Kapitel 68

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"Jasi! Hast du Angst vor Spinnen?" Was brüllte denn Roman hier panisch durch die Wohnung? Ich lief also aus der Küche in Richtung des Schreies. Roman stand mit weitaufgerissenen Augen auf dem Flur und starrte ins Bad. Man könnte glauben, er hatte gerade eine Erscheinung.
"Nö, wieso sollte ich Angst vor Spinnen haben?" Ich schaute ihn fragend an. Was war das denn für eine blöde Frage? Und wieso stellte er die gerade jetzt?
"Das ist gut, das ist gut.", stammelte er vor sich hin. Der war ja mal völlig durch den Wind.
"Wieso fragst du?" So langsam wollte ich mal wissen, was das seltsame Verhalten sollte.
"Da....da im Bad ist so ein riesen Vieh." Man, der hyperventilierte ja gleich.
Ich machte also die Tür weiter auf und ging hinein.
"Sei...sei vorsichtig." Also spätestens jetzt wurde mir doch mulmig. War hier etwa eine Vogelspinne, Tarantel oder so etwas. Ich schaute mich vorsichtig um. "Wo soll die Spinne denn sein?" So ein riesen Vieh müsste doch leicht zu finden sein.
"An der Wand über.....über der Toilette.", kam es stockend.
Ich drehte mich also um und schaute. Tatsache, da war eine Spinne.
"Das ist nicht dein Ernst. Das ist ein harmloser Weberknecht.", lachte ich."Hol' mal ein Glas und eine Postkarte oder sowas." Ich hörte, wie sich Schritte eiligst entfernten und wieder näherten. Dann wurde mir mit langem Arm ein Glas und eine Postkarte gereicht. Ich fing also den armen kleinen Spinner ein.
"Schau Roman, das ist eine ganz harmlose kleine Spinne." Ich hielt ihm das Glas mit meinem Gefangenen hin.
"Klein? Schau dir diese ekeligen langen Beine an." Er schüttelte sich angewidert. Ich brachte die arme Spinne also schnell auf die Terrasse.
Ich konnte echt nicht glauben, dass so ein großer Kerl Angst vor einem so kleinen Vieh haben konnte.
"Was hättest du gemacht, wenn ich jetzt auch Angst gehabt hätte? Hättest du einen Kammerjäger bestellt? Wie hast du das sonst immer gelöst?"
"Ich hätte das Gästebad benutzt bis sie weg gewesen wäre.", kam die kleinlaute Antwort während er am Saum seines Shirts herumzippelte. Na, der war ja vielleicht niedlich.
Ehe wir aber weiter auf Krabbelviehcher eingehen konnten, klingelte es. Roman lief zur Tür und schon war ein Stimmengewirr zu hören, das immer näher kam.
Roman stand jetzt mit zwei blonden Typen vor mir.
"Hallo, schön dich wiederzusehen.", wurde ich gleich von dem einen begrüßt und in eine Umarmung gezogen. Okay, der kannte mich. Ich grübelte kurz und dann fiel mir wieder ein, dass das ja dieser Nico war, der damals mit Roman in dem Restaurant war.
"Ja, hallo, freut mich auch." Und schon wurde ich in die nächste Umarmung gezogen "Grüezi, ich bin der Daniel. Schön, dass ich dich auch endlich kennenlerne." Okay, den kannte ich definitiv noch nicht.
"Ja, also Jasi, ich hoffe, es stört dich nicht, dass Daniel jetzt auch noch mit zu Besuch gekommen ist. ", druckste Roman herum. Was war denn jetzt sein Problem? Es war doch seine Wohnung. Da konnte er doch so viel Besuch einladen, wie er wollte.
"Nö, also für mich ist das überhaupt kein Problem. Hauptsache ich störe euch nicht, deshalb verziehe ich mich jetzt auch in mein Zimmer, dann könnt ihr in Ruhe quatschen."
"Du kannst doch ruhig bleiben. Du störst uns doch nicht.", kam sofort die zweistimmige Antwort. Ups, die waren ja mal total anders als der Lauch und das Burgerbrötchen.
Ich setzte mich also zu ihnen und schon war ich in das Geapräch mit eingebunden.
"So, jetzt bin ich aber müde. Ich gehe dann mal ins Bett.", verabschiedete ich mich. Als ich aus dem Bad zurück in mein Zimmer wollte, hörte ich Nico "Mensch hattest du immer noch nicht den Mumm ihr zu sagen, dass du total in sie verknallt bist?"
"Das ist nicht so einfach.", brummte Roman. Nico lachte kurz "Klar ist das einfach. Du musst bloß mal nicht die Hosen voll haben und das wie ein Kerl lösen und nicht so rumeiern."
"Soll ich sie mir wie Tarzan über die Schulter werfen oder was?" Roman schien leicht verzweifelt.
"Nö, aber nicht nur den Kumpel geben. Hab doch mal Mut." Ich hatte ja völlig verdrängt, dass Roman auf dieses Mädel stand. Kein Wunder, dass er da nicht voran kam, wenn er die ganze Zeit mich betuddelte. In mir baute sich ein richtig schlechtes Gewissen auf. Ich musste mir jetzt unbedingt etwas einfallen lassen. Das Mädel sollte zu frieden sein, wenn sie so einen tollen Mann wie Roman bekam. Ich würde einfach Amor spielen. Morgen musste ich unbedingt einmal Nico ausquetschen, vielleicht konnte ich ja auch mit ihm zusammen etwas planen. Zufrieden legte ich mich ins Bett und kuschelte mich ein. Nico und Daniel waren bestimmt auch schon im Bett, sonst hätte ich sie ja gleich noch ausfragen können. Momentmal, Nico und Daniel schliefen in Romans Zimmer, ich im Gästezimmer. Wo schlief dann Roman? Ich sprang aus dem Bett, um zu schauen, ob ich mit meiner Vermutung richtig lag. Mein Weg führte mich also ins Wohnzimmer. Ich schaute zur Couch. Und da lag Roman wirklich in eine Decke eingerollt. Das konnte doch niemals bequem sein. Da hatte er morgen garantiert Rückenschmerzen. Ich setzte mich also neben ihn, um ihn zu wecken als er mich auf einmal anschaute "Jasi, ist was? Geht es dir nicht gut?" Wieso war er denn schon wieder so besorgt?
"Nö, bei mir ist alles okay, aber du kannst doch hier nicht so zusammengefaltet schlafen, da bist du ja morgen ein Fall für den Chiropraktiker."
"Nein, nein, das passt schon.", widersprach er sofort und richtete sich auf, dabei entfuhr ihm ein leichtes Stöhnen und er rieb sich verstohlen den Rücken.
"Genau, das sehe ich. Nichts da, du kommst jetzt mit und schläfst bei mir im Bett mit. So weit kommt es noch, dass du dir hier den Rücken verliegst, während ich in einem riesigen Doppelbett in deinem Gästezimmer alleine schlafe. Los jetzt." Ich griff mir seine Decke und sein Kissen und marschierte los. Roman folgte mir schweigend. Der hatte doch jetzt nicht etwa ein schlechtes Gewissen, wegen dem Mädel.
"Du brauchst keine Angst zu haben, das versteht doch keiner falsch, wenn wir in einem Bett schlafen. Wir sind doch nur Freunde. Da ist doch nichts dabei."
Warum stand er denn immer noch vor dem Bett und schaute so komisch? Ich klopfte neben mir auf das Bett. "Brauchst du eine extra Einladung?" Roman krabbelte ins Bett und legte sich auf den Rücken und starrte an die Decke. Himmel nochmal, was war denn mit dem los? Wie sollte ich denn einschlafen, wenn der stocksteif grübelnd neben mir lag . Ich drehte mich also zu ihm um.
"Hör auf zu grübeln. Nacht, Schlaf schön und träum was schönes." Ich drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
"Du auch.", kam es ganz leise zurück und ein Arm legte sich um meine Taille.

Nicht jeder Schuss ist ein Treffer  ✔ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt