✒ Ein Horn zum Verlieben

Kapitel 50

Nabu

„Nach langem hin und her, einer kurzen Besprechung mit Ayuka und Choki, habe ich mich noch einmal in mein Büro zurückgezogen und schließlich beschlossen eine Pro-Contra Liste zu erstellen, was dich angeht.", begann Kozue und sah mir eindringlich in die Augen, ehe sie endete: „So wie es aussieht überwiegt die Pro Seite, also rein mit dir in deine Kellnerkluft und raus zu den Leuten."

Völlig überrascht sah ich meine Chefin an und verbeugte mich angemessen, ehe ich antwortete: „Danke, ich werde doppelt so hart arbeiten." Dann richtete ich mich wieder auf und stieß erleichtert Luft aus.

Es war viel mehr als ich erwartet hatte und ich hatte es eigentlich gar nicht verdient, trotzdem war ich froh. Genau aus diesem Grund, ging ich schnellen Schrittes in die Umkleide und schlüpfte in meinen Livree, wonach ich wieder nach draußen in den Gang ging und mich von dort aus direkt auf den Weg ins Café machte.

Ich übernahm sogleich die weibliche Kundschaft, wobei ich einen kurzen Blick zu Ayuka warf, die mir mit einem Lächeln und einem dezenten Nicken zu verstehen gab, dass sie verstanden hatte, dass sie von nun an nur noch die männliche Kundschaft bedienen würde.

Der Tag verging nur langsam und schleppend, denn es waren kaum genügend Kundschaften für uns beide da. Ich konnte Kozue verstehen, dass sie mich nur noch für den Sonntag behalten wollte. Doch wenn mir nur mehr der Sonntag bliebe, dann hätte ich massive Probleme. Dann würde ich es niemals schaffen die Wohnung zu bekommen.

Oder eher gesagt würde ich es nur mithilfe von Benjiro schaffen und er schien alles andere als begeistert heute Morgen. Ich konnte ihn verstehen, immerhin hing von meinem Job nicht nur meine Chance auf eine geschützte Wohnung ab.

Eigentlich hätte es mich nicht überraschen dürfen, hatte ich sie doch eingeladen. Am Nachmittag, als Ayuka und ich wieder einmal hinter dem Tresen waren und irgendeine Tätigkeit suchten, öffnete sich plötzlich die Tür zum Café und eine Gruppe von etwa 15 Personen kam herein und setzte sich an die Tische. Als letzter kam der Mönch Norio herein und lief zielstrebig auf den Tresen zu.

Die Leute die hereingekommen waren, begannen miteinander zu sprechen und sich im Café umzusehen, worauf einige begeistert zum Kronleuchter in der Mitte zeigten, bei dem sich die Pflanzen trafen.

Perplex blieb ich noch einen Moment stehen und sah zu Ayuka, die mich ansah, als könnte sie nicht glauben, dass auf einmal so viele Leute hierhergekommen waren. Schließlich beschloss ich die Starre zu lösen, indem ich ihr sagte: „Ich habe die Leute eingeladen, ich denke, wir sollten anfangen zu bedienen.", wobei ich darauf achtete, dass ich nicht zu laut sprach, damit die Gäste es nicht hören würden.

Ayuka schnappte sich einige Speisekarten und begann sie an die Gäste zu verteilen. Da jeder Tisch sich aus gemischten Geschlechtern zusammensetzte, konnten wir beide jeden Tisch bedienen.

Gerade als ich mir ebenfalls einige Speisekarten schnappte, hörte ich hinter mir die Stimme von Kozue: „Was ist denn hier los? Woher kommen denn... Onkel Norio? Was macht Ihr denn hier?", wobei ihr ‚Onkel' nicht so klang, als wären sie verwandt, sondern eher so als würden sie sich einfach etwas besser kennen.

Ich beschloss die Gäste zu bedienen und gleichzeitig mithilfe meiner Einhornohren dem Gespräch zwischen Kozue und Norio zu lauschen. Zuerst jedoch gab ich dem Mönch eine Speisekarte, damit auch er darin blättern konnte.

Mit zielstrebigen Schritten lief ich zum ersten Tisch, während ich mir Norios Antwort anhörte: „Weißt du, der junge Mann hat meine Schützlinge und mich eingeladen hier bei dir etwas zu essen oder trinken, vielleicht auch beides."

Als ich die Speisekarten austeilte, spürte ich wie Kozues Lebensströmungen sich verworren, ehe sie zu einer weiteren Frage ansetzte: „Nabu hat euch eingeladen? Aber... warum denn?"