Kapitel 20

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Nabu

Am nächsten Morgen stand ich überpünktlich vor dem Schultor in meinen Alltagsklamotten und wartete darauf, dass Hanako auftauchen würde. Wie jeden Morgen, benötigte ich noch etwas Zeit um aufzuwachen. Der Schlaf in der Nacht reichte fast nicht aus um am nächsten Morgen ausgeruht zu sein.

Allerdings wurde ich hellwach, als ich eine pulsierende Lebensströmung bemerkte, die sich in meine Richtung bewegte. Als ich jedoch Hanako sah, die bereits nach wenigen Minuten aufgetaucht war, entspannte ich mich wieder.

Anscheinend war sie gerne überpünktlich, wenn sie sich mit jemandem traf.

„Guten Morgen Nabu!", rief sie mir schon von weitem zu und rannte mir entgegen, als sie sah, dass ich bereits am Schultor wartete. Ich erwiderte den Gruß während sie zu mir gerannt kam und als sie bei mir angekommen war, holte sie kurz Luft, bevor sie mir endlich sagte, was sie vor hatte: „Heute geht es deinen Haaren an den Kragen!"

„Bitte was?", fragte ich augenblicklich, da ich nicht verstand weshalb sie mich um diese Uhrzeit wegen meinen Haaren hierher bestellte, wenn sie mir das an jedem anderen Tag der Woche auch hätte sagen können.

Sie schnappte sich meinen Arm und zerrte mich einfach mit sich, ohne auf meine Frage einzugehen und ich ließ es über mich ergehen, da ich mich erst einmal darauf einlassen wollte, was sie mit mir vorhatte. Vielleicht war es gar nicht so schlimm und falls doch: ich war ein Fluchttier, ich würde nicht zögern auch vor ihr wegzurennen.

Während sie mich also durch die Gassen führte, noch immer meinen rechten Arm fest umklammert, begann sie mir zu erklären, was sie denn eigentlich damit meinte: „Bevor du dich dagegen wehrst, ich weiß, dass du pleite bist, deswegen werde ich dich einladen, sozusagen als Belohnung, dass du es geschafft hast einen Job zu finden."

„Aber...", setzte ich an und brauchte ein paar Abbiegungen, bis ich bei Hanakos Tempo endlich meinen Einwand vorbringen konnte: „Noch war ich noch nicht einmal dort um meine erste Stunde zu arbeiten."

Lachend erwiderte sie: „Was nicht ist, das kann noch werden.", woraufhin sie mich weiter durch die Stadt zog und dabei sehr zielstrebig war. Sie dachte nicht einmal daran langsamer zu werden, oder eine Verschnaufpause einzulegen.

Hanako blieb vor einem Friseurgeschäft stehen und deutete auf das Schild. Das Geschäft hatte ein Logo, das einen Qilin darstellte, also so etwas wie die japanische Version des Einhorns. Mich persönlich erinnerten diese ‚Einhörner' eher an Drachen, die den Körper von Pferden hatten, die Hörner eines Sika-Hirsches und den Schwanz einer Echse. Die Behaarung eines Qilins, sah aus wie die eines Löwen.

Sie schubste mich behutsam in die Richtung des Geschäfts, dessen Name genauso lautete wie das Tier auf dem Logo, dann öffnete sie mir die Tür und bugsierte mich hindurch, ehe sie selbst eintrat und die Tür hinter sich schloss. Ich bin ihr ausgeliefert.

„Guten Morgen Kurosaki!", wurde Hanako von dem Friseur begrüßt, ehe er zuerst einen Blick auf sie, dann auf mich warf und anmerkte: „Ich denke mal er ist derjenige von euch beiden, der den Haarschnitt bekommt?"

„So ist es.", bestätigte Hanako, woraufhin der Friseur mir andeutete auf einem der Friseurstühle in dem nahezu winzigen Geschäft, Platz zu nehmen, und mir ein Buch mit verschiedenen Frisuren in die Hand drückte.

„Ich bin Hideo Nishimura. Such dir eine Frisur aus die dir gefällt, ich kann aus deinen Haaren alles zaubern.", dann lief er in die Richtung der Kassa und fragte uns: „Möchtet ihr etwas trinken? Einen Kaffee oder eine Limo?", worauf ich mit ‚Cola' antwortete und Hanako mit ‚Kaffee'. Der Friseur nickte, rief dann Hanako kurz zu sich und die Beiden verschwanden aus meinem Sichtfeld, doch dank meiner Einhornohren konnte ich genauestens hören, was sie gerade taten.

✒ Ein Horn zum VerliebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt