Kapitel 78

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Roman und ich hatten es uns gerade nach dem Essen auf dem Sofa bequem gemacht als es klingelte. Das musste doch jetzt echt nicht sein, dass Erik wirklich hier anmarschiert kam. Ich stand also stöhnend auf, als auch Roman aufsprang.
"Du bleibst hier sitzen. Ich mache schon auf."
Okay, ich ließ mich also wieder zurück auf das Sofa fallen. Ehrlich gesagt hatte ich noch keinen Plan wie das Gespräch mit Erik verlaufen sollte. Wie machte man jemandem auf freundliche und nicht verletztende Art und Weise klar, dass man nichts außer Freundschaft von ihm wollte, wenn derjenige sich etwas ganz anderes einbildete?
"Hallo Süße." Erik kam ins Wohnzimmer und stürzte sich gleich auf mich, um mich zu küssen. Ich drehte mich weg und seine Lippen landeten auf meiner Wange.
"Mensch Süße, was ist denn mit dir?" Erik schaute mich kopfschüttelnd an. Mein Blick fiel zu Roman, der ziemlich steif in der Tür stand und zu uns starrte. Ich musste mir jetzt wirklich etwas einfallen lassen.
"Erik, könntest du es bitte unterlassen, Jasmin Süße zu nennen. Das finde ich nicht so toll.", mischte sich Roman ein.
"Man Bro, nun chill mal. Ich nenne meine Freundin so wie ich es möchte. Da ist mir egal, ob du das toll findest oder nicht. Suche dir selber eine Freundin. Vielleicht gefallen dir dann ja doch Kosenamen, du Spaßbremse.", lachte Erik nur.
"Erik, wir...." und schon wurde ich von Roman unterbrochen.
"Genau da liegt ja das Problem. Ich finde es nicht toll, wenn du meine Freundin Süße nennst. Vielleicht solltest du dir lieber eine Freundin suchen, die du dann Süße nennen kannst." Das meine hatte Roman extra betont.
"Roman, lass mich....." und schon wieder wurde ich unterbrochen.
"Bro, du willst mich doch wohl verarschen. Jasmin ist meine Süße und nicht deine. Also hör auf hier so rumzuspinnen."
"Erik, ich bin...." ehe ich weiter reden konnte wurde mir das Wort abgeschnitten.
"Pass mal auf ich spinne hier nicht rum. Und ich bitte dich nicht noch einmal, damit aufzuhören meine Freundin anzubaggern." Romans Stimme wurde empfindlich lauter.
"Roman, bitte.."aber natürlich wurde ich wieder von Erik unterbrochen, der mich jetzt einfach in seine Arme zog. "Süße, sag dem Idioten, doch mal, dass du zu mir gehörst." Ich schaute zu Roman, der seine Hände zu Fäusten geballt hatte und kurz vor dem Sprung war.
"Also erstens nimm deine Flossen von mir.", fuhr ich Erik an, der mich völlig entgeistert anschaute, mich aber sofort losließ. "Und zweitens, jetzt haltet ihr beide eure Fresse und setzt euch auf euren Arsch. Mir reicht es andauernd unterbrochen zu werden.", brüllte ich los. Irgendwann riss mal jeder Geduldsfaden. Und meiner war jetzt mit einem ziemlichen Rumms gerissen.
Roman setzte sich auf meine andere Seite auf dem Sofa. Das war schon einmal gut. Dann saß ich zwischen den beiden und es konnte nicht ausarten. Ich schaute zu Erik, der mich leicht schockiert anschaute nachdem ich Romans Hand genommen hatte.
"Süße, was soll das." Erik deutete auf Romans und meine verschränkte Hand. Ich spürte wie sich Roman schon wieder anspannte "Ich habe gesagt, du sollst sie nicht Süße nennen", kam es knurrend aus seinem Mund. So stinkig hatte ich Roman noch nie erlebt. Er war glaube ich kurz vor der Detonation.
"Lasst ihr mich jetzt endlich reden." Versuchte ich erneut mein Glück. "Erik, ich weiß nicht, wie du darauf kommst, dass ich deine Freundin bin."
"Vielleicht weil wir Dates hatten und du mich geküsst hast.", setzte sich schon wieder sein Mundwerk in Bewegung. So langsam reichte es mir, dass ich ständig unterbrochen wurde.
"Ja, wir haben uns getroffen und du hast mich auch geküsst, aber du hast mich oft genug wegen deiner Kumpels stehen gelassen. Du glaubst doch nicht allen ernstes, dass das bisschen was uns verbunden hat für eine Beziehung reicht."
"Wie, das bisschen? Ich habe dir die Welt zu Füßen gelegt.", widersprach er sofort.
"Ich habe nur durch Zufall erfahren, dass du zur Reha in München bist. Und von dort hast du dich nicht einmal gemeldet. Aber letztendlich ist das auch völlig egal, denn meine Gefühle für dich gehen nicht über die für einen guten Freund hinaus." Okay, das war jetzt nicht die sanfte Art, aber irgendwie musste ich ihm das ja klar machen.
"Und nur weil ich nicht griffbereit bin, nimmst du dir gleich den nächsten oder wie? Was für eine Schlampe bist du eigentlich?" Erik schaute mich wütend an. Roman neben mir sprang auf und griff sich Erik am Kragen seines Shirts.
"Nenne meine Freundin nie wieder Schlampe.", knurrte er zwischen zusammengebissenen Zähnen.
"Roman, lass ihn los." Ich musste jetzt hier unbedingt eingreifen bevor das eskalierte. Ich sah an Romans Gesicht, dass es ihm nicht gefiel, aber er hörte auf mich und ließ Erik los.
"Manno, Bro. Du stehst ja schon voll unter dem Pantoffel. Vielleicht sollte ich ganz zufrieden sein, dass der Kelch an mir vorüber gegangen ist. Du bist ja eine richtige Kampfzicke. Da hatten Dogan und Julian doch vollkommen recht, als sie mich vor die gewarnt haben. Das hätte ich echt nicht von dir gedacht, Jasmin." Na wenigstens hatte er das mit der Süßen jetzt begriffen.
"Wie hast du meine Freundin gerade genannt? Kampfzicke?" Roman war schon wieder am aufspringen.
"Ay Alter, die hat ja schon volle Kanne auf dich abgefärbt."
"Na, siehste mal. Und deine deppigen Kumpels auf dich. Also ganz einfacher Vorschlag. Du lässt Roman und mich unser Leben chillen und du nimmst deinen Dogan zu deiner Spielerfrau. An ihn kommt ja sowieso keiner ran und chillst auch dein Leben mit ihm, dann sind wir alle glücklich und zufrieden und die Welt dreht sich weiter. Ach und übrigens, da hinten hat der Maurer das Loch in der Wand gelassen." Jetzt war nämlich auch meine Geduld mal am Ende. Erik schaute mich an und stand auf.
"Viel Glück, Bro. Du wirst es brauchen. Dann sind die Fronten wenigstens geklärt. Und andere Mütter haben ja auch schöne Töchter." Erik hielt Roman die Hand zum Einschlagen hin, mich ignorierte er dagegen. Roman wollte nicht einschlagen, bis ich ihn anstubste. Schließlich spielten die beiden ja noch in einer Mannschaft. Roman schlug also doch mit Erik ein, der dann aus der Tür verschwand.
"Das wäre geschafft.", stöhnte ich auf, Roman zog mich in seine Arme "Ich hätte ihm fast eine reingehauen als er so abfällig über dich gesprochen hat."
"Ich weiß, mein Brummbärli. Du wolltest mich verteidigen."
"Ich würde doch alles für dich tun. Du bist das wichtigste auf der Welt für mich, mei Sunneschii." Roman schlang seine Arme um mich und küsste mich liebevoll. Ja, für diesen Mann würde ich auch alles tun. Und irgendwie ging es mir jetzt auch besser, nachdem alles mit Erik geklärt war.

Nicht jeder Schuss ist ein Treffer  ✔ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt