Kapitel 40

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Ich traute meinen Augen nicht. Die ganze Zeit hatte ich schon nach ihm Ausschau gehalten und war enttäuscht gewesen, dass er nicht mitgekommen war. Jetzt hielten mich keine zehn Pferde mehr an meinem Platz und ich rannte los. Es war mir total egal, ob Marco mit Franzi oder Nik fegte. Genau genommen war mir alles hier um mich rum jetzt total egal. Während ich also wie Usain Boldt zu seinen Weltrekorden rannte und dabei glücklich quietschte, öffnete mein Ziel seine Arme und ich sprang ihm um den Hals. Sofort schlossen sich die Arme fest um mich und ich wurde im Kreis gedreht und bekam einen fetten Schmatzer.
"Ich habe echt gedacht, du bist nicht dabei. Ich habe dich so vermisst, Tiger", maulte ich während ich in strahlend braune Augen schaute.
"Ich habe dich doch auch vermisst, Mausi. Wir haben uns viel zu lange nicht gesehen." Ich klammerte mich immer noch an seinem Hals fest und hatte seine Hüften mit meinen Beinen umschlungen als wir zu den anderen unterwegs waren. Ich liebte es, wenn mich diese kräftigen Arme festumschlangen und ich kuschelte mich an die guttrainierte Brust.
"Oho, da ist ja unser Dreamteam reunited. Schön, dass du auch da bist, Marvin.", lachte Franzi und stockte zu einem Gruppenkuscheln auf. Spätestens jetzt hatten wir die Aufmerksamkeit aller.
"Aber sag mal, wo warst du denn die ganze Zeit, Tiger?", wollte ich jetzt doch wissen. Ich hatte mir vorhin als die ganzen Berliner angetanzt waren wirklich die Augen aus dem Kopf geguckt und war schon ziemlich enttäuscht gewesen, dass die für mich allerwichtigste Person aus Berlin nicht dabei war.
"Naja, einer musste doch den verantwortungsvollen Job übernehmen und das Abladen timen. Und wer ist dafür besser geeignet als ich?", grinste mich Marvin an. Manno, hatte ich dieses Grinsen vermisst.
"Ay, Plattenhardt nimm mal deine Pfoten von meiner Freundin.", kam jetzt Erik grinsend um die Ecke und hielt Marvin seine Hand zum Einschlagen hin. Marvin schaute mich mit diesem du-hast-mir-wohl-was-zu-erzählen-Blick irritiert an, als er Erik begrüßte. In mir kroch ein ziemlich schlechtes Gewissen hoch, denn ich hatte ihm in unseren letzten Telefonaten wirklich nichts davon erzählt, dass ich mich mit Erik traf und dass wir uns etwas näher gekommen waren. Die ganze Zeit hatte ich ihn nur mit den ganzen Vorbereitungen zugetextet. Erik stellte sich zu mir und legte seinen Arm um meine Schulter, während uns Marvin mit seinem Blick fixierte. Zu meiner Freude standen nun auch der Lauch und das Burgerbrötchen bei uns. Dieser Lauch starrte mich schon wieder feindseelig an.
"Können wir jetzt endlich wieder futtern gehen?" Dafür könnte ich ja dieses Burgerbrötchen knuddeln. Erik nickte sofort und griff nach meiner Hand, um mich mitzuziehen.
"Ich komme nach.", zischte ich ihm zu und machte mich los. Ich bekam ein Schulterzucken als Antwort und schon zog er lachend mit seinen Trabanten ab. Im weggehen hörte ich noch wie der Lauch auf Erik einredete "Ich habe dir doch gleich gesagt, die verarscht dich bloß. Die meint das nicht ernst."  Ich glaubte ja wohl es ging los. Hatte hier jemand von Keksen gesprochen, dass der Krümel sich einmischte?
"Der hat doch gegen mich sowieso keine Chance. Ich spiele schließlich beim geilsten Verein und bin Weltmeister. Außerdem ist sie mein Mädchen.", grinste Erik ihn an. Der Penner hetzte echt gegen mich. Und Eriks Antwort ärgerte mich nicht weniger. Was hieß hier Marvin hätte gegen ihn sowieso keine Chance, weil ich sein Mädchen war. Hallo? Wusste ich davon vielleicht auch etwas. So weit waren wir ja noch lange nicht. Da hätte ich ja wohl auch ein Wörtchen mitzureden. Wir waren gerade einmal in der Date-Findungsphase. Ich schaute zu Marvin, der den Dreien hinterherschaute. "Was war das denn Mausi? Hast du mir vielleicht etwas zu erzählen."
"Naja, ich war ein paar Mal mit Erik auf Dates. Das war es dann aber auch schon. Ich habe echt keine Ahnung, was der sich einbildet."
"Wie, du warst auf Dates? Und da war nicht mehr?", Marvin sah mich durchdringend an. Wie ich diesen Blick hasste, schon seit wir uns damals bei Hertha kennengelernt hatten. Ich hatte damals in den Semesterferien bei Franzi gejobt und irgendwie hatte es sich dann ergeben, dass Marvin und ich viel mit Franzi und Nik zusammen unternommen hatten. Schnell verband uns eine echte Freundschaft. Ich konnte mit allem zu ihm kommen und er zu mir. Dummerweise hatte er aber diesen Röntgenblick und durchschaute mich immer sofort. Vor ihm konnte ich einfach keine Geheimnisse haben.
"Naja, vielleicht haben wir uns auch geküsst und ein bisschen gefummelt.", nuschelte ich und schaute weg.
"Mausi, schau mich mal an." Och nö, nicht schon wieder. So viele Röntgenstrahlen sind doch ungesund.
"Ich sehe dir doch an, dass da was nicht passt. Außerdem hast du immer nur von dem Bürki erzählte. Also, was ist los?"
Boah, war der gut. Und wie da was nicht passte. Er kannte mich wirklich. Ich dachte nur an Eriks Trabanten und hätte kotzen können. Aber was hieß hier ich hätte immer von Roman erzählt. Ich hatte doch nur von den Vorbereitungen gesprochen. Naja, war ja auch egal. Marvin legte mir seinen Arm um die Schulter." Los, hau jetzt raus und dann nehme ich mir den Wurm zur Brust, wenn er scheiße zu dir war." Auf alle Fälle sprudelte jetzt alles aus mir heraus, dass er mich fett genannt hatte und dass ständig seine dämlichen Kumpels drumherum waren. Ich erzählte aber auch von seinen Entschuldigungsversuchen. Marvin hörte die ganze Zeit gespannt und interessiert zu.
"...... und jetzt sind seine Kumpels schon wieder hier. Und dieser Lauch stänkert gegen mich. Das hast du ja mitbekommen.", beendete ich meine Story. Marvin zog mich dichter an sich und drückte mir einen Kuss auf die Schläfe.
"Mausi, wenn du mich fragst, hat der dich gar nicht verdient, wenn ihm seine Kumpels wichtiger sind. So ein bisschen kenne ich ihn ja auch. Der muss erst einmal erwachsen werden, um mit dir klar zu kommen. Manchmal reicht es nicht, wenn man nur immer Spaß miteinander hat. Denk mal an den Spruch Gegensätze ziehen sich an. Ihr seid beide impulsiv und hibbelig. Du brauchst jemand ruhigen, der auf dich aufpasst und nicht jemand, der noch mehr aufdreht." Irgendwie könnte Marvin da recht haben. Ich schaute ihn an, ehe ich mich noch mehr an ihn kuschelte "Ich bräuchte jemand wie dich, mein Tiger. Warum hast du keinen Zwilling."
"Weil ich einzigartig bin, Mausi. Und jetzt lass uns zu den anderen gehen und die Lage checken.", grinste er mich frech an.

Nicht jeder Schuss ist ein Treffer  ✔ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt