Kapitel 88

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"Der Tag war ja megahammergeil.", lachte Franzi als wir mit unseren Tüten bepackt in die Hotellobby stiefelten. Wir hatten in Tanger super leckeren Couscous gegessen und uns die Zeit in der Altstadt vertrieben. Für unsere beiden Männer hatten wir noch ein tolles handgearbeitetes Armband bekommen. Mo hatte uns auch wirklich abgeholt umd pünktlich an der Fähre abgesetzt. Es hatte also wirklich alles perfekt geklappt und riesigen Spaß gemacht. Wir hatten es noch nicht einmal bis zum Fahrstuhl geschafft als Marco und Roman angerannt kamen. Wieso kamen die angerannt? Und wieso lag Roman nicht artig im Bett und kurrierte seine Erkältung aus? Wir wurden von beiden in die Arme gezogen und fast zerquetscht. Was war das denn? Ehe ich noch weiter nachdenken konnte, , wurden wir auch sofort bestürmt.
"Geht es euch gut? Hattet ihr einen Unfall?" "Ist euch etwas passiert? Seid ihr irgendwie verletzt?" Die Jungs waren ja total am durchdrehen. Musste ich das jetzt verstehen?
"Alles bestens.", brachte ich gerade heraus. Ich verstand die ganze Aufregung noch nicht wirklich. Wieso sollte es uns nicht gut gehen und wie kamen sie darauf, dass wir einen Unfall hatten?
Hinter ihnen tauchten jetzt auch noch ein paar andere Spieler auf und zu guter letzt auch noch Aki.
"Menschenskinder Mädels, da seid ihr ja endlich. Eure Kerle haben das ganze Hotel irre gemacht. Ihr könnt zu frieden sein, dass sie nicht schon die guardia civil und das Militär losgeschickt haben, um euch zu suchen.", lachte dieser und verschwand auch gleich Richtung Fahrstuhl.
Franzi und ich schauten uns kopfschüttelnd an. Als ihr Marco auch schon die Tüten entriss "Prinzessin du sollst doch nicht so schwer tragen." Auch Roman schnappte sich meine Tüten.
"Ich wusste doch gleich, dass denen nichts passiert ist. Die hatten ihren Spaß. während ihr euch hier verrückt gemacht habt. Die verarschen euch so richtig und ihr merkt das nicht mal.", lachte Erik schadenfroh. Was mischte der sich denn hier ein? Naja, so richtig gut war er noch nicht wieder auf mich zu sprechen, aber sonst ignorierte er mich einfach gekonnt.
"Wieso habt ihr euch verrückt gemacht?" Das wollte ich jetzt wirklich wissen.
"Habt ihr mal auf die Uhr geschaut?", empörte sich Blondi. Wenn ich ehrlich war das letzte Mal in Tanger als wir auf Mo gewartet hatten. Ich schaute also genau wie Franzi auf die Uhr. Okay es war gleich 23 Uhr durch. Warum standen die denn dann noch hier rum? Die hatten doch um 22 Uhr Bettruhe. Wir aber nicht. Also was sollte die Aufregung? Die Zeiten wo wir um 22 Uhr zu Hause sein mussten, waren seit wir volljährig waren, ja mal vorbei. Also genaugenommen seit etlichen Jahren.
"Wo ward ihr denn so lange? Und warum sind eure Handys aus?" fing jetzt auch Roman seine Fragerunde an. Ich schlug mir genau wie Franzi vor die Stirn und zog das Handy aus der Tasche, um es wieder anzumachen.
"Wir waren erst in Gibraltar shoppen und sind dann mit der Fähre von Tarifa nach Tanger. Die Medina ist da echt unglaublich. Deshalb hatten wir aber auch die Handys aus, weil ist ja nicht mehr EU.", strahlte Franzi. Roman und Marco schauten uns an als ob wir ihnen gerade gesagt hätten, sie sollten ihre Sportwagen verschenken. Unsere Handys gaben einen Signalton nach dem anderen ab. Okay, da hatten sie uns wirklich versucht in Dauerschleife zu erreichen.
"Wie, ihr seid mit der Fähre nach Tanger gefahren und nicht mehr EU. Ihr meint jetzt aber nicht Tanger wie Marokko?", fand Marco als erster seine  Sprache wieder. Wow, ich hätte Blondi ja gar nicht zugetraut, dass er in Erdkunde so gut aufgepasst hatte. Wir nickten nur und stimmten unisono ein "doch" an.
"Das ist Afrika.", kam es von Roman schockiert. Wow, noch so ein Erdkundegenie.
"Sag' mal wie veranrwortungslos bist du eigentlich eine Schwangere nach Afrika zu schleppen umd dann noch nicht einmal vorher Bescheid zu sagen und das Handy auszumachen. Ihr könnt euch dort was weiß ich was für einen Virus eingefangen haben. Und was wäre gewesen, wenn sie euch verschleppt hätten. Seid ihr denn völlig wahnsinnig? Außerdem ist es schon lange dunkel.", produzierte sich bella bionda und Roman nickte immer zustimmend. Ging es den beiden noch gut? Außerdem, was hieß hier ich war verantwortungslos?
"Also erstens war es meine und nicht Jasis Idee.", ergriff jetzt Franzi das Wort. "Zweitens waren wir dort mit Sicherheit weniger Viren und Krankheitskeimen ausgesetzt als hier bei euch im Hotel oder warum gibt es hier extra Quarantäne Speiseräume?  Und drittens warum sollte uns in Tanger jemand verschleppen? Da ist die Dortmunder Nordstadt aber gefährlicher. Und meinst du wirklich im Hellen passiert weniger? " Franzi verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf .
"Viertens war mir nicht bewusst, dass wir uns erst eine telefonische Erlaubnis von euch holen müssen, wenn wir irgendwo hin wollen. Fünftens sind wir nicht so überbezahlte Fußballtreter wie ihr, die es sich leisten könne ihre Handys auch in Afrika zu nutzen, weil Geld ja keine Rolle spielt. Und sechstens was macht den Unterschied in Spanien hätte uns genauso viel oder auch genauso wenig wie in Marokko passieren können. Obwohl vielleicht hättet ihr da ja dann wenigstens ein paar Kamele für uns bekommen, wenn ihr uns wieder gefunden hättet.", lachte ich. Das ganze Theater war doch wirklich lächerlich. Franzi fing auch an zu lachen.
"Du findest das also auch noch komisch.", giftete mich Marco an " Du bist verantwortungslos und leichtsinnig. Und so etwas soll Patentante von meinen Kindern werden."
"So, jetzt ist aber mal gut, Marco. Hör' auf Jasi zu beschimpfen. Franzi ist ja wohl auch erwachsen und weiß was sie tut. Du musst jetzt nicht die ganze Schuld auf meine Freundin schieben.", meldete sich Roman bestimmt zu Wort. "Genau, hör auf dich hier so aufzublasen. Jasi wird mit Sicherheit die beste, verantwortungsvollste Patentante von meinen Kindern.", fuhr Franzi jetzt auch Marco an und betonte das meine besonders. Bella Bionda schüttelte immer noch wütend den Kopf.
Roman legte seinen Arm um meine Taille und zog mich an sich."Mache so etwas bitte nie wieder, mei Sunneschii. Das ist jetzt schon das zweite Mal innerhalb von zwei Wochen, das ich Panik habe, weil du weg bist. Gott sei dank, war es ja diesmal harmlos. Aber ich hatte einfach wieder solche Angst, dass dir etwas passiert ist wie in der Schweiz." Ich schaute ihm in seine Augen und sah dort immer noch die Angst, die er gehabt hatte. Es breitete sich ein riesiges schlechtes Gewissen in mir aus. Wir hätten wirklich noch aus Tarifa anrufen und ihnen sagen können, was wir planten. Und irgendwie hatten sie ja auch recht. Uns hätte etwas passieren können und keiner hätte gewusst, wo wir überhaupt waren. Ein ganz kleines bisschen leichtsinnig war es ja schon. Ich musste mich einfach daran gewöhnen, dass ich nicht mehr alleine war und machen konnte was ich wollte. Jetzt gab es da noch jemand, der sich um mich Sorgen machte. Und ich liebte Roman viel zu sehr, um ihm dem auszusetzen. Und jetzt nachdem er mich trotzdem verteidigt hatte, noch viel mehr.
"Versprochen, ich mache so etwas nie wieder, Brummbärli.", raunte ich ihm zu, ehe ich ihn liebevoll küsste.

Nicht jeder Schuss ist ein Treffer  ✔ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt