Kapitel 41

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Nabu

Am Sonntag hatte ich am Morgen meine Sachen die ich am Montagmorgen nicht brauchen würde zurück in den Wald gebracht und mich noch einmal in eine Badewanne der Gemeinschaftsbäder gesetzt um mich einfach auszuruhen.

Montagmorgen räumte ich dann die Tatami-Matte und das Bettzeug wieder in den Schrank, zog allerdings den Bezug der Bettwäsche ab und warf ihn am Morgen in die Waschmaschine. Dann brachte ich Seiichi den Schlüssel und sagte ihm, dass die Überzüge gerade am Waschen waren.

Im Anschluss machte ich mich auf den Weg in die Schule, beschloss aber kurzerhand noch schnell im Wald vorbei zu schauen, da es noch mehr als zwei Stunden waren, bis die Schule begann. Meine innere Uhr war eindeutig ein Frühaufsteher.

An meiner Quelle angekommen, kümmerte ich mich zuerst einmal darum die Trauerweide endgültig komplett gesund zu machen, damit ihre Blätter bis zum Boden reichen würden und ich mich dort zum einen verstecken konnte und zum anderen einen Ort hatte, der nicht so kalt wäre, wie der Rest des Waldes in der Nacht.

Es war erst der dreizehnte Oktober, aber die Nächte waren bereits so bitter kalt, dass ich in meiner menschlichen Form wahrscheinlich eine Unterkühlung erlitten hätte, während ich in meinem Einhornkörper es gerade noch aushielt.

An und für sich würde ich wahrscheinlich darüber grübeln, wie ich den Winter überstehen würde, doch nun da ich in nur zwei Wochen ein Zuhause haben würde, musste ich mir nur noch über die Zeit Gedanken machen, die ich noch nicht in meinen eigenen vier Wänden verbringen konnte.

Nachdem ich den Baum mit meiner Flora behandelt hatte damit die Äste wirklich bis zum Boden reichten und ich sie mit meinem Horn oder meiner Hand teilen musste um den Baumstamm zu sehen, spürte ich zufrieden dem Puls der Lebensströmung des Baumes nach.

Ohne Francis Hilfe würde ich mir wahrscheinlich immer noch Gedanken darum machen, dass ich mir im Winter hier draußen den Hintern abfrieren würde. Nun hatte ich etwas, auf das ich mich freuen konnte.

Ich beschloss mich nicht in den See zu legen, damit ich nicht wieder mit komplett nassen Haaren in der Schule ankommen würde – und das obwohl ich einen Regenschirm hatte, der mir Schutz vor dem Wetter bot. Mit der Zeit würde das Fragen aufwerfen.

Aber da ich noch ein wenig Zeit hatte, frühstückte ich auf der Apfelweide und kam dann zurück zum See um etwas von dem Wasser zu trinken, während ich feststellte, dass die Algen angefangen hatten sich an Steinen im See anzusetzen. Zwar würden sie mit Anfang Winter wieder verschwinden, aber dass sie schon einmal da waren, war eine erfreuliche Nachricht.

Darüber war ich wirklich überglücklich, denn ich konnte mir nichts Schöneres vorstellen, als über diesen Wald zu wachen, sobald alle Pflanzen sich erholt hatten und so wie es aussah, war ich auf dem besten Weg dorthin.

Das Gras hatte angefangen rund um den See zu sprießen und hier und da standen ein paar Schilf-stängel die sich im Wachstum befanden, aus dem Wasser und ließen erahnen, dass der nächste Frühling auch hier im toten Wald kommen würde.

Ich trottete zu der Trauerweide zurück, teilte mit meinem Horn vorsichtig die Äste des Baumes und lief in den Kreisrunden Raum den ich geschaffen hatte und der um einiges wärmer wirkte als die Umgebung außerhalb. Wahrscheinlich bildete ich es mir nur ein, denn es war gerade erst ein paar Minuten her, dass ich die Äste bis zum Boden wachsen habe lassen, doch mit der Zeit würde es wirklich wärmer hier drinnen sein.

Um mir die Zeit zu vertreiben, verwandelte ich mich in einen Menschen zurück, nahm meinen Rucksack, welchen ich an den Baumstamm gelehnt hatte und setzte ich mich auf den Boden, während ich aus meiner Schultasche ein paar Bücher nahm.

✒ Ein Horn zum VerliebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt