Kapitel 83

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"Können wir dir noch irgendwie helfen, Karin?" Meine Mutter und ich standen in der Küche von Romans Eltern. Wir waren gestern alle in Zürich gelandet. Martin hatte uns dort abgeholt und nach Münsingen gebracht. Ich fand es schön wieder hier zu sein. Es war alles leicht verschneit und meine Weihnachtstimmung war empor geschnellt.
"Ihr habt mir schon genug geholfen. Außerdem ist ja alles fertig vorbereitet. Selbst die Kaffeetafel ist schon gedeckt.", freute sich Karin "Lasst uns schnell umziehen gehen und dann kommen auch schon Marco und Alexia und wir können gemütlich Kaffee trinken und Kuchen essen, bevor es in die Kirche geht."
Meine Mutter und ich schauten uns an. Kirche an Weihnachten war jetzt bei uns nicht so wirklich üblich. Ich war zwar getauft, aber mit vierzehn war ich lieber segeln als zum Konfaunterricht. Und meine Eltern standen jetzt auch nicht wirklich darauf.
"Schaut nicht so, das Krippenspiel und die Weihnachtslieder sind wirklich schön. Wir sind auch nicht die strengen Katholiken. Es wird euch bestimmt gefallen. Und danach ist dann auch Bescherung" Wir drei machten uns also schnell auf in unsere Zimmer, um uns umzuziehen. Gerade als ich aus Romans Zimmer kam, kamen auch meine Mutter und Karin aus den Zimmern. Wir hatten scheinbar das gleiche Tempo.
"Du siehst bezaubernd aus, Jasmin.", strahlte mich Karin an und auch meine Mutter grinste und nickte "Da wird dein Roman aber Augen machen." Ich verstand die beiden nicht ganz. Ich hatte doch nur ein Kleid aus roter Spitze an. Okay, es wirkte dezent bieder durch die Spitze und doch sexy durch den Schnitt. Ich hoffte nur, dass die beiden recht hatten. Wir liefen die Treppe hinunter. Aus dem Wohnzimmer waren die Stimmen der Männer zu hören.
"Das könnt ihr ja mal so vergessen. Wir verteidigen den Weltmeistertitel in Russland.", hörte ich meinen Vater.
"Nana, die Schweiz wird viel zu sehr unterschätzt.", meldete sich Martin zu Wort. Die Männer waren also schon wieder bei ihrem Lieblingsthema Fussball angekommen und in ihre Diskussion vertieft, als wir vor ihnen standen. Mein Vater schaute zu erst zu uns " Ja holla, die Waldfee. Da bleibt mir ja die Spucke weg, so hübsch sind meine beiden Frauen."
Martin und Roman schauten jetzt auch zu uns und Roman sprang sofort zu mir und zog mich in seine Arme."Du bist wunderhübsch, mei Sunneschii.", flüsterte er mir ins Ohr, bevor er mich zärtlich küsste. In mir war mal wieder totales Tabularasa.
"Die beiden sind so ein hübsches Paar.", kam es gleichzeitig aus Karins und meine Mutters Mund. Die dann sofort anfingen zu lachen. Ich fand es wirklich schön, dass unsere Eltern sich auf anhieb so gut verstanden.

"Die Mousse au chocolat Torte war echt der Hammer.", grinste ich immer noch vor mich hin, als wir schon vor der Kirche standen und auf den Einlass warteten. Roman hatte seinen Arm um mich gelegt.
"Hoffentlich ist dir nicht kalt.", kam es besorgt von ihm.
"Nö, solange du in meiner Nähe bist, niemals." Gerade als wir uns küssen wollten, ertönte eine hohe Stimme neben uns "Ach, das freut mich ja, das du endlich Ersatz für mich gefunden hast, Roman." Ich schaute zu der Person und sah eine größere Trulla mit langen gewellten dunklen Haaren, die in einem Pelzmantel steckte und dazu irgendweilche garantiert teuren Designerstiefel trug.
"Hallo Nastassja.", grüßte Roman medium erfreut zurück.
"Willst du uns nicht vorstellen?", kam es sofort wieder von dieser blasierten Schnecke.
"Ich bin Jasmin. Und du dann wohl Romans Ex Nastassja", stellte ich mich einfach selber vor und reicht ihr die Hand, die sie einfach ignorierte. Okay, vielleicht hätte sie ja dann höflicherweise ihre Pfötchen aus den Lederhandschuhen quälen müssen.
"Ich bin ja nur heute hier. Morgen geht es für mich und meinen Freund nach Dubai in die Sonne. Verreist ihr auch?", wandte sie sich sofort wieder an Roman. Die Alte war ja mal echt ätzend.
"Wir sind ja schon hierher gereist. Und es geht doch zu Weihnachten nichts über Berge und Schnee.", grinste ich sie an, noch bevor Roman antworten konnte.
"Naja, jedem das seine. Du passt gut zu Roman, der mag es ja lieber primitiv." Ich spürte wie sich Romans Hand in meiner Schulter verkrampfte.
"Joa, wir passen prima zusammen. Es ist so schön endlich einen Mann gefunden zu haben, der auch lieber aus der Kloschüssel isst. Aber eins wundert mich eigentlich schon, denn wenn du die Schweiz primitiv findest und du hier lebst, müsstest du ja auch primitiv sein. Aber gut, Logik ist ja nicht jedermanns Sache." Die Schnepfe schaute mich empört an und stiefelte kopfschüttelnd ab. Ich schaute zu Roman, der sich wieder entspannt hatte und mich angrinste. "Sunneschii, ich liebe dein loses Mundwerk."
Ich musste Karin recht geben, das Krippenspiel war wirklich schön. Roman hatte die ganze Zeit in der Kirche meine Hand gehalten, außer wenn gebetet wurde. Jetzt saßen wir aber auch schon wieder im Wohnzimmer und bestaunten den schön geschmückten Weihnachtsbaum, während im Hintergrund leise Weihnachtslieder liefen.
"Wann gibt es denn nun endlich die Geschenke?", ningelte Marco.
"Je älter du wirst desto ungeduldiger wirst du.", lachte Karin und ging zum Weihnachtsbaum, um die ersten Geschenke zu verteilen. Ich war gespannt, wie Roman mein Geschenk gefiel. Ich hatte für ihn ein Lederarmband mit einer Silberplatte in die unsere Anfangsbuchstaben in zwei verschlungene Herzen eingraviert waren. Karin hielt mir ein kleines Päckchen entgegen.
Ich nahm es ihr ab und fing an es vorsichtig auszuwickeln. Roman saß neben mir und beobachtete mich ganz genau. Als ich das ganze Papier abgewickelt hatte, kam ein Schmuckkästchen zum Vorschein. Auch das öffnete ich ganz vorsichtig, während mein Herz förmlich galloppierte. Zum Vorschein kam eine goldene Kette mit einem Infinityzeichen. Ich strich sanft darüber als ich Romans und meinen Namen dort entdeckte. Ich beugte mich zu ihm und gab ihm einen Kuss. "Die ist wunderschön."
Roman lächelte mich an "Das freut mich, dass sie dir gefällt. Darf ich sie dir ummachen?" Ich nickte nur strahlend und Roman legte sie um meinen Hals. "Sie steht dir perfekt. Du siehst damit noch hübscher aus als sowieso.", strahlte er mich an. Jetzt hoffte ich nur, dass ihm mein Geschenk genauso gut gefiel als er es auspackte. Sein Strahlen wurde noch breiter und er hielt mir das Armband hin "Kannst du es mir auch ummachen?" Sofort nachdem es an seinem Handgelenk seinen Platz gefunden hatte, strich er über die Gravur "Das mache ich nie wieder ab. Das ist ab heute mein Talisman. Dann habe ich dich immer bei mir." Er zog mich wieder in seine Arme und küsste mich zärtlich.
"Ay Bruder, nehmt euch ein Zimmer. Das ist ja nicht mehr mitanzusehen.", lachte Marco und fing sich sofort einen Klaps ins Genick von Alexia ein.
"Nur kein Neid , kleiner.", grinste Roman.
Ich schaute durch den Raum und sah nur grinsende Gesichter. Jeder schien glücklich und zufrieden. Meine Papa hatte auch den Arm um meine Mutters Schulter gelegt und zwinkerte mir zu. Das war wirklich ein wunderschöner Heiligabend und ich freute mich schon, dass es morgen für uns alle in die Berge ging. Dort würden wir mit Sicherheit alle zusammen Spaß haben und trotzdem freute ich mich auch schon darauf ein paar ungestörte Momente ganz alleine mit meinem Bummbärli zu genießen.

Nicht jeder Schuss ist ein Treffer  ✔ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt