Kapitel 15

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"Was machst du denn da?", fragte mich Roman neugierig als wir vor der Konditorei standen. Der war ja mal lustig. Marco und Franzi waren abgehauen. Also was dachte er, was ich hier machte "Ich suche heraus wie ich mit den Öffis nach Hause komme. Schließlich sind Marco und Franzi ja weg.", grummelte ich. Ich hatte hier echt keinen Plan, wo ich war und mit welchem Bus ich in Dortmund fahren musste. Ich schaute genervt auf meine Uhr. Es war auch schon 17. 30 Uhr. Das hieß ich würde es niemals zu meiner Verabredung mit Erik pünktlich schaffen. Ich hasste nichts mehr als Unpünktlichkeit. Verfluchter Mist und der Empfang war hier auch unter aller Würde. Es dauerte ewig bis sich die Seite auf meinem Smartphone mal aufbaute. Ich tippte mit meinem Fuss.
"Wer sind denn die Öffis?", fragte Roman jetzt schon wieder. Wollte der mich verarschen? Ich schaute ihn genervt an. Der sah echt neutral aus.
"Das ist der öffentliche Personennahverkehr, also Bus oder Bahn. Gibt es doch bei euch in der Schweiz auch, oder?", knallte ich ihm also genervt vor den Latz. Der Nachmittag war ja echt lustig mit ihm, aber jetzt nervte er ja mal endgradig.
"Ja, haben wir auch, aber den Begriff dafür kannte ich nicht. Aber wofür brauchst du Öffis?", strahlte er mich an.  Der wollte mich doch verarschen, oder warum betonte er das Öffis so und stellte so eine dämliche Frage. Na nicht mit mir.
"Weil ich keine Flügel habe, um nach Hause zu fliegen.", grinste ich ihn genauso an. Verarschen konnte ich auch. Warum guckte der mich denn jetzt so dämlich an? Man könnte ja glatt glauben, ihm hätte einer seine schweizer Toblerone geklaut. Oder war der echt so empfindlich? Aber er hatte doch angefangen mich zu verarschen. Na ja gut besonders viel Humor hatte er ja wirklich nicht. Hatte ich auch nicht erwartet, aber dass er so eine Prinzessin war. Tztztz.
"Aber ich fahre dich doch. Das ist doch selbstverständlich." Mit der Antwort hatte ich jetzt nicht gerechnet. Ich wusste schließlich, dass er in eine völlig andere Richtung wohnte als Marco. Aber gut, da sagte ich nun wirklich nicht nein, noch dazu wo ich schon so spät dran war.
"Na dann hoppi und danke.", grinste ich und lief zu seinem Luxushobel.
Mein Blick fiel auf die Uhr, während wir in einem Autokorso standen. Das war ja hier noch schlimmer als in Berlin. Und selbst wenn wir freie Fahrt hatten, trat der gute Herr nicht mal ordentlich auf das Gaspedal sondern hielt aich akkurat an die erlaubten 50 km/h. Hoffentlich lag nicht noch eine 30er Zone vor uns oder noch schlimmer eine Spielstraße. Wahrscheinlich stieg er da aus und schob das Auto. Wozu der einen Sportwagen hatte, verstand ich wirklich nicht. Das war die totale Verschwendung. Für ihn hätte auch ein Ein-Liter-Auto gereicht. Am liebsten würde ich den Platz mit ihm tauschen, damit das Auto mal richtig gefahren wurde und wir noch rechtzeitig ankamen. Ich trommelte mit meinen Fingern auf dem Sitz.
"Warum bist du denn so nervös? Geht es dir nicht gut?" Boah, jetzt kam doch nicht wieder diese besorgte Ader bei ihm durch. Ich saß hier wie auf Kohlen und kein Rad drehte sich. Bestimmt wartete Erik schon.
"Nö, alles bestens. Der Stau nervt nur." und dein Gesülze fügte ich in Gedanken noch hinzu. Endlich bewegte sich wieder etwas und wir kamen ganze zehn Meter voran. Ich war kurz davor aus dem Auto zu springen und zu Fuss zu laufen. Wenn ich denn wüsste wo lang. Also blieb ich brav sitzen und schmollte vor mich hin.
"Wollen wir uns dann morgen treffen, um weiter zu planen? Kuchen alleine reicht ja nicht.", lächelte mich Roman an. Na super, da hatte der Blitzmerker ja vollkommen recht.
"Joa, können wir machen. Wir müssen aber Erik noch fragen, ob er Zeit hat.", gab ich wenig enthusiastisch zu bedenken. Eigentlich würde ich morgen viel lieber alleine mit Erik planen. Obwohl wir würden wahrscheinlich so ziemlich alles andere machen, nur nicht planen, dachte ich grinsend. Vielleicht war es ja doch gar nicht so schlecht, wenn wir das zusammen planten, sonst fuhren wir das noch gegen die Wand.
"Ich spreche mal mit Erik und gebe dir dann Bescheid."
"Wir haben ja morgen trainingsfrei. Da könnten wir uns bei mir treffen und ich mache uns etwas schönes zu essen. Wenn das Wetter so bleibt, können wir auf der Terrasse grillen." Man, seit wann war der denn so mitteilsam?
Endlich waren wir angekommen und natürlich stand wie zu erwarten Eriks Auto schon vor der Tür.
"Ach Erik ist gerade bei Marco. Da können wir ihn ja gleich fragen.", lächelte mich Roman an und sprang wie ein angeschossenes Kalb aus dem Auto. Der hatte es ja mal ungewohnt eilig Erik zu fragen, so wie er lossprintete. Ich griff zum Türöffner als auch schon meine Tür aufgerissen wurde. Was war das denn? Jetzt hielt er mir auch noch die Hand hin, um mir aus dem Auto zu helfen. Gut der r8 war flach, aber ich war doch keine gebrechliche Oma. So etwas hatte ich ja noch nie erlebt. Ich lief also flott zur Tür und schloss sie auf, während Roman mir gefolgt war.
Im Wohnzimmer saß Erik zusammen mit Franzi und Marco.
"Da bist du ja endlich, Süße.", wurde ich von Erik begrüßt. Dieses endlich hätte er sich ja auch sparen können. Ich wusste auch so, dass ich zu spät war. Na gut, der kurze Kuss auf meine Lippen machte diesen Vorwurf wieder wett.
"Und habt ihr was leckeres ausgesucht?", löcherte uns Marco sofort.
"Ja, alles wird mit Hell-of-Tabasco-Oliven-Creme gefüllt.", grinste ich und guckte zu Roman. Warum sah der denn jetzt so angepisst aus? Vorhin hatte er doch auch über diese Cremenamen scherzen können.
"Nicht euer Ernst?", fragte Marco schockiert, während Franzi sich halb schief lachte.
"Jasi verarscht dich gerade.", gluckste sie nur. Sie kannte mich halt mein ganzes Leben.
"Puh, ich dachte schon.", atmete Blondi auf.
Ich hörte ein Räuspern hinter mir.
"Erik, wir wollten uns morgen bei Roman treffen, um weiter zu planen. Hast du Zeit?"
Erik schaute mich grinsend an "Für dich habe ich doch immer Zeit, meine Süße."
"Super, dann sehen wir uns morgen um 12 Uhr bei mir. Ich muss dann auch los." Wieso hatte es Roman denn auf einmal so eilig? Sonst war er doch nie so schnell. Ich hatte mich ja noch gar nicht bei ihm bedankt. Ich lief ihm also schnell hinterher und erwischte ihn gerade noch an der Tür.
"Roman, danke nochmal für's Fahren.", hechelte ich schnell runter bevor ich noch bis zum Auto hinterher joggen musste.
"Kein Problem, war doch selbstverständlich." Er drehte sich nicht einmal mehr um. Man war das ein Muffel auf einmal.
"Na dann dir noch einen schönen Abend und bis morgen.", brummelte ich ihm noch hinterher. Hoffentlich hatte er morgen wenigstens bessere Laune. Eine muffelige Spaßbremse topte ja alles. Aber morgen war ja auch Erik dabei, dann war ja alles gerettet. Ich drehte mich um und lief grinsend zu meinem Kinderschokijungen zurück. Mal schauen, was der Abend noch für mich bereithielt.

Nicht jeder Schuss ist ein Treffer  ✔ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt