Kapitel 21

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Francis

Es war Freitag nach der Schule und ich machte mich gerade gemeinsam mit meinem Vater auf den Weg zu unserem Hauptquartier. Wie meistens, wenn wir in dem Wagen auf der Rückbank saßen, schwiegen wir den Großteil der Zeit.

Doch heute war etwas anders. Wir waren weder Vater und Sohn, noch Pangu und Inari. Wir waren irgendetwas zwischen diesen beiden Zuständen. Das passierte nur, wenn etwas wirklich Wichtiges anstand, was wiederrum bedeuten musste, dass uns eine Gefahr drohte.

Die letzten Tage, hatte mein Vater mich noch einmal mit Shishi trainieren lassen und er hatte dafür gesorgt, dass ich einen fatalen Fehler niemals in einer echten Situation tun würde, weswegen mir sämtliche Knochen im Leib weh taten und ich mich schonen musste. Doch das war nicht weiter schlimm, denn nur durch Schmerzen konnte man wirklich viel lernen, denn wenn man Schmerzen hatte, versuchte man das nächste Mal schmerzen zu vermeiden.

„Francis, ich will ehrlich zu dir sein. Die nächste Zeit wird es gefährlich.", begann mein Vater und sah mich dann von der Seite an, woraufhin er erst fortfuhr, als ich seinem Blick begegnete: „Wenn es dir zu viel wird, dann sag es und ich werde andere für die Aufträge finden.", er schien abzuwarten, dass ich etwas sagte, aber sprach weiter, bevor ich etwas erwidern konnte: „Sei auf alle Fälle vorsichtig. Mir gefällt nicht wie sich die Dinge entwickeln und ich will kein Mitglied von uns verlieren und insbesondere dich nicht."

„Ja, Chichi-ue.", antwortete ich und dachte daran, dass auch ich ihn nicht verlieren wollte. Er war streng, doch immer gerecht und hatte mir beigebracht, wie man sowohl als Bürger, als auch als Mitglied der Yakuza lebte. Aus diesem Grund sagte ich ihm: „Sei du auch vorsichtig, um Haha-ues Willen."

Er lachte herzlich und meinte: „So schnell wird deine Mutter mich nicht los, auch wenn wir nicht mehr zusammen wohnen.", dann sah er aus dem Fenster und sprach: „Wollen wir sie dieses Jahr wieder einladen zu Weihnachten?"

Ich zuckte mit den Schultern, aber gab zur Antwort: „Sie wird wahrscheinlich, genauso wie die letzten drei Mal, nicht kommen wollen, aber einen Versuch ist es wert.", wobei ich die Hoffnung schon nach der ersten Absage aufgegeben hatte.

„Und auch nicht zu deinem Geburtstag, unserem Hochzeitstag oder meinem Geburstag.", seufzte mein Vater und sagte dann: „Sie wollt nicht einmal, dass wir sie in London besuchen an ihrem Geburtstag und um sie nicht womöglich noch zu blamieren, hab ich ihr den Gefallen getan.", eine Woge der Erinnerung schien ihn zu überrollen.

Zwar gab es nicht viel an das ich mich aus meiner Kindheit erinnern konnte, aber es waren so allgemeine Dinge die passiert waren und die sich in meine Erinnerung gefressen hatten. Die Art und Weise wie mein Vater mit meiner Mutter umgegangen ist, wie er sie liebevoll bei ihrem Namen genannt hatte, wie er für sie alles getan hatte um raus aus den schlimmen Geschäften zu kommen und wie er schließlich die ‚Fabelwesen' erschaffen hatte, damit sie bei ihm bleiben würde.

Aber schließlich hatte meine Mutter seine neue Geschäftsidee fast noch mehr abgeschreckt, als das, was er zuvor getan hatte. Früher hatte er das getan, was alle Kumichos getan hatten: Drogen oder Waffen handeln und anderen Banden in die Geschäfte zu platzen und sowohl Käufer als auch Verkäufer zu verwunden, waren dabei noch die harmloseren Dinge, die geschehen waren.

Mein Vater hatte selbstverständlich auch eine weiche Seite, doch seit Mutters Verschwinden, ließ er sie immer weniger sehen. Dass er mir sagte, dass er mich nicht verlieren wollte, war für uns inzwischen schon eine große Sache geworden.

Als ich angefangen hatte, für die Arimasu-gumi zu arbeiten, hatte er mir noch jeden Abend gesagt, dass ich vorsichtig sein sollte und mir väterliche Ratschläge gegeben. Inzwischen tat er es nur noch ab und zu, wobei ich nicht wusste, ob ich inzwischen einfach bereits so viel gelernt hatte, dass er dachte, dass ich keine Hilfe benötigen würde, oder ob er einfach abgestumpft war.

✒ Ein Horn zum VerliebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt