Kapitel 5

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Nabu

Ich sah mich um und fand schließlich eine Hecke hinter die ich mich stellen konnte, weswegen ich mit eilenden Schritten auf diese zulief, kurz überprüfte ob jemand dahinter war und als niemand in Sichtweite war, versteckte ich mich schnell dahinter und schloss die Augen um mich auf Lebensströme konzentrieren zu können.

Normalerweise blendete ich die Ströme größtenteils aus, doch nun musste ich das korrekte Maß meiner Fähigkeit finden, mit dem ich Veränderungen wahrnehmen konnte, aber mein schulischer Alltag nicht weiter gestört werden würde.

Vor längerer Zeit saß ich einmal in der Innenstadt und hatte die Lebensströme der einzelnen Menschen verfolgt. Dabei hatte ich herausgefunden, dass man den Weg eines Menschen etwa drei Stunden lang folgen konnte, bevor sich die Spur die sein Lebensstrom hinterlassen hatte auflöste.

Das hatte ich deswegen getan, da ich hoffte einen Weg zu finden, mit dem ich Handlanger von Re'em finden konnte, bevor sie mich fanden und meine Beobachtungen hatten mich zu einem Ergebnis geführt: Die Lebensströme gab es in verschiedenen Varianten. Flossen sie gemächlich, dann waren die Menschen entweder ruhig oder zufrieden. Je schneller sie flossen, desto fröhlicher war ein Mensch und wenn die Ströme pulsierten, bedeutete dies, dass die Menschen entweder wütend waren, oder nach jemandem Ausschau hielten.

Ich hatte sogar beobachtet, wie sich ein pulsierender Strom wieder in einen verwandelte, der lediglich schnell floss, als sich diejenige sich mit ihrem Freund traf. Auf diese Weise konnte ich ein paar Mal bereits wegrennen, bevor die Kerle von Re'em mich überhaupt entdeckt hatten.

Leider hatte das auch den Nebeneffekt, dass man genau merkte, wenn jemand traurig oder niedergeschlagen war. Die Ströme kreuzten sich dann und wurden zu einem Wirrwarr den man dann nur schwer von anderen Lebensströmen abgrenzen konnte.

Wie dem auch sei, es war wichtig, dass ich meinen Sinn für die Lebensströme nicht vollkommen ausschaltete, sondern wenigstens einen Teil davon beibehielt um für den Ernstfall wegrennen zu können. Zwar bezweifelte ich, dass von Re'em auch nur irgendjemand tagsüber bei einer Schule einfach hineinspazieren würde, aber sicher war sicher, denn nur mit den Lebensströmen konnte ich erkennen, ob mir jemand freundlich oder feindlich gesinnt war.

Ich konzentrierte mich auf die Lebensströme der Schüler, die sich bereits im Gebäude befanden, grenzte dann den Radius ein wenig ein um nicht überfordert zu sein mit all den Eindrücken und öffnete dann meine Augen, damit ich den Sinn nicht isolierte.

Für einige Momente sah ich mich um, lief testweise ein paar Schritte und war schließlich zufrieden damit, wie ich die Lebensströme von mir abgrenzte, aber trotzdem genug bemerkte, damit ich im Falle des Falles sofort die Flucht ergreifen konnte.

So bemerkte ich auch ohne ihn zu sehen, den Jungen der gerade in das Schulgebäude rannte, wahrscheinlich weil er bereits zu spät war. Das brachte mich wieder darauf, dass auch ich in meine Klasse musste, weswegen ich mich direkt auf den Weg machte, wobei ich zuvor noch bei meinem Spind die Bücher holte, die ich heute benötigen würde. Die Gänge waren schon relativ leer, weswegen ich meine Schritte beschleunigte um nicht zu spät in den Unterricht zu kommen.

Ich bemerkte einige nervöse Lebensströme als ich an einer Klasse vorbeilief, woraus ich schloss, dass in dieser Klasse bald ein Test geschrieben werden würde. Daraufhin wurde mir einen Moment mulmig zumute, denn ich wusste eigentlich gar nicht, ob wir in nächster Zeit auch größere Tests schreiben würden.

In der Klasse angekommen setzte ich mich auf meinen Platz und wartete darauf, dass der Unterricht beginnen würde, lehnte mich aber noch zu Hajiro um mir von ihm einen Stift auszuleihen.

Frau Yamamoto kam herein und berichtete uns kurz darüber was demnächst anstehen würde, es gab nämlich in nächster Zeit eine Aufführung des Theater-Clubs und auch diverse andere Clubs hatten ein paar kleinere Vorführungen.

✒ Ein Horn zum VerliebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt