Kapitel 42

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Nabu

Nach der Schule lief ich wie gewohnt mit Francis nach Hause, wobei ich mich mit ihm noch unterhielt und ihn genauer in meine Pläne einweihte. Solange ich ihm nicht von meinem Einhorn Dasein erzählte, konnte ich ihm ruhig alles andere erzählen, oder etwa nicht?

Als wir bei ihm Zuhause ankamen, klopfte er mir auf die Schulter und ließ seine Hand noch einen Augenblick auf ihr ruhen um mir dann in die Augen zu sehen und zu sagen: „Schön, dass es bei dir rund läuft."

Dann verabschiedeten wir uns voneinander und ich machte mich auf den Weg ins Café, wo mich eine äußerst übel gelaunte Kozue erwartete, die mich und Manaka quer durch das Café scheuchte, wenn ein Kunde das Geschäft betrat.

Ich konnte verstehen, dass sie gestresst war, denn im Vergleich zu vor ein paar Tagen, waren noch weniger Leute hier im Shinrin Hisakata. Dass sie dermaßen verärgert war, war nur verständlich, auf ihren Schultern lastete immerhin eine Menge Verantwortung.

Am Abend schickte sie mich dann nach Hause und gab mir meinen Lohn von 4.000 Yen bar auf die Hand, woraufhin ich mich von Manaka und unserem Koch verabschiedete um mich dann bei den Spinden umzuziehen und mich auf den Weg nach Hause zu machen.

Es war bereits dunkel, doch ich fand ohne Mühen den Weg zu meinem See, wo ich schon von weitem Benjiros massige Gestalt sehen konnte. Obwohl er schwarz war, hob er sich von der Umgebung ab.

Als ich näher kam, verwandelte ich mich in einen Menschen und sprach ihn an: „Konbanwa! Wie war dein Tag? Konntest du Arbeit finden?", wollte ich von ihm wissen, während er sich ebenfalls in seine menschliche Form verwandelte.

„Diese Stadt ist eine volle Pleite.", erwiderte er mürrisch und fuhr dann fort: „Jeder möchte Arbeitszeugnisse sehen und was weiß ich was alles.", er stieß verärgert Luft aus und wandte sich dann an mich: „Wie hast du denn Arbeit gefunden?"

„Oh, das ist eine lustige Geschichte...", setzte ich an und erzählte ihm, wie ich Re'ems Schläger bemerkt hatte, mich in das nächste Geschäft begeben hatte, dass nun einmal eben da war und wie die Inhaberin mich angesprochen hatte. „Zuerst wollte ich nicht bei ihr arbeiten, weil vor ein paar Wochen hab ich noch lange Haare gehabt und man hat mich mehrmals für ein Mädchen gehalten.", sprach ich und schloss dann: „Aber dann hab ich realisiert, dass ich das Geld brauchen werde.", wonach ich mit den Schultern zuckte.

Meine Erzählung schien ihn jedoch nur missmutiger werden zu lassen. „Na super... Dann werde ich wohl gar keine Arbeit haben...", er seufzte und hakte nach: „Kennst du nicht jemanden, der vielleicht eine Aushilfskraft brauchen könnte?"

Ich schüttelte den Kopf und deutete ich auf den Felsen in der Nähe der Quelle, der gerade hoch genug war um bequem darauf zu sitzen. Benjiro folgte mir, als ich die Äste der Trauerweide teilte und mich hier drinnen – wo es tatsächlich ein wenig angenehmer war als draußen – auf den Felsen setzte, der in den Kreis ragte, den die Äste rund um den Baum zogen.

Da es ein wenig dunkel war, zog er aus seiner Tasche ein kleines viereckiges Gerät, das ich als Handy identifizieren konnte und schaltete die Lampenfunktion ein. Es machte die Umgebung ein wenig gespenstischer, doch es tat seinen Zweck.

Schließlich erwiderte ich: „Nein, tut mir leid... Aber...", eine Idee formte sich in meinem Kopf und aufgeregt fuhr ich fort: „Vor ein paar Tagen hab ich mich aus Versehen in ein normales Pferd verwandelt und war auf einem Reiterhof."

„Warum hast du den Tarnzauber angewendet?", bohrte er sofort nach, dann kam ihm etwas in den Sinn und er fragte mich: „Wenn du dich an so gut wie gar nichts erinnern kannst... Weißt du dann überhaupt von den ganzen Zaubersprüchen?", wobei er mir einen fragenden Blick zuwarf.

✒ Ein Horn zum VerliebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt