandelte ich mich zurück und rannte dann durch die Gassen zum Café, wo ich schneller als sonst eintraf, mich direkt durch den Hintereingang zu den Spinden begab und in meine Uniform schlüpfte, ohne lange nachzudenken.

Meine dezent vom Regen feuchte Alltagskleidung stopfte ich in den Spind und begab mich dann nach vorne in den Bereich hinter dem Tresen, wo bereits eine sehr angepisst aussehende Kozue stand und mich mit zusammengepressten Lippen betrachtete.

„Es tut mir leid.", begann ich, bevor sie überhaupt etwas gesagt hatte und erfand die nächstbeste Lüge, die mir in den Sinn kam: „Ich hatte innerfamiliäre Probleme und konnte deswegen nicht kommen und da ich kein Handy hatte, konnte ich dir nicht Bescheid geben.", wobei ich mich so tief wie möglich verbeugte.

Sie ließ mich eine Weile leiden und sagte dann: „Du arbeitest noch keine Woche hier, kommst einen Tag einfach nicht und kommst nicht einmal kurz vorbei um mir zu sagen, dass du nicht kommen kannst...", sie machte eine Pause, holte Luft und fuhr fort: „Wenn wir gestern nicht ohnehin überbesetzt gewesen wären, weil das neue Café unsere Kunden abwirbt, dann würde ich dich als Klobürste benutzen."

Noch immer verbeugt antwortete ich: „Ich kann die Toiletten nach meiner Schicht schrubben wenn du willst.", während ich betete, dass sie mich einfach nicht feuern würde, dafür dass ich nicht gekommen war.

Seufzend, aber sehr autoritär meinte sie dann: „Das wirst du tun, und du wirst heute alleine aufräumen, sprich Tische abwischen, Boden putzen, die Toiletten schrubben und am Ende dann den Tresen hier drüben ordentlich putzen.", woraufhin ich mich wieder aufrichtete um ihr in die Augen zu sehen.

Aber sie war noch nicht fertig: „Das heißt du wirst heute bis 22:00 Uhr arbeiten und Manaka wird heute bereits um 20:00 Uhr nach Hause gehen.", sie machte eine kurze Pause, ließ alles auf mich wirken und sagte dann: „Du wirst wie bei einer vierstündigen Schicht 4.000 Yen bekommen, da ich dir von den 6.000 zuerst noch 2.000 abziehen werde."

Ich nickte und antwortete ihr mit ‚Jawohl', woraufhin sie mich anherrschte: „Und jetzt geh arbeiten, los! Du hast Gäste die du zu bedienen hast.", wonach sie sich umkehrte und in ihr Büro ging.

Manaka, die das Ganze aus der Ferne beobachtet hatte, kam auf mich zu und erwiderte: „Du hast sie wirklich ganz schön aufgeregt.", dann machte sie einen Kaffee und erläuterte mir, während sie diesen verzierte: „Normalerweise hilft sie uns und macht uns die Kaffees oder andere Kleinigkeiten, vor allem bei Neulingen wie dir, aber dass sie einfach geht... Ich würde sagen, du kannst froh sein, dass sie dir den Lohn heute nicht komplett gestrichen hat."

✒ Ein Horn zum VerliebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt