Kapitel 3

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Okay, jetzt war ich also Hochzeitsplanerin und Aufpasserin für meine beste Freundin. Ich würde die nächsten vier Wochen hier in Dortmund verbringen. Das war jetzt nicht so geplant gewesen. Eigentlich wollte ich in der Zeit nach einem guten Praktikumsplatz suchen, über den ich meine Abschlussarbeit schreiben konnte. Na prima. Dann musste ich halt irgendeinen nehmen. Das Thema war ja nicht lebensbestimmend. Obwohl ich schon gerne etwas gemacht hätte, was zukunftsbestimmend gewesen wäre. Egal, Franzi brauchte definitiv meine Unterstützung bei diesem überdrehten Kleinkind, was sie heiratete, würde ja sonst alles drunter und drüber gehen.
"Also, okay ich bleibe hier und helfe euch bei der Organisation.", grinste ich. Keinen Moment später hing mir schon Franzi am Hals und umarmte mich.
"Du bist echt die beste Freundin, die man sich wünschen kann.", lachte sie, während ihr die Tränen über die Wangen liefen. Marco grinste mich auch total verstrahlt an. Ach du liebe Pimpernele. Die hatten ja beide mächtig mit den Schwangerschaftshormonen zu kämpfen. Na supi, worauf hatte ich mich da nur eingelassen?
Hinter uns war ein lautes Poltern auf der Treppe zu hören.
"Mensch Durm, kannst du nicht mal aufpassen, wo du mit deinen Quadratlatschen hintrittst? Das waren meine Hacken.", maulte Robin.
"Kaul, wenn du mal deinen lahmen Arsch schneller bewegen würdest, könnte ich dir nirgends reinlatschen. ", kam die prompte Antwort. Die beiden Schnapsdrosseln hatten wohl auch endlich ausgeschlafen.
"Wie konntet ihr beiden mich eigentlich mit zwei Kerlen zusammen ins Bett packen? Wolltet ihr hier einen Swingerclub aufmachen?  Ich stehe nicht so auf einen flotten Dreier. Ich finde das echt total unverantwortlich von euch. Die hätten ja sonst wie meinen desolaten Zustand ausnutzen können.", meckerte ich in Richtung Franzi und Marco. Irgendwie war ich schon sauer auf die beiden.
"Da bestand keine Gefahr für deine Tugend. So lattenstramm wie die beiden waren, hätte sich da sowieso nichts mehr geregt.", grinste Marco.
"Wer hat 'ne Latte?", fragte auch schon Robin neugierig.
"Na ihr beiden heute Nacht jedenfalls nicht. So lattenstramm wie ihr ward." Marco klopfte seinem Kumpel auf die Schulter.
"Ay Alter, mach uns hier mal nicht so schlecht vor der Lady. Wäre diese wirklich sexy Frau in meinem Bett gewesen, hätte ich für nichts garantieren können.", mischte sich jetzt auch Erik ein. Franzi und ich schauten uns nur an und fingen an zu lachen.
"Sie war in deinem Bett, Durmi.", lachte auch Marco. Eriks Gesicht verwandelte sich in ein kleines Leuchtfeuer.
"Was gibt es denn zum Frühstück?", wechselte er schnell das Thema.

Keine zwei Stunden später saß ich zusammen mit genau diesem Kerl in seinem Auto und fuhr nach Leverkusen, um meine Sachen und mein Auto zu holen. Erik hatte sich gleich großzügig angeboten mich zu fahren. Mein Blick streifte sein Profil als er zu mir schaute und rote Wangen bekam. Mit seinen Fingern tippte er auf dem Lenkrad herum.
"Duuuu, ähm Jasmin  ähmm.", druckste er herum. Was war denn jetzt mit dem los? Der war doch sonst nicht auf den Mund gefallen. Plötzlich schnarrte sein iPhone los. Es war unglaublich wie schnell er das Gespräch annahm.
"Durm"
Es schien fast als atmete er auf, dass er unterbrochen wurde. Das war mir ja mal gar nicht geheuer.
Aus der Freisprecheinrichtung erscholl eine Männerstimme.
"Hallo Erik, wir haben gerade im Mannschaftsrat beschlossen, dass du dafür verantwortlich bist für Marcos Hochzeit was zu planen."  Erik schaute schockiert.
"Marcel, dass könnt ihr nicht ernst meinen. Ich habe doch überhaupt keine Ahnung von sowas. Kannst du das nicht machen? Du hast da wenigstens Jenny als weibliche Unterstützung.", bettelte er.
"Nix da, du bist dran. Dann suche dir halt 'ne Schnecke. Du warst doch gestern schon heiß auf die Freundin von Franzi. Dann klär dir die und du hast auch weibliche Unterstützung. Du wirst doch die Kleine .." Genauso spontan wie er das Gespräch angenommen hatte, beendete er das Gespräch jetzt auch. Mein Blick sagte mir, dass sein Kopf jetzt nicht nur leuchtete. Er schaute starr auf die Fahrbahn. Ups, das war jetzt aber jemandem ziemlich peinlich. Irgendwie tat er mir schon fast leid, aber ein bisschen Spaß musste jetzt schon noch sein.
"Du warst also gestern schon heiß auf mich?" Sein Kopf schoss zu mir herum.
"Ähm....ähm ...nö... keine Ahnung......was Schmelle...da für Gespenster sieht.", stotterte er. Na das war ja mal so glaubwürdig bei dem Gestottere. Da ging doch sofort jedes Lügenradar an.
"Na dann ist ja alles prima.", grinste ich. Erik schaute so verzweifelt. Das war echt göttlich. Den würde ich ja mal schmoren lassen. Der musste ja nicht wissen, dass ich ihn eigentlich auch total heiß fand. Das würde ihm ja nur zu Kopf steigen. Aber da ich sozusagen von höchster Stelle für die Planung eingesetzt war, musste ich ja über jegliche andere Planung auch Bescheid wissen. Das setzte doch voraus, dass ich mich wohl öfter mit Erik treffen musste. So langsam fing der Job als Weddingplaner an mir zu gefallen.
"Du, wir müssen uns dann mit den Planungen auch ein wenig abstimmen, damit alles zusammenpasst.", gab ich gleich einmal zu bedenken. Mal sehen, wie er darauf reagierte.
"Können wir das nicht gleich zusammen planen? Ich  habe so etwas noch nie gemacht." Für diesen Bettelblick brauchte man ja eigentlich einen Waffenschein.
"Joa klar, ich bin ja der Vollprofi. Boah, ich habe so etwas auch noch nie gemacht.", zickte ich jetzt doch leicht genervt. Klar freute ich mich darauf für Franzi eine schöne Hochzeit zu planen. Aber irgendwie fühlte ich mich auch leicht überfordert. Wenn irgendetwas schief ging war ich die Schuldige.
"Sorry.", nuschelte Erik. Okay meine Reaktion war jetzt vielleicht etwas heftig. Ich griff in meine Tasche und holte mein Notizbuch heraus.
"Weißt du was, lass' uns doch ein Brainstorming machen. Wir stehen ja sowieso gerade im Stau. Dann haben wir auch schon etwas, worüber wir reden können, wenn wir uns das nächste Mal treffen." Was war denn das? Der Junge strahlte ja auf einmal wie die Sonne auf Ibiza.
"Junggesellenabschied, Trinkspiele, Brautentführung... Treffen wir uns morgen Abend? Taubenfliegen lassen, Heißluftballon.", sprudelte es sofort aus Eriks Mund. Da war er wieder der kleine aufgeregte Kinderschokijunge. Der hatte es aber eilig mit der Planung, dachte ich grinsend. Das würde mit Sicherheit ein Spaß werden. Und ganz vielleicht bot sich ja auch noch ein anderer Spaß. Nein sagen, würde ich bei der Milchschnitte mit Sicherheit nicht.
"Klaro, EriBeriDurmiWurmi.", kam deshalb auch meine prompte Antwort, die mit einem breiten Grinsen beantwortet wurde.



Nicht jeder Schuss ist ein Treffer  ✔ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt