Kapitel 30

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"Das ist doch echt nicht wahr, oder?", fragte mich Erik am Telefon. Ja, wir telefonierten nur, da er gerade auf einem Auswärtsspiel war. Wir hatten uns seit dem Vorfall mit der Entengrütze auch noch nicht wieder gesehen, denn der Sondereinsatz Bild war doch ganz schön zeitintensiv. Erik schien damit aber auch keine Probleme gehabt zu haben, denn er hatte ja genug lauchige Ausweichmöglichkeiten.
"Sagen wir mal so, die Bild lügt nicht immer."
"Und du hast das alles gewusst. Ist ja echt der Hammer. Auf so etwas muss man ja erst einmal kommen. Hätte ich Marco gar nicht zugetraut." Er schien richtig begeistert. "Naja, ist ja auch egal. Wann sehen wir uns denn wieder, meine Süße? Morgen bin ich schon mit Dogan und Julian zum Spiel verabredet. Aber am Montag, wenn ich frei habe, können wir ja was zusammen machen. Mmm, was sagst du?"
Was sollte ich da sagen? Die Sehnsucht nach seinen Kumpels schien ja immer noch größer zu sein als nach mir. Aber gut, wenn da wieder einer morgen ein Spiel hatte. Die fanden ja nun mal am Sonntag statt.
"Ja, super. Dann sehen wir uns am Montag."
Heute war der Bericht in der Bild erschienen und hatte eine Menge Staub aufgewirbelt. Die Reporterin hatte diese Germaine wirklich in der Luft zerrissen und Franzi und Marco machten in diesem Bericht so ziemlich jedem Liebespaar der Weltgeschichte Konkurrenz. Da standen ja sogar Micky und Minnie Maus hinten an.
Wieder klingelte mein Handy.
"Hallo Roman. Du hast heute wirklich super gehalten.", begrüßte ich den Schweizer. Ich hatte heute zusammen mit Marco und Franzi mir das Spiel gegen Freiburg angesehen. Und ich musste ehrlich sagen, dass die ohne Roman da hinten ziemlich schlecht ausgesehen hätten. Ganz besonders nach dem übelen Fehlpass von Erik. Der hatte heute wirklich nicht seinen stärksten Tag gehabt. Aber Roman hatte seinen Kasten sauber gehalten und ihnen das 0:0 gerettet.
"Danke." Ich konnte sein Grinsen förmlich vor mir sehen. "Du hast das Spiel geguckt?"
"Naja, im Hause Reus kommst du schlecht drumrum. Aber deshalb rufst du doch bestimmt nicht an?", lachte ich.
"Nein, ich habe den Artikel natürlich gelesen und wollte jetzt nur fragen, ob das wirklich alles stimmt und wie es Franzi und Marco damit geht." Er war auf einmal völlig ernst und seine Stimme klang fast besorgt.
"Ja, das stimmt alles. Und naja, wie soll es dir schon gehen, wenn ganz Deutschland über dich diskutiert und die verschiedenen Reporter entweder dein Haus belagern oder aber ständig das Telefon klingelt wegen irgendwelcher Stellungnahmen. Aber die beiden nehmen es ziemlich gechillt. Sie hatten es ja so erwartet."
"Dann ist ja gut. Ich habe mir schon ein wenig Sorgen gemacht, dass das zu viel für Franzi ist. Aber ehrlich gesagt, wäre ich niemals darauf gekommen, dass das mit Germaine nur Show war. Ich habe damals Marco sogar gefragt, ob er das alles für einen Flirt riskieren will." Da war jetzt das Weltbild von unserem gutgläubigen Schweizer ganz schön erschüttert. Aber das sprach ja auch für ihn. So eine Partnerschaft hatte für ihn wohl einen ziemlichen Stellenwert. "Ich komme mir jetzt ziemlich dumm vor, dass ich das gar nicht gemerkt habe.", setzte er noch nach.
"Du, da bist du nicht alleine. Franzi und ich sind ja auch erst darauf reingefallen. Deshalb gab es ja den Streß auf Ibiza."
"Und wie geht es dir jetzt damit?" Fragte der mich das gerade wirklich? Er war der erste, den das interessierte.
"Naja, die Belagerung nervt ganz schön. Gibt einem aber auch die Zeit noch das restliche für die Hochzeit zu organisieren. Und man hat Zeit Fussballspiele vom falschen Verein zu schauen.", lachte ich.
"Jaja, der effzeh.", lachte jetzt auch Roman. "Aber dann wird es ja höchste Zeit, dass du da mal rauskommst. Hast du morgen Zeit? Ich würde dich gerne einladen. Und Erik ist ja mit Julian bei Dogans Spiel.", kam es für seine Verhältnisse recht zügig aus seinem Mund. Man könnte glatt glauben, er wäre etwas nervös. "Wir müssen doch noch verabreden wann wir die Salate machen", setzte er auch noch schnell nach.
Na da schau mal einer guck. Der Schweizer hatte ja schon gute Argumente parat, warum wir uns treffen mussten. Aber warum eigentlich nicht? Erik hatte sowieso keine Zeit und ich wollte mir doch noch ein Dankeschön für die ganze Hilfe einfallen lassen. Vielleicht sollte ich ihn morgen dann einfach zum Essen einladen.
"Ja gerne können wir uns treffen. Ich wollte dich sowieso noch zum Essen einladen."
"Nichts da. Du lädst mich ganz bestimmt nicht ein. Bei einem Rendez-vous zahlt immer der Mann. Für mich ist es schon Dank genug, wenn du mit mir weggehst. Ich habe da auch schon eine Idee. Ich hole dich dann morgen so um 14 Uhr ab. Und schlafe gut trotz der Belagerung." Ich kam nicht einmal mehr dazu mich noch zu verabschieden als schon das Tuten in der Leitung erklang. Was hatte der es denn jetzt so eilig? Man könnte ja glatt meinen, er wollte mir nicht noch die Möglichkeit geben, etwas zu antworten. Seit wann konnte der auch schnell? Ich rekapitulierte noch einmal, was er zu letzt gesagt hatte. Er holte mich um 14 Uhr ab und hatte eine Idee, was wir machten. Das war ja jetzt nicht irgendwie verfänglich. Ich überlegte weiter, was er noch gesagt hatte. Ach du heiliger Amor. Er hatte von einem Rendez-vous gesprochen. Der hielt das ganze für ein Date. Fuck, fuck, fuck. Ich hatte doch Erik, die heiße Kinderschoki schlecht hin. Was sollte ich da mit einem zuverlässigen, immer hilfsbereiten, empathischen schweizer Langweiler? Roman war wirklich ein sehr guter Freund, der immer da war und mich rettete, aber zu einem Date gehörte doch mehr als sich wohlzufühlen und einen gechillten Nachmittag miteinander zu verbringen. Da wollte ich Herzklopfen und jede Menge fun. Vielleicht sagte man das ja auch in der Schweiz nur so. Rendez vous war ja Französisch und stand für treffen und die Schweizer hatten ja auch einen französischsprachigen Teil. Betimmt kam Roman daher und er hatte es nur deshalb so genannt. Dem war mit Sicherheit auch klar, dass wir nur gute Freunde waren. Ich lief schon einmal zu meinem Schrank und schaute, was ich denn morgen anziehen sollte. Ich war schon irgendwie voll gespannt, was er sich wohl einfallen ließ. Bestimmt so etwas wie ein Besuch im Zoo oder Botanischen Garten. Juhu, Langeweile war vorprogrammiert.

Nicht jeder Schuss ist ein Treffer  ✔ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt