Kapitel 37

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Nabu

Im Grunde genommen war ich ein Vollidiot. Ich wusste bereits seit Tagen, wenn nicht sogar Wochen, dass ich von hier verschwinden musste, doch ich hatte mir eingeredet, dass ich bleiben konnte. Dass ich schon irgendwie den Kerlen ausweichen konnte und mir nichts passieren würde.

Das alles nur wegen all den Freunden die ich hier gefunden hatte. Die Freunde die gleichzeitig auch keine waren, einfach weil sie nicht für mich da sein konnten, wenn ich sie brauchte, da sie über mich nicht Bescheid wussten, weil ich sie nicht in meine Probleme einweihen konnte.

Es war frustrierend, wenn auch gleichermaßen beflügelnd. Ich hatte Freunde gefunden, die ich auch wirklich in mein Leben lassen wollte, doch gleichzeitig konnte ich ihnen nichts sagen und war auf mich allein gestellt.

Hanako, Hiro, Hajiro, Itsuki und Sakuya. Natürlich auch Francis, der allerdings ein Kapitel für sich war. Was würden sie denken, wenn ich einfach so von der Bildfläche verschwand? Wären sie besorgt, oder würden sie ihr Leben einfach weiter leben?

Wahrscheinich zweiteres, denn lediglich Francis und Sakuya schienen besonders Interesse an mir zu haben. Francis wegen der Sache mit den Schlägern – wovon zwei mich gerade festhielten – und Sakuya da sie mit mir ausgehen wollte. Dabei hatte sie mich gerade erst heute nach der Schule gefragt. Verdammte Scheiße nochmal!

Da kam mir plötzlich eine Idee. Heute hatte ich mithilfe meiner Flora Sakuyas Lebensströmung sozusagen repariert. Was wäre, wenn ich den Spieß auch umkehren könnte, und Flora von jemandem absaugen konnte? Dann könnte ich die Kerle neben mir schlafen schicken, genauso wie den Typen, dem ich einen Tritt gegen den Kopf verpasst hatte.

Aber ich hatte noch nie versucht, ob ich so etwas tun konnte und damit ich meine Flora über die Hände zur Pflanze schicken konnte, hatte ich auch beim ersten Mal ein paar Minuten gebraucht. Meine Zeit derzeit war nicht nur begrenzt, sondern auch kostbar. Ich musste wissen was ich tun würde.

„Ihr könnt ihn in einer Minute herbringen, die anderen zwei holen gerade den Lieferwagen.", hörte ich wieder einmal die Stimme des Kerls mit der Narbe und spürte anhand seiner pulsierenden Lebensströmung, dass er sich gerade wieder auf mich zubewegte.

Ich würde das Gegenteil tun müssen. Den Kerlen noch einmal einen Energieschub verpassen und hoffen, dass die Situation für mich gut ausgehen würde. Wobei ich stark bezweifelte, dass ein Schub meine Lage verbessern würde, aber einen Versuch war es wert, denn es war besser als entführt und irgendwohin gebracht zu werden.

Langsam konzentrierte ich meine Flora, damit sie sich in meinen Fingerspitzen ansammeln würde und hob kurz den Kopf um zu sehen was die anderen Kerle gerade taten, woraufhin ich sah, dass zwei mit dem Narbenkerl im Dreieck standen und sich unterhielten.

Als ich mir sicher war, dass ich genügend Flora in der rechten Hand angesammelt hatte, griff ich mit meiner Hand nach dem Arm von demjenigen der mich festhielt und ließ alle Flora die ich aufgebracht hatte, auf ihn überspringen.

Augenblicklich ließ er mich los und ich konnte spüren wie seine Lebensströmung dermaßen schnell pulsierte, dass praktisch kein Takt mehr vorhanden war. Er schrie auf und hielt sich mit den Händen den Kopf, während er mich immer wieder fragte, was ich ‚Mistkerl' mit ihm gemacht hatte.

Da ich keine Zeit für ein Pläuschchen hatte, schnappte ich mit meiner rechten Hand nach dem Handgelenk von demjenigen der mein Handgelenk festhielt, brachte ihn aus dem Gleichgewicht und schleuderte ihn einen Meter weg von mir, wonach ich blitzschnell aufstand und ihm hinterhersetzte um ihm einen Faustschlag auf den Hinterkopf zu verpassen.

Im Gegensatz zu vorhin, war ich jedoch nicht grob genug, denn er fiel zwar zu Boden, doch er war noch nicht bewusstlos. Um mir Zeit zu verschaffen, trat ich ihm mit meinem Bein in die Seite, damit er länger liegen bleiben würde.

✒ Ein Horn zum VerliebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt