Kapitel 69

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"Ich finde es schön, dass du heute zum Abschied noch einmal mit uns Essen gehst.", lächelte mich Daniel an. Nico und er waren wirklich nette und lustige Kerle. Wenn Roman mit ihnen zusammen war, blüte er richtig auf. Über das Mädel hatte mir Nico aber trotzdem nichts verraten wollen. Ich hatte es ein paar Mal versucht, aber aus ihm war kein Wort herauszubekommen. Na gut, dann war er halt ein verlässlicher Kumpel, der wie ein Grab schwieg.
Gerade hatte uns der Ober unsere Getränke gebracht, als hinter mir eine mir bekannte Stimme ertönte. "Na ihr Sackgesichter auch mal wieder im Land. Deshalb war Roman die ganze Zeit immer auf der Flucht." Ich drehte mich um und sah Erik mit seinen Trabanten."Hallo Süße, was machst du denn hier mit den Kerlen? Wir müssen jetzt auch los. Ich muss morgen zur Reha nach München, also noch Koffer packen und so. Schön euch mal wieder gesehen zu haben. Und ihr passt gut auf meine Freundin auf." Und schon wurde mir ein Kuss aufgedrückt und Erik marschierte mit seinen Kumpanies ab. Ich fragte mich, was dieser Auftritt von Erik sollte. Wie kam der auf die Idee, dass ich seine Freundin wäre? Wir hatten uns seit dem Tag, wo er ins Kino wollte, nicht mehr getroffen und nur so sporadisch beim BVB gesehen. Der hatte doch einen Vollknall. Ich hatte auch nur durch mein Praktikum mitbekommen, dass er verletzt war. Schön, dass ich jetzt auf diesem Weg erfuhr, dass er nach München zur Reha musste. Also wäre er mein Freund, würde ich mir da wohl mehr erwarten. Wenn er aus München zurück war, musste ich das Missverständnis unbedingt einmal mit ihm klären. Nico und Daniel schauten mich irgendwie komisch an . Naja gut, das war ja irgendwie ein peinlicher Auftritt von Erik. So langsam fragte ich mich schon, wie alt er eigentlich war. Kinderschoki hin oder her.
"Ihr seid zusammen?", kam es jetzt doch noch von Daniel.
"Das wüsste ich wohl.", knurrte ich. Keine Ahnung warum die beiden sich so seltsame Blicke zuwarfen. Ehe ich aber weiter darüber nachdenken konnte, wurde meine ganze Aufmerksamkeit auf das Essen, das gerde gebracht wurde, gezogen. Ich genoss diese super leckeren Lachsrahmtortelini und auch die anderen genossen ihr Essen still.
"So Jungs, ich gehe dann mal kurz für kleine Jasis." Als ich von der Toilette wiederkam, musste ich einen kleinen Umweg laufen. Ich kam also aus der anderen Ecke und sah wie die Jungs angeregt diskutierten. Ich schnappte ein paar Worte auf. "Du weißt jetzt, dass sie keinen Freund hat." Okay, das war Daniel. Die unterhielten sich doch bestimmt über das Mädel, das Roman so gefiel. Ich schummelte mich also hinter den Garderobenständer und versuchte noch mehr mitzubekommen. Okay, es war nicht die feine Art, jemand zu belauschen, aber wenn sie mir nicht freiwillig die Infos rausrückten, musste ich halt diesen Weg gehen. Ich machte das doch nur aus einem guten Zweck, weil ich Roman helfen wollte. Ich stellte also meine Ohren auf.
"Man Bro, du musst jetzt echt mal auf Angriff gehen. Oder willst du warten bis dir doch noch jemand zuvor kommt?", meldete sich Nico zu Wort.
"Ihr passt so perfekt zusammen. Wenn man euch so sieht, denkt man ihr seid schon längst ein Paar." Wann hatten die denn das Mädel getroffen, dass sie das beurteilen konnten? Sie waren doch gar nicht alleine mit Roman unterwegs. Vielleicht kannte er sie ja schon ewig und sie war auch aus der Schweiz.
"Ich bin bei ihr total in der Friendzone. Da komme ich niemals raus.", stöhnte Roman verzweifelt. So ein Blödsinn. Ich würde ihm schon aus der Friendzone helfen.
"Na, wenn du immer nur hilfsbereit und stets zur Stelle bist, musst du dich nicht wundern. Warum dein Spitzname Sexy ist und du den Ruf eines Playboys hast, verstehe ich echt nicht. Eigentlich sollte man dich Klosterschwester nennen.", Nico bekam sich gar nicht mehr ein. Interessant, den Spitznamen kannte ich gar nicht. Aber irgendwie passte er, denn Roman war ja schon eine ziemlich sexy Schnitte. Aber Playboy, niemals im Leben.

"Mensch Bro, da musst du mal deinen ganzen Mut zusammennehmen. Ich bin mir sicher Jasmin mag dich genauso." Hallo, das Mädel hieß ja genau wie ich. Also hier in Dortmund hatte ich noch von keiner anderen Jasmin gehört. Dann musste die doch aus der Schweiz sein. Aber jetzt wusste ich wenigstens schon einmal ihren Namen. Das war doch schon einmal ein Anfang, dachte ich zufrieden.
"Willst du warten bis Er....Oh Jasi, du bist ja schon zurück." Mist musste mich Nico gerade jetzt entdecken? Vielleicht hätte ich ja noch etwas wichtiges erfahren können.
"Standest du...du...schon lange da?", stotterte Roman. Warum schauten denn Daniel und er als hätte ich sie beim heimlichen Pornogucken erwischt?
"Nö, bin gerade gekommen." Der Begriff gerade ist ja schließlich zeitlich nicht genau definiert, also stimmte gerade und es war keine Lüge, obwohl wenn wäre es ja auch nur eine Notlüge zwecks Wissensgenerierung zum Vorteil eines Freundes. Damit würde ich vor jedem moralischen Gericht durchkommen.
"Hier ist Ihre Mousse au chocolat und für die Herren der Espresso.", unterbrach der Ober meinen Gedankengang.
"Eu, du hast für mich Mousse bestellt.", quiekte ich begeistert auf und drückte Roman einen Kuss auf die Wange. Er war wirklich der beste, zuverlässigste, engagierteste, ehrlichste, liebevollste und besorgteste Freund, den man haben konnte.
Roman strahlte mich an, als ich einen Blitz aufflammen sah. Nico hatte ein Foto von uns gemacht.
"Ihr wärd wirklich ein süßes Paar."
"Finde ich auch.", kam es jetzt auch von Daniel. Wie meinten die das denn jetzt? Eben reden sie noch von dieser Jasmin und dass Roman sich endlich trauen soll und jetzt wollen sie uns hier auf einmal was an die Backe labern. Die wussten doch auch nicht, was sie wollten. Mein und Romans Handy piepste und ich schaute genau wie Roman auf seins rauf. Nico hatte uns das Bild geschickt. Ich musste sagen, es sah wirklich sehr innig aus.
"Was machst du denn da?", ich schaute zu Roman, der schon wieder eine rötliche Gesichtsfarbe bekam.
"Das ist so hübsch, das habe ich als Hintergrundbild eingestellt.", gab er zögerlich von sich. Na hoffentlich sah das niemals diese Jasmin, sonst konnte Roman das mit Sicherheit begraben. Ich kannte keine Frau, die dafür Verständnis gehabt hätte, wenn eine andere Frau das Hintergrundbild war, auch nicht wenn es nur eine gute Freundin war.




Nicht jeder Schuss ist ein Treffer  ✔ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt