Kapitel 4

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"Guten Morgen, Jasi." wurde ich fröhlich von Franzi begrüßt als ich verschlafen in die Küche schlurfte. Wieso war die so früh schon so gut gelaunt? Meine beste Freundin war der absolute Morgenmuffel bis sie eine Tasse Kaffee intus hatte oder es mindestens 10 Uhr war. Angesichts ihrer Schwangerschaft und ihres besorgten Kettenhundes bezweifelte ich, dass sie überhaupt in die Nähe einer einzigen Kaffeebohne kam. Mein Blick fiel also zur Uhr. 9.30 Uhr. Was war hier faul, ich musterte Franzi skeptisch als hinter mir ein vor sich hinträllernder Marco erschien. Was nahmen die für Pillen? Davon brauchte ich auch unbedingt welche. Ich schaute zu Franzi, die ganz verstrahlt grinste. So langsam ging mir ein Licht auf. Die hatten sich vorhin wohl schon eine ziemliche Überdosis Endorphine beim Matratzensport geholt. Vielleicht sollte ich meinen Tag auch einmal so beginnen. Aber dafür fehlte mir einfach der richtige Kerl. Obwohl das Kinderschoki Milchschnittchen mit dem ich mich heute Abend traf, hatte dafür schon ganz gute Ansätze.
"Prinzessin, ich muss jetzt gleich zur Reha. Ich bin aber die ganze Zeit über Handy zu erreichen. Falls etwas sein sollte, rufst du sofort an. Ich bin dann gleich da." Und schon verwickelte Marco Franzi in einen liebevollen Kuss. Hilfe, das war jetzt eindeutig zu viel für mich auf leeren Magen. So viel Zucker, da bekam man ja Diabetes. Ich machte mich also auf Exkursion zum Kühlschrank.
"Tschüss, Jasi. Hier habe ich dir auch meine Telefonnummer aufgeschrieben, damit du mich sofort erreichen kannst, falls etwas mit Franzi ist.", Marco drückte mir einen Zettel in die Hand."Ich komme.."
"Ich weiß, du kommst dann sofort.", unterbrach ich ihn. Der Kerl nervt mit seiner übermäßigen Besorgtheit ja schon ein bisschen. Man könnte ja denken Franzi stand schon kurz davor zu werfen. Wie sollte das dann erst werden, wenn es wirklich so weit war. Der würde ja das ganze Krankenhaus und die ganze Welt terrorisieren oder einfach hyperventilierend aus den Latschen kippen. Das wäre wahrscheinlich für alle die nervenschonendste Variante.
"Und seht zu, dass ihr einen Termin bekommt und spart nicht am Geld. Franzi soll alles bekommen was sie sich wünscht.", zischte er mir noch zu.
Na das hörte sich ja mal nach einem Freifahrtsschein an. Ich liebte es Geld auszugeben. Ganz besonders, wenn es nicht meins war. Erleichtert atmete ich auf als ich jetzt endlich mit meiner Freundin alleine am Frühstückstisch saß. Obwohl, wenn ich sah wie sie Oliven in Nutella tauchte und die in ihren Mund schob, war das schon wieder eine ziemlich harte Probe für meinen Magen. Aber schon seit Vorgestern brannten mir so einige Fragen auf der Seele, die ich jetzt endlich mal klären wollte.
"Sag mal, was ist eigentlich passiert, dass du Marco noch eine Chance gegeben hast? Du bist doch sonst nicht so schnell dabei zu vergeben und das kann doch nicht nur wegen der Babys sein. Da hätte es doch auch andere Lösungen gegeben." Ich wollte meine Freundin jetzt zwar nicht von ihrer Glückswolke holen, aber der Typ hatte eine andere als er sie geschwängert hatte und auch wenn er jetzt einen auf happy Family machte, wer wusste denn, ob er Franzi dann nicht auch wegen einer anderen sitzen lassen würde. "Marco hat schließlich seine Ex mit dir betrogen. Wie kannst du ihm das so schnell vergeben und ihm dann auch noch vertrauen?"
Franzi sprang von ihrem Stuhl auf."Mensch Jasi, so war das doch alles gar nicht. Ich hätte einfach nur mit Marco auf Ibiza reden müssen, dann wäre das gar nicht so eskaliert. Das war einfach nur blöd von mir so sturr zu sein." Hä, jetzt verstand ich gar nichts mehr. Wieso gab sich jetzt Franzi auch noch die Schuld. Mein Gesicht musste wohl Bände sprechen.
"Man, Marco war mit der Kuh nur aus PR Gründen zusammen und hat extra 5 Millionen Konventionalstrafe gezahlt, weil er aus dem Vertrag ausgestiegen ist. Das hat er nur für mich gemacht. Und ehe du jetzt weitere Vermutungen anstellst. Nein, er wusste da noch nicht, dass ich schwanger bin und er wusste noch nicht einmal, ob ich ihm überhaupt noch eine Chance gebe." Franzi kannte mich zu gut. Das wäre nämlich wirklich meine nächste Frage geworden. In meinem Kopf fing es an zu rattern.
"Was war das denn für ein bescheuerter Vertrag? So etwas ist doch sittenwidrig. Wieso unterschreibt man sowas überhaupt?"
"Naja, du weißt doch die Sache mit Marcos Führerschein und dann gab es halt auch immer wieder Gerüchte, dass er schwul wäre, weil er keine Freundin hatte. Außerdem verkauft sich halt Model und Fussballer gut. Und der Verein und sein Berater saßen ihm halt im Nacken. Deshalb hatte er ja auch den Zoff mit Marcel und Robin. Er hat so viel dafür geopfert, aber dann doch eingesehen, dass es wichtigeres gibt. Er hat mich also überhaupt nicht verarscht. Weil eigentlich war er ja wirklich Single. Zwischen den beiden lief nie etwas. Da gab es nur gestellte Fotos und Auftritte.", verteidigte Franzi ihren Verlobten.
"Aber habt ihr jetzt gar keine Angst, dass doch noch etwas davon an die Presse kommt?", fragte ich schockiert als mein Gehirn das alles realisierte. Schon alleine die fünf Millionen waren doch Wahnsinn. Okay, Marco liebte Franzi wirklich. Kein Mensch schmiss so viel Geld just for fun raus. Nicht einmal ein völlig überbezahlter Fussballtreter.
"Naja, wenn die Kuh an die Presse geht, ist ihr Geld und noch viel mehr futsch. Also hoffe ich auf ihre Geldgeilheit und dass sie schön die Klappe hält. Und wenn doch etwas herauskommt, werden wir auch schon irgendwie damit fertig. Marco und ich gehören einfach zusammen." Dicke Tränen kullerten über Franzis Wangen. Ich stand auf und lief zu ihr, um sie zu umarmen und zu trösten.
"Boah, diese scheiß Schwangerschaftshormone machen mich echt fertig.", grinste sie schon wieder."Jetzt lass' uns aber schnell mit dem Planen anfangen, sonst ist Marco zu Hause und mischt mit. Das wird dann eindeutig zu anstrengend. Der lässt wahrscheinlich sogar den Papst einfliegen, wenn ich nur Papst sage."
"Hast du denn schon eine Vorstellung?", fragte ich also ganz vorsichtig.
"Ganz ehrlich, was einfaches mit allen unseren Freunden und der Familie wäre für mich genau das richtige."
"Also lieber so Imbissbude statt Sternerestaurant?", schmunzelte ich.
Franzi nickte glucksend. "Du kennst mich einfach zu gut. Deshalb bist du auch die Beste für diesen Job." Das hatte ich mir fast schon gedacht, dass sie keine Prinzessinnenhochzeit wollte.
"Na hoffentlich kann sich unser Profikicker auch damit anfreunden.", unkte ich.
"Das wird er müssen. Sonst gibt es keine Hochzeit.", grinste Franzi.
"Na dann lass uns loslegen, damit wir nachher was vorzuweisen haben und ihn schon einmal vor vollendete Tatsachen stellen können." Ich holte mein Tablet und wir fingen an zu recherchieren.

Nicht jeder Schuss ist ein Treffer  ✔ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt