Kapitel 34

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"Hallo meine Süße.", begrüßte mich Erik und zog mich in seine Arme, ehe er mich küsste. Mein Herz fing wieder an Purzelbäume zu schlagen und die Ameisenarmee lief durch meinen ganzen Körper. Ich hatte diesen Spinner total vermisst. Dieser Geruch, den er ausstrahlte. Sein After Shave, das ihn umgab und seine Körperwärme, wenn er mich in den Arm nahm.
"Und warst du gestern auch schön artig?", grinste er mich mit diesen unsagbaren Grübchen an. Ich dachte an gestern. Und wie artig ich war. Ich hatte Romans Auto heil gelassen und das Vergnügen meines Leben gehabt.
Ich nickte also grinsend als Antwort. Eigentlich war ich Roman dafür wirklich noch ein Treffen schuldig. Ich hatte ja beim  Kartfahren verloren und trotzdem hatte er mich mit seinem Auto fahren lassen. Wie hatte Marco es genannt. Sein Baby. Ich konnte den ganzen Quatsch, den Marco da von sich gegeben hatte immer noch nicht glauben.
"Und was sagst du dazu, Süße.", riss mich Erik aus meinen Gedanken. Scheiße, was hatte er denn gerade erzählt? Ich hatte überhaupt nichts davon mitbekommen. Mein Blick musste wohl Bände sprechen.
"Ach Süße, habe ich dir so den Kopf verdreht, dass du gar nicht zugehört hast? Ich wollte wissen, ob du Lust auf ein bisschen chillen in einer Strandbar hast."
"Aber Klaro.", antwortete ich schnell. Ich konnte ihm ja schlecht sagen, woran ich gerade wirklich gedacht hatte. Aber eins musste man dem Kinderschokijungen lassen, an einem geminderten Selbstbewusstsein litt er nicht. Was das anging, hatte er sich ganz schön geändert. Wenn ich daran dachte, wie er am Anfang immer rumgestottert hatte.
"Na dann lass' starten." Erik zog mich mit sich zu seinem Auto. Stop, wieso standen wir jetzt vor einem Porsche und nicht vor seinem Mercedes. Da er aber gerade auf der Fahrerseite einstieg, schien das wohl kein Irrtum zu sein. Während ich also noch unschlüssig vor dem Auto stand, fuhr die Scheibe auf der Beifahrerseite herunter "Was ist? Haste jetzt doch keine Lust oder auf was wartest du?", grinste mich Erik an.
Ich öffnete also schnell die Tür und sprang ins Auto als er auch schon den Motor aufheulen ließ. Ich schaffte es gerade noch mich anzuschnallen als er auch schon los schoss. Jetzt musste ich aber erst einmal meinen Wissensdurst stillen.
"Wieso fährst du jetzt einen Porsche und was ist mit deinem Mercedes?"
"Süße, der Mercedes war doch nach unserem Entengrützebad völlig hinüber. Diesen Gestank hat man überhaupt nicht mehr herausbekommen, deshalb habe ich ihn wieder abgegeben. Und mein Baby hier" Erik strich liebevoll über das Lederlenkrad "steht sonst immer in der Garage und ich fahre es nur ganz selten. Jetzt geht es aber nicht anders bis ich den neuen Mercedes nächste Woche bekomme." Bei dem Klang wie er Baby gesagt hatte, konnte man ja glatt eifersüchtig werden. Wahrscheinlich würde er lieber sein Auto mit in die Bar nehmen und mich auf dem Parkplatz abstellen. Wieso nannten eigentlich alle Männer ihr Auto immer mein Baby? Keine Frau käme auf diese Idee. Gut wir gaben unseren Autos auch Namen. Aber irgendwie waren wir da kreativer. Meine kleine Knutschkugel hieß zum Beispiel Egon, weil sie für mich wie ein Egon wirkte und Franzis Auto hieß Balu. Das waren doch mal Namen.....aber mein Baby. Ich schüttelte innerlich den Kopf. Aber dieser Porsche hatte schon einen satten schnurrenden Sound. Den würde ich auch gerne einmal über die Straßen gleiten lassen, so wie den r8 gestern. Einfach nur zu Vergleichszwecken, versteht sich. Vielleicht sollte ich Erik mal fragen.
"Du, EriBeri...das ist wirklich ein supertolles Auto."
"Ich weiß.", strahlte er mich stolz an. So, jetzt hatte ich ihm Honig um den Bart geschmiert, da konnte er mir meinen Wunsch gar nicht abschlagen.
"Ob ich den wohl nachher auf dem Nachhauseweg fahren kann?", fragte ich zuckersüß und setzte sogar meinen Augenaufschlag ein. Warum schaute der denn auf einmal so schockiert und fing dann an zu lachen?
"Der Witz war gut. Ich habe im ersten Moment sogar gedacht, du meinst das ernst."
Welcher Witz? Ich meinte das verflucht ernst. Was gab es da denn zu lachen?
"Mein Baby fahre nur ich. Da mache ich auch keine Ausnahmen. Sorry Süße" Na dann halt nicht. Ich zog einen Flunsch, aber das interessierte diesen Herren überhaupt nicht. Also lehnte ich meinen Kopf an die Scheibe und schaute mir die Umgebung an, als auf einmal die Musik losjaulte. Nö, oder. Der hatte jetzt nicht wirklich Helene Fischer an. Da blutete ich ja aus den Ohren, besonders als er jetzt auch noch lauthals mitsang.

"Und Süße, wie gefällt es dir hier?" Wir saßen jetzt in der Beachbar im Dortmunder Hafen. Dieses alte Lastschiff hatte echt was. Ich lehnte mich in meinem Liegestuhl zurück und fuhr mit meinen Füssen durch den warmen Sand.
"Das ist echt schön hier." Überall standen Palmen und die Musik sorgte für noch mehr Strandfeeling. Erik klopfte auf seine Schenkel und deutete an, dass ich mich zu ihm auf den Schoß setzen sollte. Gegen ein wenig mehr Körperkontakt hatte ich jetzt wirklich nichts einzuwänden und so fand ich ganz schnell meinen  neuen Platz und kuschelte mich an Eriks Brust. Die war so herrlich durchtrainiert. Am liebsten würde ich wieder mit meinen Händen unter seinem T-Shirt diese definierten Bauchmuskeln erkunden, die sich dort versteckten. Ein Blick in die Umgebung sagte mir, dass das wohl noch warten musste. Also gab es nur einen ziemlich leidenschaftlichen Kuss, der auch von Erik sofort erwidert und intensiviert wurde. Ich war gerade dabei meine Umwelt abzuschalten als ich ein Räuspern neben uns hörte.
"Ay Digger, nehmt euch ein Zimmer." Ich schaute aufgeschreckt hoch, als mich dieser unmögliche Julian fett angrinste. Boah, der hatte ja mal ein richtig gutes Timing. Hätte der nicht einfach weiter gehen können.
Und schon klatschte er mit Erik ein und schmiss sich auf den Liegestuhl in dem ich noch bis vor kurzem gechillt hatte.
"Ist ja geil, dass du auch hier bist. Hättest du ja auch mal Bescheid sagen können.", grinste er und zog sein Handy aus der Tasche. Ne, ich fand das überhaupt nicht geil, dass er jetzt auch hier war. Außerdem was hieß hier du? Wir waren zu zweit, also zweite Person plural, ihr. Na hoffentlich verschwand er gleich, wenn er fertig telefoniert hatte. Ich drückte also wieder meine Lippen auf Eriks, der dem auch nicht abgeneigt war.
"Ay, bro. Mit deiner heißen Schnitte hast du ja richtig Glück. Tschuldige, dass ich euren Softporno gerade unterbreche, aber Ich habe mit Dogan getelt. Der würde auch vorbei kommen, hat aber gerade kein Auto..."
Erik grinste "Na dann hol ihn ab." Na das war ja toll. Dann kam dieser ätzende Lauch auch noch? Mein Abend war ja so was von gerettet. Was hätten wir nur ohne diese beiden Pappnasen gemacht? Ach ja, Spaß gehabt. So konnte ich mich schon auf bitter böse Blicke von der bösen Schwiegermutter einstellen. Erik griff in seine Hosentasche und schmiss diesem Julian seine Autoschlüssel zu. Was sollte das denn? Das war doch jetzt nicht wahr, dass dieses Burgerbrötchen mit diesem ultrageilen Porsche fahren durfte und ich nicht. Hatte Erik nicht gesagt, sein Baby fährt nur er?



Nicht jeder Schuss ist ein Treffer  ✔ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt