Kapitel 56

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"Tschüß ihr beiden. Und macht nichts, was wir nicht auch machen.", zwinkerte Franzi uns zu als wir uns verabschiedeten. Die war ja wohl noch voll auf Endorphinen. Ich wusste genau, was die beiden jetzt machten. Gut sie waren ja auch frisch verheiratet und die Hochzeitsnacht, war ja auch etwas besonderes. Ich hoffte, dass sie sich über die Überraschung, die sie erwartete, freuten. Marcos Schwestern und ich hatten nämlich das Schlafzimmer mit Rosenblättern dekoriert und Erdbeeren und alkoholfreien Champagner bereit gestellt.
Ich lief also mit dem Brautstrauß im Arm neben Roman zu seinem Auto. Plötzlich nahm er mir den Straus ab und drückte mir die Schlüssel in die Hand.
"Oder bist du zu müde zum Fahren?", grinste er mich an. Ich und zu müde, um mit diesem geilen Auto zu fahren "Niemals im Leben.", grinste ich zurück und griff mir die Schlüssel. Ob wohl eine kleine Spritztour noch drin war? Ich schaute zu Roman, der noch ziemlich fit aussah.
"Was guckst du so?" Er schaute mich neugierig an. Ob der eigentlich wusste, was er für hübsche Augen hatte.
"Ich habe überlegt, ob du wohl schon müde bist oder noch eine kleine Spritztour drin ist."
"Ich habe morgen frei. Also von mir aus können wir gerne noch etwas unternehmen. Also dann los.", grinste er und tippte etwas ins Navi.
Okay, ich hätte jetzt auch nicht wirklich eine Idee wohin, so gut kannte ich mich hier schließlich nicht aus. Ich fuhr also nach Navi und war gespannt, wo wir landeten.
Unser Ziel war ein See mit einem kleinen Sandstrand. Das Mondlicht tauchte das Wasser in ein silbernes Licht. Ich zog meine Schuhe aus und lief durch den Sand zum Wasser und tauchte meine Zehen dort rein. Das Wasser war noch angenehm warm für Ende September. Wir hatten es aber auch so noch ziemlich warm. Roman kam hinter mir hergelaufen. Auch er hatte seine Schuhe und Socken ausgezogen und die Hosenbeine etwas hochgekrempelt.
"Wollen wir noch ein Stück laufen?" Er schaute mich erwartungsvoll an.
"Na, klaro." Ich zog ihn an seiner Hand und lief los.Er lachte nur und schüttelte den Kopf. Als wir den halben See umrundet hatten, fiel mir erst auf, dass ich Romans Hand immer noch festhielt. Ups, hatte ich echt vergessen die loszulassen. Roman schien das auch gar nicht bemerkt zu haben. Dann sollte das auch so bleiben. Ich ließ die Hand schnell los und rannte zum Wasser und stand auch gleich bis zu den Knien darin. Roman kam hinterher und ich nutzte die Chance und plitschte ihn mit einer Fuhre Wasser voll.
"Heh, was soll das.", grinste er ehe ich auch eine Fuhre abbekam. Das war doch wohl nicht sein Ernst, das bedeutete Rache und schon bekam er die nächste Wasserfuhre ab. Okay, mit dem was jetzt kam, hatte ich wirklich nicht gerechnet. Roman griff mich und warf mich über seine Schulter und lief wieder zum Strand. "Jetzt ist Schluss, du kleines Biest." Und schon wurde ich im Sand abgesetzt und er ließ sich neben mich plumpsen.
"Hast du mich eben Biest genannt?", ich schaute ihn herausfordernd an und er nickte nur grinsend "Aber kleines.", gab er jetzt von sich.
Das war doch egal, ob kleines oder großes Biest. Ich zog eine Flappe und stellte mich schmollend.
"Das war doch nicht böse gemeint." Roman fuhr sich mit seiner Hand durch den Nacken. Och, hatte ich da jetzt jemand verunsichert? Ich musste mir das Lachen verkneifen.
"Jasi, du zitterst ja." Gutes Ablenkungsmanöver von dem Herren. Obwohl, nö, er hatte ja recht. Mir war auf einmal wirklich ziemlich kalt durch das Rumgealbere im Wasser. Roman zog sein Sakko aus und legte es mir um die Schultern. Ich lehnte mich an seine Schulter und wir schauten noch auf das Wasser und genossen die Ruhe.
"Komm, wollen wir, du siehst langsam müde aus." Roman zog mich aus dem Sand hoch. "Jetzt fahre ich aber zurück. Du schläfst ja gleich." Irgendwie hatte er da recht. Scheinbar war der Tag heute doch anstrengender gewesen als ich gedacht hatte. Ich nickte also nur als Roman meine Hand griff und mich zum Auto zog.

Ich drehte mich um und öffnete die Augen. Wie war ich hier ins Bett gekommen? Ich schaute an mir herunter. Ich hatte nur Unterwäsche und ein riesiges T-Shirt an. Mein Gehirn fing an zu arbeiten. Ich war mit Roman noch am See und wir hatten rumgeplantscht, dann waren wir ins Auto gestiegen und Roman war losgefahren. Ab da musste ich eingeschlafen sein und dann hatte ich geträumt. Ich hatte doch wirklich geträumt, dass Roman zu mir ich liebe dich gesagt und mir einen Kuss auf die Stirn gedrückt hatte. Man muss ich durch gewesen sein, dabei hatte ich gestern überhaupt nichts Alkoholisches getrunken. Ich räufelte  mich aus der Decke und suchte nach meinem Kleid, das feinsäuberlich über dem Stuhl lag und immer noch nass war. Daneben lag auf dem Tisch ein T-Shirt und eine Jogginghose feinsäuberlich zusammengelegt. Die waren garantiert von Roman, von wem denn sonst? Da würde ich ja drin versacken. Aber besser als ein nassses Kleid. Ich griff danach und stellte enttäuscht fest, dass es eine Damenhose und ein Damenshirt waren. Wieso war ich denn jetzt enttäuscht? Das war doch toll, wenn Roman Damensachen hier hatte, dann war er bei dem Mädel also doch vorwärts gekommen. Ich zog es also einfach an und lief in die Küche. Roman saß schon am Küchentisch
"Guten Morgen. Ausgeschlafen?", lächelte er mich an. Okay, ein Morgenmuffel war er schon einmal nicht.
"Wie bin ich eigentlich ins Bett gekommen?", ich musste da unbedingt meine Wissenslücke füllen.
"Ich habe dich vom Auto ins Bett getragen und dich dann umgezogen." Irgendwie hatte er jetzt eine ziemlich gesunde Gesichtsfarbe. "Ich konnte dich ja nicht in dem nassen Kleid schlafen lassen.", setzte er hektisch nach.
"Du hast ja auch die Klamotten von meiner Mutter gefunden. Dein Kleid ist ja bestimmt noch nicht trocken. Jetzt lasse uns erst einmal schön frühstücken." Ich schaute auf den Tisch. Roman hatte ihn schon gedeckt und als Deko stand sogar der Brautstrauß da. Die Klamotten waren also von seiner Mutter. Mein Herz schlug einen Purzelbaum. Wieso freute mich das jetzt eigentlich so? Bestimmt weil ich total unterzuckert war. Ich griff mir also ein Brötchen, um ganz schnell dagegen anzugehen.
Ich schaute auf den Brautstrauß "Das ist auch so ein total bekloppter Brauch. Wie hört sich das denn an, wir würden als nächstes heiraten.", grinste ich Roman an, der auch gerade von seinem Brötchen abgebissen hatte.
"Tönt huere guet. I han di gern", schmatzte er grinsend. Na,  der hatte ja Manieren. Wer sollte das denn verstehen. Vielleicht sollte er mal mit leerem Mund sprechen, dann würde man ihn auch verstehen. So hörte sich das ja wieder wie Phantasiesprache an. Na wenigstens hatte er so viel Anstand, dass er jetzt rot anlief, weil er mit vollem Mund sprach.

Nicht jeder Schuss ist ein Treffer  ✔ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt