Nabu
„Alles okay?", fragte Francis mich fast schon versöhnlich und hängte dann noch dazu: „Was wollten die Typen von dir? Hast du irgendwas ausgefressen?", dabei legte er fragend seinen Kopf schief.
Ich richtete mich langsam auf und schüttelte den Kopf, blieb allerdings noch sitzen, während ich gleichzeitig sagte: „Keine Sorge, bei mir ist alles ok...", nach einer kurzen Pause fügte ich noch hinzu: „Danke übrigens, dafür dass du mir geholfen hast."
Er gab einen verächtlichen Laut von sich, sah zur Seite, die Arme vor der Brust verschränkt und erwiderte: „Glaub ja nicht, dass ich das für dich getan hab.", wonach er still blieb, sich aber wieder an seine Frage erinnerte: „Also, spucks schon aus, was wollten die von dir?", dabei sah er noch immer zur Seite, so als ob die Straße viel interessanter wäre als ich.
„Nicht der Rede wert. Passiert mir andauernd, muss an meinen Genen liegen.", sagte ich, betonte aber jedes einzelne Wort in einem sarkastischen Tonfall, wonach ich gespielt empört sagte: „Woher soll ich das wissen? Ich kam kaum aus dem Tor der Schule und da waren sie."
Schlussendlich drehte Francis seinen Kopf doch noch einmal zu mir und ließ überrascht seine Arme sinken, wobei seine Augen sich weiteten und er mich dann mit einem fragenden Blick bedachte.
Aus Angst mir könnte mein Horn gewachsen sein, vor allem weil ich mich zuvor verwandeln wollte, tastete ich auf meiner Stirn nach dem spitzen Ding, stellte allerdings reichlich erleichtert fest, dass nichts dergleichen passiert war.
„Ich werde dann einmal nach Hause gehen.", ließ ich den Idioten wissen und begann mich mühsam aufzurappeln und danach probeweise einen Fuß vor den anderen zu setzen, wobei ich spürte wie nicht nur meine Knie zitterten, sondern mein gesamter Körper ebenso. Wenigstens war mir nicht mehr schwindelig.
Francis seufzte lautstark und hielt mich auf: „Hör mal, du hast 'ne Platzwunde am Kopf, deine Haare sind blutig, du bist komplett bleich im Gesicht, schlimmer als Tofu und außerdem zitterst du abartig...", es schien ihn einige Überwindung zu kosten, überhaupt mit mir zu sprechen.
„Komm erst einmal mit zu mir, dort kannst du was essen, wir schaun mal die Wunde an und danach kannst du gehen von mir aus.", bot er mir an, fügte aber noch hinzu: „Ich biete dir das nur an, weil ich nicht einmal fünf Minuten von hier entfernt lebe Schwulibu und du sicher länger heim hast."
Gerade als ich dachte, dass er vielleicht doch ein Herz hatte, warf er mir wieder den Spitznamen den er mir gegeben hatte an den Kopf. Sah so aus als ob er nur gezwungener Maßen nett zu mir war. Man sieht auch nicht jeden Tag wie ein Schulkollege beinahe von ein paar Schlägern entführt wird.
Kurz zog ich es in Erwägung sein Angebot anzunehmen, dann jedoch wurde mir bewusst, dass ich dadurch in seiner Schuld stehen würde, weswegen ich den Kopf schüttelte und erwiderte: „Ist schon gut, ich gehe einfach gleich nach Hause, dort hab ich auch Verbandszeug."
„Das war keine Bitte.", knurrte Francis und sah mich dabei an, als ob er mich im nächsten Moment anfallen würde. Sein Gesichtsausdruck erinnerte mich an den, den er aufgesetzt hatte, als er die zwei Kerle verprügelt hatte.
Abwehrend hob ich die Hände, welche zitterten wie Espenlaub, und erwiderte: „Na gut, aber erwarte nicht, dass ich dir dafür ein Mittagessen spendiere.", wonach ich noch murmelnd hinzu setzte: „Ich bin nämlich pleite."
Francis lief wortlos direkt über die Straße, welche an der Schule vorbeiführte und ich folgte ihm, während er quer durch Gassen und Seitenstraßen ging und mich somit immer tiefer in den Wohnbezirk und vorbei an den vielen Häusern und ihren Vorgärten führte.
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✒ Ein Horn zum Verlieben
Roman d'amourGejagt von einer Organisation namens Re'em, geplagt von lückenhaften Erinnerungen und gehänselt von einem Klassenkameraden - nicht gerade das, was man von einem Neuanfang erwartet, doch besser wird es nicht. Nabu, der sich mitte Schuljahr an einer S...