Nabu
Als ich bei ‚meinem' See ankam, platzierte ich meine Schultasche auf dem Stein, der ein Stückchen hinter den Äste-Vorhang hineinreichte und legte ich mich erst einmal hin – nachdem ich noch einmal auf die Lichtung im Wald galoppiert war um mein Abendessen zu mir zu nehmen – um mir die Zeit zu vertreiben. Denn später würde ich ausgeruht sein müssen, damit ich mich darauf konzentrieren konnte die Altkleidersammlung zu durchsuchen.
Also schlief ich bis tief in die Nacht hinein und als es langsam Zeit wurde aufzubrechen, stand ich auf und schlug den Weg ein, über den ich zu der Sammelstelle kommen würde. Der Wald war dunkel und der Mond spendete nur wenig Licht, dennoch konnte ich meinen Weg ohne Probleme finden.
Anders als die anderen beiden Wege, führte er in weitem Bogen hinter der Schule herum, sodass man in einem komplett anderen Stadtteil landete. In diesem Stadtteil wohnten eher die ärmeren Leute und es gab ein paar leer stehende alte Lagerhallen, die zu kaufen niemand gewillt war, aufgrund der Menschen die dort in der direkten Umgebung wohnten. Aber diese Umgebung war nicht mein Ziel, sondern lediglich der kürzeste Weg zur Altkleidersammlung.
Ich trabte bis zum Waldrand und verwandelte mich wieder in einen Menschen, um zuerst noch einmal zu überprüfen, ob ich die Lebensströmungen gut wahrnehmen konnte, ehe ich es wagte einen Schritt ins Freie in die Richtung der Straße zu machen.
Mit hastigen Schritten, um nicht allzu lange Zeit in diesem Viertel zu sein, wählte ich die Gassen durch die ich lief zielstrebig aus um den kürzesten Weg zu wählen und war schon innerhalb kürzester Zeit dort wo ich hinwollte.
Vor mir befand sich ein älteres buddhistisches Kloster, welches schon seit einiger Zeit für wohltätige Zwecke verwendet wurde und das erst letztes Jahr renoviert worden war – so stand es auf einer Tafel, auf der die Daten zu diesem Haus eingestanzt waren. Es war wahrlich eindrucksvoll und prächtig, ebenso aber schlicht.
Um es herum befand sich eine halbhohe Mauer und an den vier Toren war sie mit Zinnen ausgestattet worden, sodass die Türen wiederum Mannshoch waren. Der Garten war mit etlichen Tischen und Pflanzen ausgestattet worden. Hier bekamen – so hatte ich mir sagen lassen – sehr arme Leute für ein wenig Arbeit im Garten Essen.
Man würde auch Kleidung und dergleichen umsonst bekommen, wenn man im Garten mithalf, ich jedoch konnte es nicht riskieren diese Hilfe in Anspruch zu nehmen. Diesen Fehler hatte ich nur am Anfang meiner halbjährigen Flucht quer durch Japan begangen. Re'em hatte jedes Mal zuerst bei den Kleidersammlungen und Armenhäusern angefangen nach mir zu suchen. Sie wussten, dass ich Hilfe benötigte und wussten auch, wo Hilfe zu finden war. Also musste ich heute wider meinem Gewissen durch ein Fenster einsteigen und mir die Dinge stehlen die ich brauchte.
Das Haus an sich hatte eine kleine Veranda, die um das komplette Gebäude rundherum verlief, eine Fassade bei der die Shoji-Schiebetüren nur schwer von den Wänden zu unterscheiden waren und Fenster die ursprünglich mit einem Gitter aus Holz versehen waren, nun jedoch wurde die Sicht ins Innere lediglich mit einem verschiebbaren Vorhang aus Stoff verwehrt.
Ich atmete einmal tief ein und aus, dann sprang ich über die halbhohe Mauer, da die Tore einen höllischen Lärm machten, wenn man sie öffnete. So war man ein paar Tage zuvor auf mich aufmerksam geworden. Die Mauer überwunden, lief ich mit schnellen Schritten, aber nicht zu schnell, auf das Haus zu und direkt hinauf auf die Veranda.
Ohne lange nachzudenken sprang ich durch eines der Fenster hinein und ließ meinen Augen einen Moment Zeit um sich an die Lichtverhältnisse zu gewöhnen, bevor ich Zielstrebig auf einen der großen Schränke zuging um dort nach Schuhen zu suchen.
Dabei versuchte ich nicht nur Schuhe in meiner Größe zu finden, sondern auch solche, die noch nicht allzu sehr ausgelaufen waren, damit Hanako nicht noch mehr Mitleid mit mir haben würde. Denn ihr Mitleid war fast noch schwerer zu ertragen als Francis' Hass auf mich.
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✒ Ein Horn zum Verlieben
RomanceGejagt von einer Organisation namens Re'em, geplagt von lückenhaften Erinnerungen und gehänselt von einem Klassenkameraden - nicht gerade das, was man von einem Neuanfang erwartet, doch besser wird es nicht. Nabu, der sich mitte Schuljahr an einer S...