Auch wenn ich heute Morgen etwas bedrückt war, so fühlte ich mich jetzt schon viel besser. Hanako, Francis und Sakuya waren die Menschen die mir mein Leben so viel besser machten und bei allen dreien war ich mir sicher, dass ich ihnen trauen konnte.
Was wäre, wenn ich eine Lüge erfand und mich wirklich sozusagen in Francis' Obhut begab? Er hatte es mir mehrmals angeboten, also würde ihm bestimmt etwas einfallen, wie ich geschützt war. Ich konnte ihm sagen, dass es daran lag wer ich war, an meinen Genen. Es ließ sich bestimmt mithilfe von irgendeiner medizinischen Besonderheit eine gute Lüge zusammenzimmern.
In diesem Moment beschloss ich, mich kommende Woche durch die Bibliothek in der Stadt zu wühlen und etwas, irgendetwas zu erfinden. Je näher ich anderen Menschen war, umso schwerer würde es für Re'em sein mich einfach mitzunehmen.
Es dauerte auch nicht lange, bis ich am See angekommen war und Benjiro in seiner menschlichen Form unter der Trauerweide vorfand. Ich verwandelte mich in einen Menschen und lief auf ihn zu, woraufhin ich mich neben ihn setzte und mich mit dem Rücken an den Baum lehnte.
„Möchtest du heute früher zum Reiterhof?", fragte ich ihn und erklärte mich daraufhin: „Ich arbeite ja nur noch Sonntags." Dabei strich ich mit meiner linken Hand über die Wurzel die sich links von mir am Boden befand. Der Baum hier war wirklich stark geworden.
„Klar, warum nicht, aber vielleicht erst etwas später? So um acht Uhr abends? Die Stallburschen machen dann noch einen Kontrollgang und dann ist der Stall leer.", erwiderte Benjiro, hakte allerdings sofort nach: „Warum möchtest du denn schon so früh dorthin?"
„Keine Ahnung, vielleicht können wir uns dort ein wenig umsehen. Oder wir legen uns einfach früher als sonst schlafen.", schlug ich vor, da mir ehrlich gesagt so gut wie gar nichts einfiel, das ich tun könnte.
Die Arbeit hatte mich dermaßen vereinnahmt, dass ich kaum noch etwas anderes kannte außer Schule, Arbeit und Schlafen. Vielleicht noch ein wenig Hausaufgaben machen zwischendurch, aber damit hatte es sich dann mit der Palette der Dinge, die ich tat.
„Etwas mehr Schlaf hört sich wirklich verlockend an...", gab nun auch Benjiro zu und fragte mich dann: „Suchst du die kommenden Tage nach einer Arbeit?", und nach ein paar Augenblicken fügte er noch hinzu: „Einer weiteren?"
„Was bleibt mir denn anderes übrig? Wir wollen beide nicht erfrieren, also müssen wir in den nächsten Wochen in die Wohnung kommen.", erwiderte ich aus dem einfachen Grund, dass es die Wahrheit war, während ich mich am Nacken kratzte.
Für einen Augenblick schwiegen wir beide. Wir wussten, dass von dem Geld für das wir schufteten, praktisch unser Überleben abhing, und das war nicht übertrieben. Re'em konnte jederzeit um die Ecke kommen und uns versuchen abzugreifen. Außerdem hatte ich Angst davor, was sie in der Zukunft machen würden, denn beim letzten Aufeinandertreffen hatte ich den Kerlen ordentlich den Hintern versohlt.
„Am liebsten würde ich jetzt sofort schon schlafen.", sagte ich, als ich es vor lauter Kälte nicht mehr aushielt, und fragte ihn: „Sollen wir am Nachmittag noch irgendetwas unternehmen?", wonach ich noch hinzufügte, bevor er etwas sagen konnte: „Wie hältst du das überhaupt aus hier draußen?"
Er zeigte demonstrativ auf seine Winterjacke, woraufhin ich ihm einen angepissten Blick schenkte, den er allerdings mit Schulterzucken beantwortete und mir dann schließlich auf meine erste Frage antwortete: „Du bist ein Flora, du hast doch bestimmt noch so Dinge zu tun, wie zum Beispiel einer Pflanze das Leben zu retten."
Da hatte Benjiro nicht Unrecht. Aus diesem Grund verwandelte ich mich prompt und verließ den geschützten Raum unter der Trauerweide um mich umzusehen. In letzter Zeit war der Wald um die Quelle ohnehin zu kurz gekommen.
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✒ Ein Horn zum Verlieben
Любовные романыGejagt von einer Organisation namens Re'em, geplagt von lückenhaften Erinnerungen und gehänselt von einem Klassenkameraden - nicht gerade das, was man von einem Neuanfang erwartet, doch besser wird es nicht. Nabu, der sich mitte Schuljahr an einer S...